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1842 - Ein kleiner Freund

Titel: 1842 - Ein kleiner Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„ich werde dich beschützen." Und zu Prempar-Ochir aufschauend, fügte er hinzu: „Icci-Ecc ist ein schöner Name, er gefällt mir. Ist das dein Sohn? Warum hast du seine Existenz verschwiegen? Das ist unverantwortlich!"
    „Weil ..." Der Topsider suchte vergeblich nach den richtigen Worten.
    Er verstand das alles nicht, suchte vergeblich nach einer Erklärung. Vor allem hatte er Icci-Ecc stets wie seinen Augapfel gehütet, hatte eifersüchtig darüber gewacht, daß kein anderer den Kleinen zu Gesicht bekam.
    Kinder mußten nicht umsorgt werden, sie hatten ihren Weg durchs Leben weitgehend selbst zu finden.
    Alles andere war ein Zeichen von Schwäche und Lebensuntauglichkeit.
    Und nun das! Der Projektleiter hatte alles andere um sich her von einem Augenblick zum anderen vergessen. Gedankenverloren kauerte er am Boden, in einer Haltung, die ihn vor allen anderen erniedrigte, und hielt Icci-Ecc mit beiden Händen fest. Von den Umstehenden schien sich keiner daran zu stoßen. Ganz im Gegenteil. Jeder drängte nach vorne, um den Kleinen zu berühren.
    Prempar-Ochir wußte zur Genüge, daß die graubraune Schuppenhaut seines Schützlings weich und verlockend war. So etwas hatte er nie zuvor erlebt.
    „Warum hast du uns nie von Icci-Ecc erzählt?" schimpfte einer der Techniker.
    Prempar-Ochir wußte es selbst nicht. Im Nachhinein erschien es ihm wie ein unentschuldbares Versäumnis. Es ging nicht an, daß er den Kleinen für sich selbst haben wollte. Das war unmöglich.
    Eine eigenartige Leere ergriff von ihm Besitz. Mit jedem Topsider, der Icci-Ecc seine Zuneigung schenkte, schien er selbst ein Stück von ihm zu verlieren. Es erschien ihm, als entgleite der Kleine unaufhaltsam seinem Zugriff.
    Aber wie war es möglich, daß Icci-Ecc in der Fabrik erschien? Prempar-Ochir hatte die Wohnung elektronisch verriegelt. Niemand konnte ohne seine Zustimmung hinein, aber auch niemand hinaus.
    Und vor allem: Die Fabrik war nicht eine xbeliebige Werkstatt. Es gab strengste Sicherheitsbestimmungen. IcciEcc konnte unmöglich unbemerkt an den positronischen Sicherungsanlagen und den Wachmannschaften vorbei, ohne aufgehalten zu werden. Dennoch war er hier.
    Als wäre er aus dem Nichts gekommen. Wie bei ihrer ersten Begegnung. Wie war das eigentlich gewesen? Prempar-Ochir hatte Mühe, seine Gedanken zu konzentrieren. Es erschien ihm, als liege das alles schon sehr lange zurück.
    Zur Mittagszeit war es gewesen, in einem der neu eingerichteten Felsenparks. Er hatte ein klägliches Wimmern vernommen und war dem nachgegangen, ohne darüber nachzudenken. Er hatte Eierschalen gefunden - und wenige Meter entfernt, in einer engen, von der Sonne nicht erhitzten Felsspalte, ein verängstigtes Neugeborenes. Er hätte damals nicht zu sagen vermocht, wie das Kind aussah, doch vom ersten Moment an hatte er gewußt, daß es zu ihm gehörte. Vielleicht hatte ein Elternteil einen überzähligen Nestling loswerden wollen, das lag im Bereich des Wahrscheinlichen. Mehr als fünf Kinder gleichzeitig aufzuziehen bedeutete unnötige Mühe.
    Auf jeden Fall war Prempar-Ochir klar gewesen, daß er den Nestling beschützen mußte. Das war seine Aufgabe.
    Icci-Ecc - der Name war ihm überaus treffend erschienen. Das bedeutete ungefähr so viel wie „der zu beschützende Wohltäter".
    Mit der Freude über den Fund des Nestlings war auch seine Scham gewachsen. Zugleich hatte er sich zu fragen begonnen, ob er krank war, psychisch krank. Gefühle, wie er sie empfand, waren irrational. Heimlich, in einer Tasche, hatte er Icci-Ecc zu sich nach Hause geholt.
    Der Nestling wuchs schnell. Schon nach drei Tagen war er mehr als doppelt so groß. Prempar-Ochir hatte das Wachstum mit Stolz verfolgt. Ein schönes Kind, mit einer Schuppenhaut wie modelliert.
    Die Nachbarn waren gekommen. Wie Insekten, die von einer Lichtquelle angelockt wurden. Sie alle hatten Icci-Ecc gesehen und hatten Prempar-Ochir gratuliert. Ihren Neid hatte er dennoch zu spüren bekommen.
    Zuerst waren es nur zehn gewesen, die das Geheimnis mit ihm teilten, dann hundert, danach hatte er beinahe durchgedreht und mit Waffengewalt für Ruhe gesorgt. Das war heute morgen gewesen. Ja, daran entsann er sich, als spule ein Film vor seinem inneren Auge ab. Er hatte Icci-Ecc sicher eingeschlossen und war in die Fabrik gefahren, und dann hatte er die Anschlüsse vertauscht, weil er in Gedanken nur bei dem Kind gewesen war.
    Ein gequältes Fauchen entrang sich seiner Kehle. Er ertrug es nicht, wenn Icci-Ecc von

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