Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1825 - Schreie aus dem Fegefeuer

1825 - Schreie aus dem Fegefeuer

Titel: 1825 - Schreie aus dem Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
anfangen«, bat ich sie. »Dann können wir uns ein Bild machen.«
    »Okay, das werde ich.« Sie dachte noch ein paar Sekunden nach und produzierte auch einige Rauchwolken. Dann fing sie an zu reden. Sie berichtete von ihrer Reise und tat dies ausführlich. Wir konnten uns sogar vorstellen, wie sie die Szene mitbekommen hatte und völlig von der Rolle gewesen war.
    »Also, ich habe keine Erklärung dafür«, sagte sie mit leiser Stimme. »Das war schon ein Schock für mich.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte ich. »Und es passierte nur einmal – oder?«
    »Ja, im Tunnel.«
    »Aha.«
    Edith Truger deutete mit ihrer Zigarillospitze auf mich. »Ja, das ist das Problem. Das ist auch am wichtigsten. Es passierte innerhalb des Tunnels. Der Gotthard ist lang, kann ich Ihnen sagen. Das merken auch immer die Autofahrer.«
    »Stimmt.«
    Frau Truger sprach weiter. »Er war weg. Es geschah während der Fahrt durch den Tunnel. Da hat man ihn geholt. Er war weg, als wir in den Tunnel gefahren waren.«
    »Und weiter?«
    »Das habe ich Ihnen schon gesagt.« Sie stäubte Asche ab. »Ich stand da und konnte nur den Kopf schütteln.«
    »Hatten Sie auch Angst?«, fragte Harry.
    »Ja und nein. Ich war mehr überrascht. Ich wusste ja, dass mein Gegenüber das Abteil nicht auf dem normalen Weg durch die Tür verlassen hatte. Das hätte ich gehört.«
    »Nicht gesehen?«
    »Nein, denn das Licht war ausgefallen. Aber ich hätte es trotzdem bemerkt.«
    »Ja, ja, das glaube ich Ihnen.«
    Sie schaute Harry an und schüttelte den Kopf. »Glauben Sie mir, es war mehr als unheimlich und für mich nicht zu erklären. Und dann kam er zurück, da hatte ich in dem Schaffner allerdings einen Zeugen. Auch er schaute zu, wie sich der Mann immer mehr hervor schob. Als wäre er aus einer Glasplatte gekommen, die noch mit einigen Einschlüssen versehen war. Ja, so ist das gewesen.«
    »Und sonst?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Haben Sie sich etwas überlegt?«, fragte Harry.
    Plötzlich leuchteten ihre Augen. »Und ob ich das habe. Sehr genau habe ich mir was überlegt, und ich kam sogar zu einem Ergebnis, es sitzt jetzt vor mir.«
    Harry lachte. »Sehr gut, aber weiter im Text. Was erhoffen Sie sich von unserem Besuch?«
    »Die Lösung.«
    »Ach. Einfach so?«
    »Ja, einfach so. Ich kann mich erinnern, dass mir mein Mann Werner von diesem Treffen berichtet hat. Er war davon sehr angetan. Er hatte nichts vergessen.«
    Harry lächelte. »Ja, ich erinnere mich auch.«
    »Jetzt war der Weg nicht mehr weit. Mein Mann hat mir auch gesagt, dass ich mich an Sie beide wenden soll, falls es mal Probleme gibt. Das habe ich getan, und ich bin froh, dass ich es getan habe. So können wir reden.«
    Ich hatte bisher nur zugehört. Alles, was sie sagte, war ja gut und schön, aber es traf nicht den Kern, und weitergebracht hatte es uns auch nicht. Ich hatte darauf gewartet, dass sie uns einen Tipp gab, doch das war auch nicht eingetreten.
    »Wir haben ja wenige Punkte, wo wir ansetzen können, Frau Truger«, sagte ich.
    »Schon. Aber ich denke da an das Fegefeuer.«
    »Stimmt. Das ist vorhanden.« Mein Lächeln fiel ein wenig bitter aus. »Leider bringt uns das nicht weiter.«
    »Das denke ich auch.«
    »Aber …?« Ich stellte bewusst die Frage, denn ich hatte an der Mimik der Frau erkannt, dass sie noch einen Trumpf in der Hinterhand hielt.
    Edith Truger nickte. »Wir müssen mehr wissen, und deshalb habe ich einen Plan geschmiedet, der auch aufgehen wird.« Dieser Bemerkung folgte ein spitzbübisches Lächeln.
    »Und welcher ist das?«, fragte Harry.
    »Ganz einfach. Ich habe Urs Meyer gebeten, zu mir zu kommen.«
    Jetzt waren wir beide überrascht.
    Harry hakte nach. »Hat er zugesagt?«
    »Ja, und eigentlich müsste er schon unten an der Haustür sein, wenn er pünktlich ist.«
    Genau in diesem Moment schellte es.
    Edith Truger spritzte förmlich von ihrer Couch hoch. »Wer sagt es denn?«, rief sie und lief zur Tür …
    ***
    Wenig später betrat ein noch recht junger Mann das Zimmer. Edith Truger hatte ihn an die Hand genommen wie eine Mutter ihren Sohn. Er war größer als Edith Truger, trug beigefarbene Jeans, ein buntes Hemd und eine dünne braune Lederjacke. Seine Füße steckten in weichen Sneakers.
    In seinem Gesicht fiel die Haut auf, die an vielen Stellen porös wirkte.
    Wir wurden einander vorgestellt. Als er mir die Hand gab, da zuckte er zusammen und zog seine Finger sehr schnell wieder zurück, als hätte er etwas Heißes angefasst.
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher