1821 - Aus den Tiefen der Hölle
die arme Menschen mit diesem furchtbaren Stoff versorgen.«
»Das tun wir«, sagte Suko.
»Und was suchen Sie dann hier?«
»Das wissen Sie doch. Schließlich hat Hale von der Hölle oder dem Teufel gesprochen.«
»Darüber kann ich nicht mal lachen.«
»Das sollen Sie auch nicht«, sagte ich, »aber finden Sie sich damit ab, dass es die beiden mächtigen Kräfte gibt. Auf der einen Seite das Gute, auf der anderen das Böse.«
»Ja, das sagt man immer.«
»Weil es stimmt.«
Dr. Smith winkte ab. »Das können Sie so halten, wie Sie wollen, ich sehe das anders, auch wenn mich Hales Reaktion schon gewundert hat. Und Sie schieben das wirklich auf das Kreuz?«
»Wenn ich es Ihnen sage.«
»Dann könnte man ihn fragen?«
»Wenn Sie wollen«, sagte ich.
Der Arzt ging auf seinen Patienten zu und blieb dicht vor ihm stehen. Er nickte ihn an.
»Kannst du dich an alles erinnern, Ritchie?«
»Woran soll ich mich erinnern?«
»An deine Angst.«
Hale wusste Bescheid. Er fuchtelte mit den Händen, und Dr. Smith ging in Deckung, um nicht erwischt zu werden. Hale sprach auch. »Ich hasse es! Ich will es nicht sehen. Es bereitet mir Schmerzen. Ich soll zerrissen werden. Ja, so ist das. Fast wäre es mit mir geschehen.«
Erst jetzt stellte der Arzt wieder eine Frage. »Und du hast Angst vor dem Kreuz?«
»Ich will es nicht mehr sehen.«
»Wer hat dir das gesagt?«
»Matthias.«
»Aha. Und wer ist das genau?«
»Mein Freund.«
»Eher sein Dealer«, sagte ich und schaute ihm direkt ins Gesicht. »So ist es doch gewesen – oder? Du hast von ihm die Droge bekommen, damit sie dich zu neuen Ufern führt. Stimmt das?«
»Ja!«, raunzte er mich an.
»Ausgezeichnet. Was hast du denn empfunden? Kannst du uns das sagen?«
»Ich bin stark geworden. Ich stehe jetzt auf seiner Seite. Er wird mich nicht im Stich lassen.«
»Das weißt du?«
»Ja.«
»Und woher?«
»Wir stehen immer in Kontakt. Ich weiß, was er denkt und fühlt. Er hat für mich gesorgt…«
»Ja, das sehe ich. Du sitzt hier in einer Zelle. Das hast du ihm zu verdanken. Du hast Angst vor dem Kreuz, aber in deinen Adern fließt das mörderische Gift der Droge.«
»Sie tut mir gut. Ich will sie haben. Jetzt auch. Und ich werde sie bekommen. Und wenn alles geschehen ist, werde ich in seinem Namen handeln. So sieht es aus.«
»Du willst ihn wieder treffen?«
»Ja.«
»Wann?«
Er grinste mich an. »Das kann jede Minute sein. Für ihn gibt es keine Hindernisse.«
»Dann wird er dir neuen Stoff bringen?«
»Kann sein. Ich brauche ihn. Ich werde ihn bekommen. Ich bin gierig danach, und ich weiß, dass ich nicht allein bin. Auch andere Personen nehmen den Stoff.«
»Wer denn?« Ich war plötzlich wie elektrisiert.
»Willst du Namen wissen?«
»Würde mich freuen.«
»Ich kenne keine.« Er lachte plötzlich und schüttelte den Kopf. »Aber es gibt sie, das ist Fakt.«
Ich schaute den Arzt an. Der hatte zugehört und verspürte meine Erregung.
»Stimmt das, Doc?«
»Ja, das kann sein. Aber vielleicht will er sich auch nur wichtig machen.«
»Nein, das glaube ich nicht. Bei ihm steht schon jemand dahinter, das weiß ich.«
»Dieser Matthias.«
»Genau.«
»Und Sie kennen ihn?«
»Leider.«
»Ist er denn so gefährlich?«
»Es kann tödlich sein, mit ihm zusammenzutreffen. Aber haben Sie Hale wirklich auf Entzug?«
»Nun ja…«
»Aber?«
»Ja, wir spritzen ihm ein anderes Mittel, das eine Gegenreaktion auslösen soll.«
»Haben Sie Erfolg gehabt?«
»Einen relativen. Er ist öfter ruhig, als dass er durchdreht. Wenn er das aber tut, dann können alle froh sein, dass wir ihn fixiert haben. Aber Sie sind auch nicht viel weiter gekommen – oder?«
»Nein. Wir haben nur so etwas wie eine Bestätigung erhalten. Das ist alles.«
»Und was sollen wir Ihrer Meinung nach tun?«
»Behalten Sie ihn weiter unter Kontrolle.«
Dr. Smith nickte. »Das werden wir auch. Aber was ist, wenn plötzlich sein Dealer hier erscheint? Davon haben Sie doch immer gesprochen. Was soll ich dann tun?«
»Sich auf keinen Fall mit ihm einlassen. Wenn er tatsächlich hier erscheint, dann tun Sie alles, was er will. Stellen Sie sich nicht gegen ihn.«
»Hört sich gefährlich an.«
»Der Mann ist auch gefährlich. Und wenn er wirklich hier erscheint, rufen Sie uns an.«
»Ja, das werde ich tun.«
Ich warf dem Insassen noch einen letzten Blick zu. Er saß aufrecht auf seinem Stuhl und hielt den Blick nach vorn gerichtet. Ich sah auch das Funkeln in seinen Augen,
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