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186 - Wächter der Stille

186 - Wächter der Stille

Titel: 186 - Wächter der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Vogler taumelte bei Seite, glitt erschöpft an der bionetischen Wand herunter und blieb einfach sitzen. Er konnte nicht mehr.
    Schnapp ging es draußen, und messerscharfe Echsenzähne schlugen aufeinander, knapp am Rettungsboot vorbei. Quart’ol jagte das Gefährt über den Saurierschädel und sofort steil nach unten, an die Oberseite des Monsternackens. Die Bestie war verwirrt, weil sie ihre Beute nicht mehr sah, und begann zu suchen. Hin und her schwenkte der lange Hals, zum Glück nicht allzu schnell. Quart’ol schaffte es, das Boot simultan zu bewegen.
    »Allzu lange können wir das nicht durchhalten«, stöhnte Clarice. »Wir werden sterben, so oder so.«
    Quart’ol knurrte unhydritenhaft. »Die Hoffnung stirbt zuletzt«, zitierte er eine menschliche Redewendung. »Ich weiß, wo sich der reguläre Zugang nach Gilam’esh’gad befindet!«
    »Aber woher…?«
    »Ich habe in der Kammer des Wissens eine Menge Fragen gestellt und bekam eine Menge Antworten«, sagte Quart’ol und zog die Rettungsqualle abermals herum. »Der Zugang über das reich verzierte Tor ist für alle, die unwissend in die Stadt gelangen wollen, ein Todesurteil, und die Saurier sind die Vollstrecker. Der wahre Zugang liegt in der Höhlendecke nicht weit von hier. Ich hoffe, ich kann ihn erreichen.«
    Allerdings machte es der Plesiosaurus Quart’ol unmöglich, dessen Deckung zu verlassen. Und wenn der Saurier erst anfing zu tauchen, würde die Entfernung zur Schleuse bald zu groß werden, um sie unbeschadet zu überwinden.
    Quart’ols Finger huschten über die Steuerung, bereiteten ein spezielles Manöver vor. Anders als die dicken Transportquallen waren hydreeische Rettungsboote mit einem Zusatzantrieb ausgestattet, den man kurzfristig zuschalten konnte. Eine Art Turbobooster, sozusagen. Wie er sich auswirkte, wusste Quart’ol nicht. Er sollte es aber gleich erfahren.
    Urplötzlich schwenkte der Saurierkopf in die Tiefe. Quart’ol schlug auf ein blau gekennzeichnetes Kontaktfeld, und die Rettungsqualle schoss los. Nun lagen Gedeih und Verderb in den bionetischen Händen einer uralten Technik.
    Bis Quart’ol »Festhalten!« gesagt hatte, war das Boot schon an der Schleuse, raste durch eine elektrostatische Sicherung und schoss senkrecht in die Höhe, hinein in einen Tunnel ohne Licht. Er führte in einer gebogenen Linie durch den Fels über Gilam’esh’gad. Die Gefährten warteten bange darauf, ob die Bestie hinter ihnen her kam – zumindest Hals und Kopf, denn der Körper war zu massig für den Tunnel.
    Der Plesiosaurus hatte gerade noch gesehen, dass etwas in der Schleuse verschwunden war. Nun hing er unter ihrer Öffnung und versuchte erneut, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen.
    Diesmal allerdings sollte er scheitern: die Felsenkuppel von Gilam’esh’gad konnte nur ein Molekularbeschleuniger zerstören.
    Trotzdem blieben die Stöße des Monsters nicht ohne Wirkung. Es waren nur leichte Erschütterungen, die den Felsen durchliefen, aber sie genügten, um weiter südlich an der Waffenkuppel noch ein weiteres beschädigtes Element abstürzen zu lassen. Es zerbrach nur eine einzige Steinplatte, mehr nicht. Und bewirkte doch Dramatisches…
    Quart’ols Rettungsboot erreichte unterdessen eine weitere Schleuse, wurde automatisch abgebremst, passierte eine letzte Sicherung – und glitt hinaus in den Pazifik.
    Zum Jubeln blieb keine Zeit. Der Druckunterschied war so immens, dass die Qualle sich rasend schnell zusammenzog und ihre Insassen wie eine zweite Haut umschlang. Der Hydrit hatte alle Mühe, an die Steuerung zu kommen. Bis seine tastenden Fingerspitzen das richtige Kontaktfeld gefunden hatten und der Kabinendruck sich stabilisierte, waren die Marsianer kurz davor, zerdrückt zu werden.
    Quart’ol kümmerte sich um sie, hatte alle Hände voll zu tun.
    Er aktivierte die Scheinwerfer und ließ das Boot einfach treiben.
    So näherten sie sich der Waffenkuppel – und wurden Zeuge, wie sich weitere Träger lösten und auf das Plateau sanken. Die Erschütterungen hatten jedoch längst aufgehört; etwas anderes musste der Auslöser der Zerstörung sein. Ein weiterer Saurier?
    Aber das hätte bedeutet, dass die Bestien einen Weg nach draußen ins freie Meer gefunden hätten. Vorsichtig ging Quart’ol weiter heran.
    Und dann sahen sie in den diffusen Schatten hinter dem Trägergespinst ein großes Wesen, das sich gegen die Trümmer zu stemmen schien, das wütete und sich drehte und allmählich darunter frei kam. Kein Saurier. Es sah

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