1857 - Die Maske fÀllt
widersprach der Terraner. „Warum hätten sie es tun sollen? Nach allem, was wir wissen, haben sie es bisher nie mit Gegnern zu tun gehabt, die Goedda so nah auf die Pelle gerückt sind wie wir."
„Das ist richtig", stimmte sie zu. „Du könntest recht haben. Abwehrmaßnahmen ergreift man immer erst dann, wenn man bedroht wird."
„Richtig. Und da bisher keine direkte Bedrohung vorhanden war, gibt es wahrscheinlich auch kein Virenabwehrprogramm."
Er befaßte sich mit dem Computer der Station. Da nur ein Teil der Energieleiter gekappt worden war, hatte er seine Verbindung nach außen noch nicht ganz verloren.
Atlan konzentrierte sich währenddessen ganz auf die Gespräche, die Camock führte. Mit Hilfe eines Pikosyns gelang es ihm schließlich sogar, eine Bildleitung zu der Zentrale aufzubauen, in der der Physander arbeitete. Danach war es einfacher, die vielen anderen Gespräche herauszufiltern, die von anderen Wahren Ingenieuren geführt wurden.
„Es ist erstaunlich", sagte der Arkonide zu Dao-Lin-H’ay „Camock entwickelt sich zum Individuum."
„Spielt das noch eine Rolle?" fragte sie. „Wenn unsere Analyse richtig ist, dauert es nur noch Stunden, bis Azzamus, also der Erste Evolutionssprung, vollendet ist. Danach wird Camock ebenso sterben wie alle anderen Physander."
„Richtig. Insofern ist nicht mehr wichtig, daß er von einem Ameisenwesen zum Individuum mutiert.
Aber er beginnt, anders zu denken als die anderen Physander. Deshalb wird er zu einer ernsten Gefahr für uns.
Er entwickelt Ehrgeiz und will Goedda um jeden Preis schützen."
„Du hast recht. Wir dürfen ihn nicht unterschätzen."
Sie deutete auf den Monitor, auf dem der Physander zu sehen war.
„Noch ist er nicht auf den Gedanken gekommen, unsere Gespräche abzuhören", stellte sie fest.
„Genau das ist der Vorteil, den wir nutzen müssen", sagte Myles Kantor.
Er hatte große Fortschritte bei seiner Arbeit erzielt.
„Ganz so einfach, wie wir es uns vorgestellt haben, ist es nicht, in ihr Computersystem einzudringen", berichtete er seinen Gefährten. „Dennoch glaube ich, daß wir es schaffen können. Ich versuche jetzt, eine direkte Verbindung von meinem Pikosyn zu ihren Computern aufzubauen."
Atlan und Dao-Lin-H’ay warteten schweigend ab. Sie konnten nur wenig von dem sehen, was der Wissenschaftler tat. Er nahm in Abständen von einigen Sekunden Schaltungen am Computer der Station vor, indem er mit einem Stift über den Monitor fuhr oder diesen nur leicht berührte.
Als er schließlich vor, dem Computer zurückwich, wandte er sich den beiden anderen Unsterblichen zu.
„Es ist soweit", berichtete er. „Mein Pikosyn versucht, ein Chaos im System der Physander anzurichten."
Atlan und Dao-Lin belauschten die Gespräche der Physander. Sie verfolgten, daß die Aktivitäten des Wissenschaftlers bereits Wirkung erzielten. Aufregung herrschte unter den Wahren Ingenieuren, und nun mischten sich auch zwei andere Stimmen ein.
Aufgrund ihrer schrillen und hohen Tonlage waren sie deutlich von denen der Physander zu unterscheiden. Es konnten nur Chaeroder sein, die auf die Computermanipulation reagierten.
Sie sprachen dieselbe Sprache wie die anderen Tolkander-Arten, und da die Translatoren der SERUNS darauf eingestellt waren, konnten die drei verstehen, um was es ging. Die Chaeroder beschwerten sich über die Störungen, mischten sich jedoch nicht in die technischen Abläufe ein.
Sie sprachen Drohungen aus, verlangten, daß rasch Ordnung geschaffen wurde, und erwähnten in einem Zusammenhang, den der Translator nicht überzeugend genug darstellen konnte, Shabazza.
Damit warfen sie für die Galaktiker wiederum die Frage auf, wer oder was diese graue Eminenz war, die die Tolkander auf die Milchstraße angesetzt hatten.
Durch die Ereignisse der letzten Stunden hatten sie nicht mehr an Shabazza gedacht.
Dann wurde es plötzlich und ohne Vorankündigung still. Die Arbeiten in der Traumblase schienen beendet zu sein.
Niemand sprach. Keinerlei Anweisungen wurden durchgegeben. Alles Leben schien schlagartig erloschen zu sein.
Überrascht blickten Atlan, Myles und Dao-Lin sich an. Sie schwiegen ebenfalls, da sie nicht ausschließen konnten, daß sie abgehört wurden.
Atlan blickte auf den Monitor seines Pikosyns, auf dem in rascher Folge Zeichen und Buchstaben dargestellt wurden. Sie machten deutlich, daß die Computermanipulation weiterging und sich das Chaos ausweitete.
Es schien, als habe man eine außerordentlich wirksame
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