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1842 - Ein kleiner Freund

Titel: 1842 - Ein kleiner Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihr ertönte eine Sirene. Aber das interessierte Ilara schon nicht mehr.
     
    9.
     
    „Energie wegnehmen! Sofort!"
    Der Aufschrei wurde zum wütenden Fauchen. Auf der Kontrollkonsole blinkten Dutzende von Warnanzeigen. Aber noch kannte niemand die Ursache. Viel zu abrupt war der Überlauf der Speicherbänke geöffnet worden.
    „Zwei Sekunden." Treccham-Mon drosch die Fäuste gegeneinander, ein deutliches Zeichen seiner aufsteigenden Wut. „Nur zwei Sekunden", er blickte in die Runde der Wissenschaftler und Techniker, „und von der Waffenfabrik und Tracham-Geich wäre nur ein glühender Kratersee geblieben."
    „Sabotage?"
    Das Mißtrauen kochte hoch. Natürlich belauerten sie sich gegenseitig, das war ein Erbe der Vergangenheit, ein Fluch, der dem Volk der Topsider noch lange Zeit anhängen würde.
    Bis vor wenigen Jahren hätte Treccham-Mon sofort Angehörige der anderen Machtblöcke verdächtigt.
    Inzwischen gab es wieder ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl, Topsid war sich seiner kosmischen Bestimmung bewußt geworden und der Tatsache, daß Eifersüchteleien den Blick auf das große Ziel versperrten.
    Tracham-Geich war die Millionenmetropole des ehemaligen Trukrek-Hun-Reiches, das sich über den östlichen Teil der nördlichen Planetenhälfte erstreckte. Diese Stadt in Schutt und Asche zu legen hätte bedeutet, Trukrek-Hun eine Niederlage zuzufügen, von der das Reich sich womöglich nie wieder erholte.
    „Simulationsprogramm beendet!" erklärte Treccham-Mon. „Bevor wir weitermachen, will ich jedes Detail kennen. Und wehe dem, der versucht hat, den Testlauf für eine Vernichtungsorgie zu mißbrauchen."
    Topsid, einst eine bedeutende Macht, war während der Cantaro-Herrschaft in Bedeutungslosigkeit und eine primitive Gesellschaftsform zurückgefallen, die Raumfahrt völlig vergessen worden. Drei diktatorisch geführte Reiche hatten sich heftig bekämpft. Das waren außer Trukrek-Hun unter dem Imperator Trukrek-Anur die Guragkor-Gmen-Allianz gewesen, einfacher gesagt, die Vereinigten Inseln des Südens, und an dritter Stelle der Enshgerd-Akh-Bund, der über den gesamten Planeten verstreute kleinere Staaten in sich vereinigte.
    Auch im Jahr 1289 NGZ existierten die Machtblöcke und außerdem viele Kleinstaaten - Topsid und die neugegründeten Kolonialwelten wurden jedoch inzwischen in einer gemeinsamen Koalition regiert. Was nicht gleichbedeutend war mit einer Beruhigung der Lage. Das ganz bestimmt nicht. In Streitfragen, und die waren an der Tagesordnung, flogen nach wie vor die Fetzen, gingen die Machthaber schon mal mit Zähnen und Klauen aufeinander los und schlugen sich die Schwänze um die Ohren.
    Jeder Topsider war sich selbst der Nächste, Nöte oder Sorgen anderer interessierten ihn nicht, er nahm sie bestenfalls zur Kenntnis und vergaß anschließend schnell wieder, was er gehört hatte. Daß sie sich nicht mehr bekriegten, galt als Fortschritt, doch ein Zusammengehörigkeitsgefühl fehlte nach wie vor, selbst Familien waren reine Zweckbündnisse, auf die Erhaltung der Art ausgerichtet.
    Der Kulturschock, als sie nach dem Ende der Cantaro ihre Vergangenheit wiederentdeckt hatten, setzte den Echsenabkömmlingen weiterhin zu. Frauen, die früher lediglich für die Fortpflanzung wichtig gewesen waren, mußten nun zu höheren Arbeiten herangezogen werden - weil das Volk trotz seiner Fruchtbarkeit nicht mehr zahlreich genug für die hochtrabenden Siedlungsprojekte war.
    Während der Testleiter für das neue Waffensystem über die Strukturen der topsidischen Politik nachgrübelte, wurden zwei Techniker fündig.
    „Das ist dilettantische Arbeit. Jeder noch so einfältige Saboteur hätte sich mehr Mühe gegeben, seine Spuren im System zu verwischen. Zwei Anschlüsse wurden vertauscht. Sie bewirken, daß korrespondierende Systeme das Ergebnis nicht weiterleiten können und die Abschaltsequenz versagt."
    So einfach. Treccham-Mons kräftiger Echsenschwanz peitschte über den Boden. Seine Kiefer mahlten krachend aufeinander.
    „Wer ist zuständig für die Anschlüsse?" fauchte er. „Ich will den Kerl sehen - sofort!"
    „Waffenschmied Prempar-Ochir", stieß jemand hervor.
    Der Projektleiter zerbiß den Namen wie einen Fluch. Bei mehr als fünftausend Arbeitern in der Waffenfabrik konnte er nicht jeden einzelnen kennen. Es war ihm auch völlig egal, wer an der Entwicklung mitarbeitete - die Produktion erfolgte ohnehin weitestgehend robotisiert an Montagestraßen - solange schnell und zielstrebig

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