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1849 - Die Mittagswelt

Titel: 1849 - Die Mittagswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Er kannte sich mit den Details nicht aus, also probierte er Nummer eins, die Leine in Rot.
    Nichts passierte. Hundert Meter bis zum Boden. Saedelaere riß die blaue Leine. Aus dem Rückenpack flatterte ein schneeweißer Fetzen Stoff.
     
    *
     
    In derselben Sekunde bremste eine titanische Gewalt seinen Sturz. Er legte den Kopf in den Nacken.
    Sein Blick fiel auf eine rechteckige, aus einem Dutzend Stoffbahnen zusammengesetzte Fläche.
    Saedelaeres Herz pochte bis zum Hals. Jenseitsjack brauchte nur die Augen zu öffnen. Dann konnte er den Schirm gar nicht übersehen.
    Es war nicht allein der Luftwiderstand des Schirms, der den Fall verlangsamte: durch die Wölbung nach oben entstand ein aerodynamisches Profil. Mit steigender Geschwindigkeit lieferte das Schirmprofil steigenden Auftrieb. Je größer die Geschwindigkeit, desto langsamer der Fall.
    Der Rechteckgleiter setzte sich automatisch nach vorn in Bewegung. Dafür sorgte seine Form, Saedelaere konnte nichts dagegen tun. Er wurde mit steigendem Tempo Richtung Jenseitsjack getragen. Wenn er es nicht schaffte, etwas zu unternehmen, kollidierte er mit den Beinen des Wesens.
    „Alaska! In die andere Richtung!" drängte die Haut.
    Der Schirm hing mit einer Fülle von Haltleinen am Gurtzeug. Saedelaere entdeckte zwei farbig gekennzeichnete Seile, die keine Last zu tragen hatten. Er konnte diese Steuerseile getrennt voneinander bedienen. Zog er am ersten Seil, kam die linke Kappe des Gleiters ein bißchen herunter. Das aerodynamische Profil veränderte sich, und er driftete augenblicklich zur linken Seite hinüber. Zog er am zweiten Seil, ging es nach rechts.
    Die Steuerung schien ihm einfach. Er mußte nur darauf achten, daß er nicht übertrieben zerrte und den Schirm zum Absturz brachte.
    Saedelaere steuerte nach links. Jenseitsjack wanderte ganz allmählich aus dem Blickfeld.
    Die ganze Zeit, während er am Fallschirm hing, hatte er Angst, das Gebirge könnte sich drehen und den winzigen Menschen bemerken, der zu Boden schwebte. Aber es passierte nicht. Das Tastfeld war da - doch er spürte, wie es über ihn und die geschlossene Haut hinwegstrich.
    Jenseitsjack orientierte sich am Flugzeug. Mit der Maschine war für ihn auch der Insasse vernichtet.
    Saedelaere glitt Richtung Boden, mit immer noch viel zu hoher Geschwindigkeit. Er hatte nicht gewußt, daß ein Fallschirmsprung so beängstigend war. Berührte er in diesem Tempo den Boden, würde er sich beide Beine brechen.
    Es mußte einen Trick geben, wie sich im Augenblick der Landung die Geschwindigkeit verringern ließ.
    Aber das nötige Manöver war ihm unbekannt.
    Er wagte nicht, fünfzig Meter über dem Boden Experimente anzustellen. Statt dessen hielt er direkt auf den Nusturenfluß zu. Saedelaere wollte versuchen, im Wasser notzulanden. Wenn er die Flußmitte traf, konnte er sich von der Strömung forttragen lassen, außerdem vermied er so Verletzungen.
    Von hinten ertönte ein donnerndes Geräusch. Jenseitsjack bewegte sich wieder. Das Wesen fing zu schrumpfen an, während sich Saedelaere nach ihm den Hals verdrehte.
    Verschwinde endlich. Es ist vorbei! Was suchst du noch?
    Zwanzig Meter zum Boden. Saedelaere konzentrierte sich auf die Landung. Er steuerte seinen Gleiter über die Uferfelsen, dann über die Wasseroberfläche. Ein letzter Blick nach hinten, Jenseitsjack war mittlerweile auf weniger als fünfzig Metern geschrumpft.
    Saedelaere ließ die Steuerleinen los. Er klappte den Helm seines Raumanzugs nach vorn, verschloß die Krause und stellte die Luftversorgung an. Dann berührte er das Wasser. Es war ein Ruck, der ihn beinahe auseinanderriß. Der Fluß schlug über ihm zusammen.
     
    8.
     
    Die Erde Er hatte keine Ahnung, wie sich ein geöffneter Rechteckgleiter im Wasser verhielt, und wollte es auch nicht ausprobieren. Saedelaere löste die Verschlüsse, die das Gurtzeug mit dem Schirm verbanden. Die Leinen wurden mit einem heftigen Ruck fortgerissen. Nur die Rucksäcke zerrten noch an seinem Gürtel.
    Während er versuchte, in der Strömung klarzukommen, wurde das Tastfeld schwächer. Kurz darauf erlosch es ganz. Er nahm an, daß Jenseitsjack nun verschwunden war.
    Saedelaere blieb im Wasser. Was von oben einen ruhigen, trägen Eindruck machte, erwies sich als gefährliches Terrain. Über dem Grund erstreckte sich eine Fülle von Felsblöcken und riffartigen Erhöhungen.
    Er wich den Hindernissen mit Schwimmbewegungen aus.
    Nach einer halben Stunde pumpte er Luft in den Anzug. Sein Auftrieb

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