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1821 - Invasion der Igelschiffe

Titel: 1821 - Invasion der Igelschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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man auf Trokan keinen Wechsel von Tag und Nacht gekannt, und allein diese Umstellung hatte die Herreach schier um den Verstand gebracht.
    Ihr Leben war aus den Fugen geraten, mit ungeheurer Gewalt und so gründlich, daß auch stabilere Gesellschaftssysteme darunter zerbrochen wären. Man brauchte sich nur vorzustellen, man schlief als moderner Terraner ein und erwachte am nächsten Morgen in der Urgeschichte, mit allem, was dazugehörte: Vulkanausbrüche, endlose Dschungel, kleine, große, mittlere Saurier. Und ohne alles, an das man gewöhnt war: Häuser, Kleidung, Lebensmittelgeschäfte und Trividanlagen.
    In Trividfilmen sah so etwas immer sehr bunt und spannend aus, und selbst nach einem Ringkampf mit einem Tyrannosaurus Rex blieb die Heldin frei von Schweißtropfen, Blut und Schmutz, und ihre Frisur saß selbstverständlich tadellos. Aber das war Trivid und hatte mit der Wirklichkeit nichts zu tun.
    „Ich nehme an", führte Vilgor seine Einflüsterungen fort, „daß du dich nicht länger auf die Rolle des passiven Beobachters wirst beschränken lassen und selbst die Initiative ergreifen willst."
    „Gewiß, gewiß", versicherte Tayloz Üpkek.
    Centoar Vilgor kannte den Blue auch anders; früher, vor Vilgors Zeit, war er energischer und entschlußfreudiger gewesen und hatte die Terraner einige Male vor den Kopf gestoßen. Vilgor hatte ihn dann in der hohen Schule der Diplomatie unterwiesen und ihn somit restlos verunsichert. Üpkeks Versuche, die akonische DiplomatenGeschmeidigkeit zu erlernen, hatte letztlich dazu geführt, daß er zu einer verformbaren Masse in Vilgors Händen geworden war.
    „Immerhin ist es ja möglich", sinnierte Centoar Vilgor, ohne seinen Vorgesetzten dabei anzublicken, „daß die Terraner beim Aufbauprogramm Trokan Fehler machen. Es ist eine extreme Notlage für die Herreach, und die Terraner müssen unglaublich schnell etwas auf die Beine stellen. Die Herreach müssen medizinisch versorgt werden, sie brauchen Unterkünfte, Kleidung und dergleichen. Vor allem aber Wasser - und Nahrung."
    Üpkek wiederholte die zustimmende Geste, dann forderte er Vilgor auf, weiterzumachen.
    „Vor allem bei der Nahrungsproduktion",- fuhr Vilgor fort. Er war aufgestanden und schritt mit sorgenzerfurchter Miene im Raum auf und ab. Das Gespräch fand an Bord der AZTAKT statt, dem Schiff der Delegation des .Forums Raglund. „Dabei kann es zu großen Schwierigkeiten kommen. Soweit ich weiß, setzen die Terraner auf Trokan neu entwickelte Pflanzenhybriden aus, die sie in aller Eile entwickelt haben."
    „Ich habe es gesehen", bestätigte Üpkek und schloß kurz die Augen, als wolle er sich die Szene ins Gedächtnis zurückrufen. „Und sie erzielen offenbar schon die ersten Erfolge, nach nur wenigen Wochen."
    Centoar Vilgor nickte.
    „Und du wirst dich sicher erinnern, daß wir über eine. Art Geschenk für die Herreach nachgedacht haben."
    „Sicher, ich erinnere mich", behauptete Tayloz Üpkek sofort. „Das Dänengeschenk."
    Centoar Vilgor verzichtete darauf, den Gataser darüber zu informieren, daß der korrekte Ausdruck „Danaergeschenk" lautete. Wie die meisten Lebewesen schätzte es auch Tayloz Üpkek nicht sehr, ständig belehrt zu werden, schon gar nicht von jemandem, den er für unterlegen hielt.
    „Ich habe im Humanidrom Nachforschungen angestellt", berichtete Vilgor ruhig und zog eine kleine Ampulle aus der Tasche.
    Er legte sie auf den flachen Tisch, so daß der Blue sie unschwer anschauen konnte. Bei einem Blue konnte man ohnehin wenig unternehmen, ohne gesehen zu werden. Wie alle Blues hatte Üpkek sowohl vorn als auch hinten an seinem Tellerkopf ein Augenpaar. Sehen konnte er damit fast alles, fraglich war nur, ob er kapierte, was er sah. In dieser Hinsicht war Centoar Vilgor sehr skeptisch - und zugleich sehr zufrieden. Er hatte längst gelernt, sich jede von Üpkeks Schwächen zunutze zu machen.
    „Ich sehe, du bist erfolgreich gewesen", sagte Üpkek leise, ohne den Blick von der Ampulle zu wenden.
    „Man müßte dieses Material in den Gengefügen einer jener Pflanzen einbauen, die die Terraner auf Trokan heimisch machen wollen. Dazu ein hochwirksamer Wachstumsbeschleuniger, eine biologische Peitsche, und der Erfolg müßte sehr bald eintreten."
    „Dann hat sich deine Reise zum Humanidrom also gelohnt", bemerkte Üpkek anerkennend.
    Vilgor antwortete nicht.
    Daß er mit knapper Mühe und Not, beinahe buchstäblich in letzter Sekunde, das Humanidrom per Transmitter verlassen hatte,

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