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1831 - Requiem für den Smiler

Titel: 1831 - Requiem für den Smiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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selbst zu steuern.
    Agnes brach die Schachpartie noch vor der sicheren Niederlage ab und kam zu Tekener, der nach der Landung auf dem Dach in sich zusammensackte.
    „Was passiert?" fragte Agnes erschrocken.
    Tekener starrte durch sie hindurch. Er bewegte die Lippen, aber es kam kein Laut darüber.
    „Ronald Tekener hat seinen schlimmsten Feind getroffen", antwortete sein SERUN. „Das war ein solches Schockerlebnis für ihn, daß er kollabierte."
    „Was Feind?" entfuhr es Agnes. „Tolkander?"
    Tekener bewegte wieder die Lippen. Sie kam ganz nahe, um zu hören, was er sagte.
    „Tenno", verstand sie.
    Und sie wiederholte: „Tenno?"
    Tekener nickte kraftlos mit dem Kopf. Sein Blick war dabei völlig leer. Aber man konnte sich auch einbilden zu erkennen, daß tief in seinen Augen das Grauen festsaß.
    „Tenno, der Feind?" sagte Agnes verständnislos.
    „Tenno", sagte Tekener wieder.
    Der Smiler sagte es ohne besondere Betonung, denn er war nicht in der Lage, sein Entsetzen verbal auszudrücken. Aber es war ihm in die Augen gebrannt, und sein Körper zitterte wie unter einem Schüttelfrost.
    Agnes starrte Tekener mit offenem Mund an. Sie versuchte wohl zu begreifen, was sein Verhalten zu bedeuten hatte. Plötzlich schien ihr eine Erkenntnis zu kommen. Ihr Gesicht erhellte sich ein wenig, dann wandelte sich ihr Ausdruck jedoch zu größter Verzweiflung.
    „Oh, Tek!" sagte sie schluchzend. Dabei klopfte sie mit der Faust unablässig auf Tekeners Brust. „Dein schlimmster Feind! Dein schlimmster Feind - is’ da drin!"
     
    8.
     
    Das Bild von Agnes Figor und Ronald Tekener erlosch. Aber es blieb in meinem Kopf lebendig.
    Ich war wie benommen, aber auch erschüttert und deprimiert. Der Zorn über die eigene Handlungsunfähigkeit gebar den Wunsch, den Leiden der Simple Minds endlich ein Ende zu machen.
    Es konnte kein Zweifel bestehen, daß Tek die Schwelle zum Wahnsinn überschritten hatte. Der IQ-Dimmer hatte seinen Geist endgültig gebrochen. Die Behauptung, daß er von einem „schlimmsten Feind" bedroht wurde, war die Bestätigung, daß er unter Verfolgungswahn litt.
    Agnes Figor hatte sehr gut erkannt, daß dieser „schlimmste Feind" in ihm drinnen steckte. Tek war sein eigener Feind.
    Als ich die Bilder eines völlig gebrochenen und hilflosen Ronald Tekener sah, krampfte sich in mir alles zusammen. Was war aus dem Smiler geworden, der stets Herr jeder Situation war? Dem Draufgänger, der keine Gefahr scheute? .
    Ein hilfloses lallendes, von Verfolgungswahn gebeuteltes Nervenbündel ...
    Ich war nahe dran, auf der Stelle eine ‘Space-Jet zu besteigen und damit nach Lokvorth zu fliegen. Tek und die drei anderen noch lebenden Simple Minds brauchten dringend und raschest - sofort - Hilfe.
    Aber ich ließ mich dann doch eines Besseren belehren. Mein Extrasinn hatte stichhaltige Argumente gegen ein solch voreiliges Handeln. Auch meine Stellvertreterin Gerine schlug mit ähnlichen Argumenten in dieselbe Kerbe.
    „Ein solch überstürztes Handeln schadet mehr, als es nützt, Atlan", sagte Gerine. „Du bist zwar um Stunden früher auf Lokvorth. Aber wo willst du die Simple Minds finden? Sie können längst wieder die Slums verlassen haben. Du solltest zumindest die nächste Funkphase abwarten. Dann weißt du wenigstens, ob die Simple Minds deine Nachricht erhalten haben."
    „Und wenn nicht, dann sind die Voraussetzungen dieselben wie jetzt, und ich habe nur wertvolle Zeit verloren", murrte ich.
    Aber innerlich gab ich Gerine recht. Ich hatte mich entschlossen, auf meinen Logiksektor zu hören, gab mir diese Frist noch. Aber dann würde ich handeln.
    Schon eine halbe Stunde vor dem Termin, zu dem die nächste Meldung erwartet wurde, begab ich mich an Bord einer einsatzfertigen Minor Globe. Das kleine Beiboot war randvoll beladen mit technischem Gerät für alle Fälle. Ich checkte alles durch, um mich davon zu überzeugen, daß Sassaron auch nichts vergessen hatte. Es war reine Beschäftigungstherapie, um die Zeit totzuschlagen.
    Und dann war der Zeitpunkt gekommen, zu dem die Tolkander die Funksperre aufheben würden. Der Countdown für die letzten Sekunden lief.
    „Sevia!" rief ich aufgeschreckt, als nach Ende des Countdowns weiterhin Funkstille herrschte. „Was ist los? Wo bleibt dein Bericht?"
    „Nichts", hörte ich die tonlose Stimme der Cheffunkerin. „Wir haben kein Signal bekommen. Die Tolkander haben das Funkfenster nicht geöffnet: Wir müssen weitere dreieinviertel Stunden auf die nächste Chance

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