1842 - Ein kleiner Freund
gearbeitet wurde. Er erwartete, daß jeder sein Bestes gab; Männer, die eher als zum Schlafzyklus die Fabrik verließen, waren fehl am Platz.
Treccham-Mon ließ sich am nächsten Rechneranschluß die Personaldaten des Waffenschmieds überspielen.
Ein unbeschriebenes Blatt, bis vor sechs Tagen. Bis dahin sehr gute Arbeit und hohe Betriebszeiten, ein Mann wie geschaffen für die Waffenfabrik. Aber dann der Unfall in der Entwicklung: der neueste Prototyp einer Steuerung für überlichtschnelle Impulsabgabe in einem Säurebad versenkt. Aufgrund einer Verwechslung.
Weil PremparOchir nicht fähig gewesen war, die Augen offenzuhalten.
Strafversetzt an eine der Montagestraßen. Dort vor zwei Tagen ein Zwischenfall, der nicht geklärt werden konnte. Zugunsten des Waffenschmieds war der Projektleiter bereit gewesen anzunehmen, daß zwei Frauen den Defekt verursacht hatten. Entsprechend ihrer niederen Stellung waren sie ohne Anspruch auf weitere Zahlungen sofort entlassen worden.
Zwei Sicherheitsleute schleppten den Waffenschmied herbei. Prempar-Ochir hatte schon erfahren, was geschehen war, seine Kugelaugen fixierten ausschließlich seine Kopfspitze, die Arme hingen schlaff seitlich am Körper herab.
„Diesmal machen wir dir den Prozeß!" fauchte Treccham-Mon den Waffenschmied an. „Du bist zur Gefahr für die Fabrik geworden."
Ruckartig fuhr Prempar-Ochirs Schädel hoch. „Ich habe nichts getan", behauptete er. „Die Anschuldigungen sind erlogen."
Mit zwei schnellen Schritten stand der Projektleiter vor ihm, seine Hände zuckten hoch und verkrallten sich um das Maul des Waffenschmieds. Grollend stieß er den Atem aus.
„Du wagst es, mir zu widersprechen? Nach allem, was in dieser Woche geschehen ist? Bist du aus einem faulen Ei geschlüpft, Prempar-Ochir, oder haben die Sonnen dir das Hirn verbrannt? Du warst die längste Zeit Waffenschmied, ich mache dich zum Rechtlosen."
Der solcherart Herabgesetzte schüttelte heftig den Kopf. „Ich habe meine Arbeit zuverlässig erledigt, ich ..." Er stockte.
Nebelschleier hingen über seiner Erinnerung. Was hatte er wirklich getan?
Das Neugeborene ...
Zu seiner Arbeit bestand kein Zusammenhang. Er hatte stets gewissenhaft alle Programmierungen überprüft.
Obwohl. Ungewöhnlich war es schon. Ein Waffenschmied hatte nicht die Zeit, sich um anderes als um seine Arbeit zu kümmern. Dennoch hatte er sich ablenken lassen, hatte Icci-Ecc zu sich genommen. Wieso eigentlich?
„Sprich ruhig weiter!" herrschte der Projektleiter ihn an. „Ich höre dir zu."
Ganz im Gegensatz zu seinen Worten verstärkte er seinen Griff. Prempar-Ochir brachte nur noch ein heiseres Ächzen über die verhornten Lippen.
„Du bist kein Saboteur? Dann bist du ein Versager. Das ist genauso schlimm. Du bist entlassen, Prempar-Ochir, und ich werde dafür sorgen, daß dir der Prozeß gemacht wird."
Neue nebelhafte Erinnerungsfetzen. Er hatte gearbeitet wie besessen, hatte versucht, vor sich selbst zu fliehen. Weil er sich seiner Gefühle geschämt hatte ein Topsider in seiner beruflichen Position hatte rationell zu denken. Und Gefühle für einen anderen, für etwas, was er nicht einmal richtig beschreiben konnte, das war ... undenkbar. Trotzdem hatte er während der Arbeit fast unablässig an Icci-Ecc denken müssen, das verängstigte Neugeborene, für das er sich verantwortlich fühlte.
„Schafft ihn weg!" herrschte der Projektleiter die Sicherheitsleute an. „Und sorgt dafür, daß der Prozeß gegen ihn anberaumt wird!"
Warum? Prempar-Ochir verstand immer noch nicht, wie es soweit hatte kommen können. Seine Gedanken schrien nach Icci-Ecc, dem kleinen hilflosen Topsider-Neugeborenen, den er in seiner Wohnung versteckt hatte. Icci-Ecc würde sterben, wenn sich niemand um ihn kümmerte.
„Das kannst du nicht tun, Treccham-Mon", stieß er abgehackt hervor. „Ich muß in meine Wohnung, ich ..."
Niemand hörte ihm zu. Der Projektleiter sperrte überrascht den Rachen auf, sein Blick verlor sich im Hintergrund. Auch die umstehenden Techniker reagierten mit Verwunderung, einige von ihnen stießen sogar Laute der Verzückung aus.
Prempar-Ochir kam unverhofft frei. Keine kräftigen Hände mehr, die sich unnachgiebig um seine Arme geschlossen hatten. Instinktiv fuhr er herum.
„Icci-Ecc!" brachte er tonlos hervor.
Der Projektleiter ließ sich unvermittelt in die Hocke nieder. Sein Schädel befand sich daraufhin mit dem des Topsider-Kindes auf gleicher Höhe.
„Komm zu mir", hauchte er,
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