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1850 - Traumtod

Titel: 1850 - Traumtod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Fähnchen nach dem Wind drehen. Auch Tellerköpfe sollten etwas Rückgrat zeigen. Früher haben sie sich an die Terraner geklammert, und jetzt, da die Liga Freier Terraner durch die Tolkander ausradiert wurde, kriechen sie vor dem Kristallimperium zu Kreuze.
    Ein aufrechter Arkonide kann dabei nur Abscheu empfinden ..."
    Norman hörte nicht mehr hin. In seinem Geist hämmerte unentwegt das Fragment einer Aussage: ... die Liga Freier Terraner durch die Tolkander ausradiert ...
    War das die Antwort auf die Frage, warum keine der terranischen TV-Stationen mehr sendete? Wie war das „Ausradieren" zu verstehen? Als Schwächung, Zersplitterung oder gar als völlige Vernichtung?
    Keine Terraner mehr, keine Menschheit? Und wer waren Tolkander? Was war in den fünf Jahren seiner Abwesenheit in der Milchstraße passiert?
    Als die Orter in wenigen Lichtjahren Entfernung permanent HyperraumStrukturerschütterungen registrierten, die auf starken Raumschiffsverkehr hinwiesen, nahm Norman mit der DISSENTER Kurs dorthin.
    „Bin ich der letzte Terraner, Oswald?" fragte Norman seinen Roboter.
    „Was kümmert’s dich?" antwortete der Roboter. „Du hast die Menschen noch nie gemocht, Norman.
    Andernfalls hättest du, der du dich selbst als größten lebenden Menschenverächter siehst, ihnen nicht den Rücken gekehrt. Also was kümmert’s dich, ob sie. ausgerottet wurden oder nicht?"
    „Es ist was anderes, den Menschen aus dem Weg zu gehen, als die Gewißheit zu haben, daß es sie nicht mehr gibt!" Norman machte eine Geste der Hilflosigkeit. „Sag mir, daß ich das bloß träume! Sag, daß die Erde nicht tot ist und Terrania noch. immer von pulsierendem Leben überquillt! Sag es!"
    „Ich werde mich hüten", widersetzte sich Oswald. „Alles deutet darauf hin, daß es keine Menschheit mehr gibt. Also finde dich damit ab, daß du einer der letzten Terraner bist."
    „Sei still!"
    „Aber du mußt der Wahrheit ..."
    „Maul halten!"
    Diesmal gehorchte der Roboter. Er war zwar auf Widerspruch programmiert, aber dennoch so, daß er einem wiederholten Befehl nachkam. Das hing auch mit der Stimmodulation seines Befehlsgebers zusammen; Oswalds sensible Sensoren registrierten es, wenn Norman seine Worte ernst meinte.
    Während der kurzen ÜberlichtEtappe platzte Norman fast der Kopf vor widerstreitenden Gefühlen und durcheinanderrasenden Gedanken. Er verstand selbst kaum, daß ihm das alles so sehr zusetzte. Natürlich war es nicht wünschenswert, daß der Menschheit etwas zustieß. Aber es ging ihm über Gebühr nahe.
    Dabei hatte er die Menschen nie gemocht oder gebraucht - er war ihnen stets aus dem Wege gegangen.
    Das hatte schließlich dazu geführt, daß er im August 1286 NGZ in die Tiefen des Alls geflogen war. Wohin, war ihm egal gewesen, nur fort aus der Milchstraße und weg von den Menschen.
    Die Möglichkeit für diesen Ausstieg hatte er durch den Tod seiner Eltern bekommen. Die Eltern - der Vater ein Tyrann, die Mutter eine kuschende, liebende Dienerin, deren Zuneigung Norman schon immer lästig gewesen war und ihm mit den Jahren immer widerwärtiger wurde - hatten ihm und seinem Bruder Alexander zu gleichen Teilen ein kleines Vermögen hinterlassen. Normans Erbteil hatte für eine fernflugtaugliche Space-Jet gereicht: einen gebrauchten Diskus mit dreißig Metern Durchmesser, aber noch recht gut in Schuß.
    Er hatte die Jet auf den Namen DISSENTER getauft und war auf und davon.
    Die fünf Jahre Einsamkeit hatte Norman genossen. Der Roboter Oswald, den Snago ihm geschenkt hatte, war ein ausreichender Dialogpartner gewesen. Oswald war nicht den Menschen nachgebaut, sondern sah aus wie eine eineinhalb Meter große Spindel. Das war sein zusätzliches Plus, denn den Anblick eines Roboters von humanoider Form hätte Norman auf Dauer nicht ertragen.
    Wenn Norman ein Menschenfeind war, so hieß das deshalb nicht, daß er Fremdwesen freundlicher gesinnt war; solche waren für ihn außerhalb jedweder Wertigkeit.
    In der Tat war er auf seinem Fernflug so gut wie allen Kontakten mit intelligenten Fremdwesen aus dem Wege gegangen. Zweimal hätte er die Möglichkeit gehabt, fremde Raumfahrer kennenzulernen. Er hatte diese Chancen nicht genützt und hatte sich beide Male ohne Identifizierung rasch aus dem Staub gemacht.
    Es gab bei Fremdwesen Ausnahmen, wie etwa die Haluter, vor denen er eine gewisse Hochachtung hatte. Aber er meinte die Haluter der Vergangenheit, die wild und kämpferisch gewesen waren und ihre angeborene Aggressivität

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