1839 - Besuch aus der Hölle
war jetzt zu sehen, was sich unter der Kluft versteckt hatte.
Ein Skelett!
Ja, der Fahrer war zu einem Skelett geworden. Ein Skelett, das sogar noch einen Helm trug. Eine fast lächerliche Figur, aber Luke hütete sich davor, zu lachen.
Das war Ernst – grausamer Ernst!
Er musste weg. Er hätte sich zur Seite werfen müssen, aber er tat es nicht. Luke blieb stehen, als wären seine Füße an der Erde festgeleimt worden.
Und der brennende Biker kam. Er war wie ein mörderischer Gruß aus der Hölle. Nichts konnte ihn aufhalten.
Luke hatte mit der rechten Hand den Taser angehoben. Es war eine schon lächerliche Geste, dass er dies tat.
Hitze – ja, Hitze hätte ihm entgegen fliegen müssen. Das Feuer musste ihn erreichen, ihn verbrennen, doch das geschah nicht. Die Maschine war schon sehr nahe, aber von der Temperatur her hatte sich nichts verändert.
Und dann war er da!
Und er fuhr den wartenden Mann nicht um, wie es eigentlich zu erwarten gewesen wäre, nein, es passierte etwas ganz anderes, womit Luke nicht gerechnet hatte.
Er wurde gepackt.
Es geschah während der Fahrt. Da wurde er hochgerissen und mitgezogen.
Luke hörte sich schreien. Er hing in diesem Griff fest und wusste nicht mehr, wo oben oder unten war. Um sich herum sah er nur die Flammen. Er hörte sie fauchen, prasseln, sie tanzten um ihn herum, aber sie verbrannten ihn nicht. Nur in seinem Innern spürte er etwas, das er sich nicht erklären konnte. Es war so heiß, es war so schmerzvoll, es breitete sich aus.
Luke schrie.
In seinem Innern breitete sich etwas Fremdes aus. Es war gnadenlos …
***
Doris Dawson saß in ihrem Wagen und glaubte, einen Albtraum zu erleben. Auch sie hatte den Biker gesehen, und sie hatte mitbekommen, was mit ihm passiert war.
Er brannte.
Und seine Maschine brannte ebenfalls!
Beide waren von einem wahren Flammenkranz umgeben. Von einem Feuer, das aus dem Nichts gekommen war.
Es war nicht zu löschen.
Und der Fahrer setzte sich als brennende Gestalt in Bewegung, die nur ein Ziel hatte. Geradeaus fahren und dabei etwas aus dem Weg räumen, das Hindernis und Ziel zugleich war.
Es war Luke, ihr Angestellter.
Plötzlich ging es um sein Leben. Die Frau im Wagen zitterte am ganzen Leib. Sie schüttelte sich, sie überlegte, ob sie etwas tun konnte, und sie sah ein, dass sie zu schwach war. Sie würde zuschauen müssen, was da passierte.
Die brennende Maschine raste heran, und es dauerte nur Sekunden, bis die Flammengestalt ihr Ziel erreicht hatte.
Sie war bei Luke.
Und sie packte zu!
Doris Dawson sah noch, wie sich eine Hand vom Lenker löste. Der dazugehörige Arm schwenkte aus, schlug gegen den Körper des Mannes und packte ihn.
Er schleuderte ihn nicht zu Seite, sondern riss die Gestalt in die Höhe, die sofort den Boden unter den Füßen verlor und auch zu keiner Gegenwehr mehr kam.
Dann war der Flammenteufel weg!
Die Frau wollte noch nachschauen, aber sie war dazu nicht in der Lage. Selbst in den Rückspiegel konnte sie nicht schauen. Sie saß nur da und zitterte vor sich hin.
War Luke wirklich weg oder hatte sie das alles nur geträumt? Sie drehte endlich den Kopf nach links und schaute aus den Seitenfenstern. Da war nichts mehr zu sehen. Nur noch der blanke Asphalt, denn ihren Chauffeur gab es nicht mehr.
Jemand lachte glucksend. Oder gab ein ähnliches Geräusch ab. Es vergingen Sekunden, bis die Frau realisierte, dass sie es selbst war. Sie war völlig fertig.
Ich bin jetzt allein! Ein verfluchter Teufel hat Luke einfach geholt. Das war grausam. Er konnte sich nicht wehren.
Erst holt man ihn, dann holt man mich!
Ein scharfer Atemzug verließ ihren Mund. Sie spürte den Druck in der Kehle. Sie konnte nicht mehr normal atmen. Die Hände ballte sie zu Fäusten und spürte die scharfen Nägel in ihrem Fleisch. Sie wünschte sich weit, weit weg. Sie hatte das Gefühl, dass die andere Seite es auf sie abgesehen hatte. Eine andere Seite, die alle normalen Gesetze auf den Kopf stellte. Denn wer war dieser Fahrer? Sie kannte ihn nicht. Es war jemand, der sich in einen Flammenteppich einhüllte und trotzdem nicht verbrannte.
Sie saß jetzt allein im Wagen. Sie glaubte nicht mehr daran, dass sie Luke noch mal wiedersehen würde. Und wenn doch, dann würde er nicht mehr als eine Handvoll Asche sein.
Der kalte Schweiß lag auf ihrem Gesicht, und wenn sie den Mund öffnete, dann zitterten ihre Lippen.
Bisher war noch keine andere Person erschienen, um ihr Fragen zu stellen. Diese Straße war kaum
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