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1849 - Die Mittagswelt

Titel: 1849 - Die Mittagswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Mord."
    Beinahe hätte er grinsen müssen. Sein kleiner Parasit hatte einiges gelernt. Sie wußte genug, um die Moral für ihre Zwecke auszunutzen.
    „Nein, ich schicke dich nicht weg. Aber du mußt mir helfen."
    Saedelaere war sich darüber im klaren, daß er nicht mehr entkommen konnte. Jenseitsjack schien das ebenfalls zu wissen. Das Wesen ließ sich Zeit. Zumindest die paar Sekunden, die der Terraner nötig hatte.
    Er riß sich den Raumanzug vom Leib. Es dauerte nur einen Moment, dann warf er das schwarze Bündel in die Damenkabine. Saedelaere betrat die andere Seite, die für Männer, zog die Kabinentür zu, drehte auf BESETZT und kauerte sich in einer Ecke zusammen.
    „Okay, Haut. Schließ dich über mir! Ich will" daß du alles bedeckst. Den Kopf und sogar die Augen.
    Laß mir nur ein bißchen Luft."
    „Ich werde... - Ja, Alaska."
    Die Toilettentür zerbarst.
     
    *
     
    Der Parasit schloß seine Gallertstruktur zu einer lückenlosen Hülle. Saedelaere hoffte, daß er vom parapsychischen Orterschirm des Wesens nun verschwunden war.
    Mach es nicht so spannend, Biest! Saedelaere spürte die Fühler, wie sie tappten und zu greifen versuchten. Und wie sie immer wieder von der Haut abglitten.
    Nicht bewegen. Wir sind tot. Hörst du, Haut? Ein Stück Gewebe in einer Klokabine. Den Riegel auf Rot gedreht.
    Es dauerte eine halbe Stunde. Saedelaere spürte das Geschöpf. Er wußte, daß es ratlos im Vorraum stand, keine drei Meter von seinem Opfer entfernt. Jenseitsjack stieß einen klagenden Laut aus, der das Rathaus zum Zittern brachte. Nicht mehr als ein Schlag, ein frustrierter Tritt in die Toilettenwändeund alles wäre vorbei.
    Aber nichts geschah. Das Tastfeld erlosch mit einem Mal. Dann war Jenseitsjack verschwunden.
    Saedelaere befahl der Haut, die Hülle eine weitere Stunde geschlossen zu halten. Er hockte reglos am Boden, zusammengekauert und kraftlos. Bis er sich erholt hatte, verging einige Zeit.
    „Kann ich wieder öffnen?" fragte die Haut unschlüssig.
    „Ja. Ich hoffe, er ist wirklich weg."
    Über seinem Gesicht wich die Gallertmasse beiseite. Er sog die frische Luft gierig ein.
    Saedelaere wußte nicht genau, wie der Tastsinn des Geschöpfes funktionierte. Doch er nahm an, daß es von Vorteil war, sich leise und unauffällig zu bewegen. Langsam erhob er sich, öffnete den Riegel, schaute durch die Reste der Außentür auf den leeren Korridor.
    Sein Raumanzug lag nebenan, im Damenabteil. Saedelaere zog das schwarze Kleidungsstück über die Haut, trat auf den Gang und begab sich ins Treppenhaus zurück.
    Er wagte kaum, das Rathaus zu verlassen. Goedda tauchte die Hohlwelt, die so viele Ähnlichkeiten zum Planeten Olymp aufwies, in silbernes Lieht.
    Mit hilflosem Zorn schaute er nach oben. Er konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob es zwischen Goedda und Jenseitsjack eine Verbindung gab. Aber er fühlte, daß es so war.
    Alaska Saedelaere ging zurück auf den Marktplatz, suchte Scheeps Leiche und legte sie sich über die Schulter. Dann machte er sich auf den Weg zurück zum Hotel. Er begrub den Kleinen neben seinem Bruder.
     
    7.
     
    Elektrisch Saedelaere hielt es für richtig, den Feind eine Weile in Sicherheit zu wiegen. Er suchte sich ein neues Hotel, weil es im alten noch stank, und nahm eine ausgiebige Mahlzeit. Als er und die Haut gesättigt waren, legte er sich schlafen.
    Er hatte einen fürchterlichen Traum. Ihm erschien ein silbernes, hochgewachsenes Wesen. Es stellte sich als vierten Boten von Thoregon vor. Mit dem Boten kamen Lanagh, Scheep und der Vatermutter Vaquasch. Sie alle zeigten auf eine häßlich verzerrte Fratze, deren Name Goedda war. Ihre Forderung lautete, Saedelaere möge Goedda töten.
    Er versuchte, seine Maske abzunehmen, die Große Mutter allein durch den Anblick des Cappinfragments umzubringen. Aber es klappte nicht, weil er kein Fragment mehr besaß. Der irrlichternde Klumpen aus seinem Gesicht war längst verschwunden.
    Statt dessen litt er unter einem viel zu engen, straff gespannten Anzug. Das Kleidungsstück bestand aus Gummi. Einen Moment lang fühlte er sich an den Anzug der Vernichtung erinnert. Doch er spürte, daß es diesmal anders war, daß er diesen Anzug nicht so einfach wieder loswurde.
    Goedda lebte immer noch. Die Fratze wuchs und wuchs. Sie öffnete den Mund und fraß das Universum.
    Nach acht Stunden erwachte er. Für einen Aktivatorträger war das eine lange Zeit. Es sah nicht so aus, als habe Jenseitsjack erneut seine Spur aufgenommen.
    Er schwitzte

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