1821 - Aus den Tiefen der Hölle
starrte nur nach vorn, als gäbe es dort etwas Besonderes zu entdecken.
Das sah Jane, wenn sie ab und zu in den Innenspiegel schaute. Aber sie war neugierig und wollte mehr wissen.
»Geht es dir gut?«
»Wieso?«
»Nur so. Das interessiert mich einfach.«
»Nein, es geht mir nicht gut.«
»Das ist traurig. Wie kann ich das ändern?«
»Kannst du nicht.«
»Echt nicht?«
»Frag nicht mehr.«
»Gut. Aber du hast weiterhin nichts dagegen, mit zu mir zu kommen? Du kannst bei mir auch duschen…«
»Das brauche ich nicht.«
»Okay, dann lassen wir alles langsam angehen.«
»Müssen wir denn noch lange fahren?«
»Es kommt auf den Verkehr an. Eigentlich nicht. Wir haben es gleich geschafft.«
»Das ist gut.«
Das Gespräch zwischen ihnen schlief wieder ein. Viel hatte die Detektivin nicht herausbekommen, aber sie wusste, dass es da ein Geheimnis gab, das die junge Frau mit sich herumschleppte. Und dieses Geheimnis konnte vielleicht gefährlich sein.
Dank einiger Schleichwege kam Jane früher in ihrer Straße an, als sie es gedacht hatte.
Sie fand ihren Parkplatz zwischen den beiden Bäumen nicht besetzt und rangierte den Wagen hinein. Dann stellte sie den Motor ab, drehte den Kopf und nickte ihrem Fahrgast zu.
»Da wären wir.«
»Ja, schön.« Schweigend öffnete Jenny Price die Tür und schob sich aus dem Wagen. Ihre Pflaster nahm sie mit.
Jane Collins beobachtete sie genau. Sie traute ihr noch immer nicht. Sie wollte zunächst mal ihre nächsten Reaktionen abwarten, bevor sie sich ein Bild machte.
Sie hatten nicht weit zu gehen. Bis zum Haus, in dem Jane wohnte, waren es nur wenige Schritte. Um an die Haustür zu gelangen, mussten sie einen kleinen Vorgarten durchqueren.
»Hier wohnst du also.«
»Ja.«
»Nicht schlecht. Bonzen-Gegend.«
»Das weiß ich nicht. Ich jedenfalls kenne hier keine Bonzen. Ich habe nette Nachbarn.«
»Aber ihr alle habt Kohle.«
»Ja, das stimmt. Uns geht es nicht schlecht. Ich arbeite auch dafür und spende auch einiges. Ich will über keinen Menschen den Stab brechen, aber die meisten Leute bekommen nichts geschenkt. Sie müssen sich ihren Lohn erarbeiten.«
»Ja, ja…« Mehr sagte Jenny Price nicht. Vor der Haustür blieb sie stehen und wartete, bis Jane Collins aufgeschlossen hatte.
»So, dann geh mal rein.«
Das tat Jenny. Langsam, Schritt für Schritt. Sie schaute sich auch um, was völlig normal war. Dann sah sie eine Garderobe an der Wand. Davor blieb sie stehen.
»Alles okay?«, fragte Jane.
»Nicht ganz.«
»Was ist?«
»Du hattest was von Duschen gesagt.«
»Kein Problem.«
»Und wo?«
»Ich zeige es dir.«
Es gab zwei Bäder im Haus. Eines davon lag in der unteren Region. Es war immer von Sarah Goldwyn, der Horror-Oma, benutzt worden. Seit die alte Frau tot war, wurde es nicht mehr benutzt, war aber noch sehr gepflegt. Jane Collins hatte sich in der ersten Etage eine kleine Wohnung eingerichtet, natürlich mit Bad.
Die beiden Frauen gingen an der Küche vorbei in den hinteren Teil des Flurs. Dort öffnete Jane eine Tür und Jenny schob sich vorsichtig über die Schwelle.
»Nicht schlecht«, lobte sie. »Sogar recht groß. Wanne und Dusche. Da weiß ich ja gar nicht, was ich benutzen soll.«
»Du kannst auch ein Bad nehmen.«
Plötzlich strahlten ihre Augen. »Ehrlich?«
»Ja.« Jane ging an ihr vorbei auf die Wanne zu. »Ich lasse dir Wasser ein.«
»Ist total nett.«
»So bin ich eben.«
Es gab auch noch ein Bade-Gel, das schäumte, als das Wasser lief. Jenny Price stand da wie bestellt und nicht abgeholt. Sie schaute zu, wie sich die Wanne allmählich füllte. Mit ihren Gedanken schien sie ganz woanders zu sein.
»Ich lasse dich dann jetzt allein«, sagte Jane.
»Ist gut.«
»Willst du mir deine Pflaster nicht geben?«
Oh, da hatte sie etwas gesagt. Sie erntete einen wilden Protest. »Auf keinen Fall. Ich will das nicht. Ich werde sie bei mir hier im Bad behalten.«
»Gut, wie du willst.« Glücklich war Jane Colins darüber nicht, aber sie hatte es zu akzeptieren, was sie dann auch tat. Recht unzufrieden zog sie sich zurück und atmete erst mal tief durch. Ob es ein Fehler gewesen war, sich diese Person ins Haus zu holen?
Jane Collins wusste es nicht. Aber ihr war klar, dass Jenny Price etwas zu verbergen hatte. Und das wollte sie herausfinden. Das riet ihr die innere Stimme.
Sie ging in die Küche, um sich einen Kaffee zu kochen. Eine Tasse konnte nicht schaden, vielleicht zwei, und das Wasser reichte auch für mehrere
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