1815 - Die Wiege des Teufels
wissen, was hier ablief.
Auf uns achtete niemand. Sie hatten sich untergehakt und hielten die Köpfe gesenkt. Dabei bewegten sie sich langsam im Kreis und murmelten so etwas wie Beschwörungen vor sich hin. Das jedenfalls nahmen wir an, weil wir nichts verstanden.
Es war wichtig, dass wir an die Wiege und damit auch an das Kind herankamen. Ich hatte mich von dem Gedanken gelöst, es mit einem echten Kind zu tun zu haben. Es sah zwar echt aus, es mochte auch echt sein, doch in ihm steckte das, was der Vater ihm mitgegeben hatte. Ein Stück Hölle oder Verdammnis. Wie oft wurde leichtsinnig von Teufelskindern gesprochen, aber hier war es der Fall, auch wenn der Vater nicht unbedingt der echte Teufel war.
Es gab einen Anführer. Den hatte ich mir gemerkt. Auch er hielt den Kopf während des Tanzes gesenkt.
Suko hatte sich ebenfalls an einer entsprechenden Stelle aufgebaut. Er schaute zu mir rüber.
Ich hob meine rechte Hand. Das war für Suko das Zeichen. Er griff nicht an, er sollte sich zurückhalten.
Den Angriff erledigte ich.
Und er galt dem Anführer. Als er mich das nächste Mal passieren wollte, war ich schneller. Ich fasste mit beiden Händen zu, riss ihn aus dem Kreis der anderen und schleuderte ihn mit einer heftigen Bewegung zu Boden …
***
Er schlug auf. Jeder hörte den Schrei, aber auch den Fluch, der ihm folgte.
Der Kreis war zunächst auseinander gerissen worden. Genau das hatten wir gewollt. Die anderen Mitläufer waren noch da. Sie wirkten so, als wollten sie jeden Moment wieder starten.
Dagegen hatte Suko etwas. Bevor sie noch einen Plan fassen konnten, war er bei ihnen und hatte sich innerhalb des Kreises gestellt.
Ich wandte mich an Blake, der sich vom Boden hoch gerappelt hatte.
»Ich hoffe, Ihnen ist klar, dass dieses Spiel zu Ende ist. Die weiteren Regeln bestimmen wir. Ich will, dass alle auf ihrem Platz bleiben. Über alles andere werden wir später reden.«
»Glauben Sie das?«
»Ja, sonst hätte ich es Ihnen nicht gesagt.«
»Was wollen Sie hier eigentlich?«
»Sie notfalls mitnehmen.«
»Aha, aber nur notfalls.«
»Genau.«
»Und sonst?«
»Möchte ich, dass Sie reden.«
»Über was?«
»Über alles, was Sie und Ihre Bruderschaft betrifft, Mister Blake.«
»Nein.«
»Doch. Sie werden reden.« Ich trat blitzschnell zu, als er nach mir greifen wollte, sodass er wieder zu Boden ging. »Ich sage Ihnen, wann Sie sich wieder erheben können. So lange bleiben Sie unter meiner Kontrolle und am Boden.«
»Das kann ich nur bestätigen«, sagte Suko, der an einer anderen Stelle stand und seine Waffe gezogen hatte. Er bewegte dabei seine Hand, sodass jeder der Typen das Gefühl haben musste, bedroht zu werden.
Mit einer halben Drehung kam Blake auf den Rücken zu liegen. Er starrte mich an. Sein Blick war alles andere als freundlich. Am liebsten hätte er mich zur Hölle geschickt, aber wer in eine Mündung schaut, der sollte erst mal nachdenken.
»Jetzt möchte ich gern wissen, was die Versammlung hier genau soll«, sagte ich. »Was habt ihr vor?«
»Fick dich!«
»Nein, das werde ich nicht. Aber ich kann dir etwas anderes zeigen, was eigentlich zur Kirche gehört.« Das Kreuz hatte ich schon zuvor in meine linke Tasche gesteckt. Jetzt holte ich es hervor, fasste es an der Kette an und ließ es nach unten fallen, sodass er das Gefühl haben musste, es würde seinen Kopf berühren.
Das passte ihm nicht. Er gab einen entsprechenden Laut von sich, der sich wie ein Fluch anhörte, dann blieb das Kreuz über seinem Gesicht pendeln.
»Es ist mein Trumpf.«
»Ha, darauf spucke ich.«
»Ich würde es an deiner Stelle nicht tun. Aber es soll dir zeigen, zu welcher Seite ich gehöre. Es ist genau das Gegenteil von deiner. Darauf können wir uns schon mal einigen. Das heißt, wir sind nicht eben Partner. Du hast auf den Teufel gesetzt, auf die Person, die mein Todfeind ist.«
»Ha, er wird dir schon zeigen, wer er ist.«
»Kann sein. Hat er einen neuen Trick? Versucht er es jetzt durch ein Kind?«
Als der Mann die Frage gehört hatte, fing er an zu grinsen. Dann sagte er: »Kind ist gut.«
»Es ist doch ein Kind – oder?«
»Ja. Aber ein Kind des Teufels.«
»Glaubst du das?«
»Ich schwöre darauf. Und als Kind des Teufels ist es verdammt mächtig, das lass dir gesagt sein. Du bist in diesem Spiel nur eine lächerliche Figur.«
»Wenn der Junge ein Kind des Teufels ist oder der Hölle, dann muss er vernichtet werden. Ich kann es nicht durchgehen lassen, dass er auf
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