1839 - Besuch aus der Hölle
könnte.«
»He, du traust mir aber viel zu.«
»Klar. Ich denke an deine Fähigkeiten, die in dir stecken. Damit könntest du es mit dem Toten aufnehmen.«
Sie musste lachen. »Stell dir das nicht so einfach vor.«
»Ich dachte auch nur an den Ernstfall. Sollte etwas passieren, gib uns sofort Bescheid.«
»Mach ich. Aber seid ihr noch nicht am Ziel?«
»Sind wir leider nicht. Ich habe sowieso das Gefühl, dass hier einiges nicht richtig läuft. Aber dagegen kann man nichts machen. Wir hätten wirklich früher reagieren sollen. Das haben wir versäumt, und jetzt haben wir das Nachsehen.«
»Du hast dich aber wirklich nicht gut angehört.«
»So fühle ich mich auch.«
Glenda überlegte kurz, dann stellte sie eine Frage. »Hast du denn gehört, was dieser Doris Dawson genau passiert ist?«
»Nein, habe ich nicht.«
»Dann hat Sir James vergessen, dich zu informieren. Die Meldung kam in der Nacht.«
»Und weiter?«
»Doris Dawson hat ihren Chauffeur verloren. Er wurde getötet. Er verbrannte. Es ist wohl ein magisches Feuer gewesen. Man hat die Zeugin behutsam verhört und sie dann wieder in ihr Haus gelassen, weil sie das wollte und eine Schutzhaft abgelehnt hatte.«
»Wie konnte der Mann denn verbrennen?«
»Dafür hat ein Motorradfahrer gesorgt, der ebenfalls brannte. Mehr weiß ich auch nicht. Sir James hat natürlich davon erfahren. Er wollte, dass ihr euch um die Schwester kümmert.«
»Das sagte er uns am Telefon. Nur tappen wir immer noch im Dunkeln herum.«
»Das kann sich ändern.«
»Okay, Glenda, wir wissen, wo Peter Dawson gewohnt hat.« Ich gab ihr die Adresse durch.
»Alles klar, ihr hört von mir.«
»Wunderbar. Und halte bitte die Augen auf. Dieser Fall ist alles andere als harmlos.«
»Ich werde daran denken.«
Es tat mir gut, so etwas zu hören. So konnte ich tief durchatmen und ein wenig beruhigter sein. Auf Glenda Perkins war Verlass wie auf alle Menschen, die zu meinen Freunden gehörten.
Suko sprach mich von der Seite her an. »Na, geht es dir jetzt besser?«
»Ich denke schon. Aber dass jemand verbrannt ist, hätte Sir James uns sagen können.«
»Kann sein, dass er das vorgehabt hat. Aber dann kam ihm etwas dazwischen. Die Idee, uns zu der Schwester zu schicken. Bei ihr werden wir alles aus erster Hand erfahren.«
»Das ist zu hoffen.«
Das Navi wusste, wo wir hinfahren mussten. Es wies uns den Weg über die Hügel und dann hinein in eine Straße, in der nur neue Häuser zu sehen waren, allerdings hatten die auch schon einige Jahre auf dem Buckel. Nach Doris Dawsons Haus mussten wir nicht lange suchen. Wir fanden es recht schnell, weil ein Streifenwagen davor parkte, in dem zwei Kollegen saßen, die sofort misstrauisch wurden, als wir hinter ihrem Wagen anhielten.
Kaum waren wir ausgestiegen, hatten auch sie schon ihren Wagen verlassen.
»Wo möchten Sie hin?«
Ich deutete auf den Flachbau, zu dem von der Straße her ein Weg führte.
Zugleich hatte sich auch Suko bewegt und präsentierte seinen Dienstausweis, was ich mir sparen konnte.
»Oh, Sie sind …«
»Wir wollen ins Haus. Ist dort alles in Ordnung bisher?«
»Es gab keine Probleme.«
»Ist noch jemand bei der Frau?«
»Nein, sie wollte es nicht.« Der Sprecher hob die Schultern. »Und zwingen konnten wir sie nicht.«
»Das ist klar. Halten Sie trotzdem die Augen auf.«
»Machen wir, Sir.«
Jetzt war für uns der Weg frei …
***
Wir waren von Doris Dawson höflich empfangen und in das geräumige Wohnzimmer geleitet worden, wo wir in bequemen Sesseln saßen und manchmal aus dem Fenster in den Garten schauten. Das Haus stand auf der Höhe, und der Blick über London war ausgezeichnet, auch vom Wohnzimmer aus.
Die Frau kannte uns noch vom Friedhof her, und sie fasste auch Vertrauen zu uns. Ihr Alter war schlecht zu schätzen, aber es lag in der Periode, in der die Haare grau wurden. Sie waren auch nicht gefärbt worden, aber ein flotter Haarschnitt gehörte dazu. Das Gesicht zeigte um die Augen herum Falten und unter ihnen Ringe. Auch die Haut sah recht schlaff aus. Ein Zeichen, dass es ihr nicht gut ging und sie wahrscheinlich schlecht geschlafen hatte.
Natürlich waren wir an ihrer Geschichte interessiert, und sie nahm auch kein Blatt vor den Mund. Sie erzählte haarklein, was sie erlebt und wie sie ihren Chauffeur und Gärtner Luke verloren hatte.
»Er brannte, meine Herren, und er verbrannte deshalb, weil auch sein Mörder Feuer gefangen hatte. Der Mann auf dem Bike brannte plötzlich
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