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186 - Wächter der Stille

186 - Wächter der Stille

Titel: 186 - Wächter der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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regenerierte und ihren kostbaren Inhalt am Leben erhielt.
    Dreizehn pulsierende, amorphe und durch ein Netz hauchdünner Fasern verbundene Einschlüsse waren in dem schimmernden Gewebe zu erkennen. Sie produzierten Energie, und offensichtlich mehr davon, als sie an sich binden konnten.
    Der Überschuss materialisierte als Lichtflecken, die an den Wänden hingen und ein Eigenleben zu besitzen schienen. Kam man ihnen zu nahe, huschten sie fort; manche sogar bis hinauf in die Muschelspitze, von wo sie wie aus einer Strahlenkanone abgeschossen im Wasser verschwanden.
    Der Wächter ignorierte sie und verbeugte sich tief vor den dreizehn Existenzen, jenen Weltenwanderern und Quan’rill, die ihm so uneingeschränkt vertrauten. Sie konnten neue Körper übernehmen, wann immer sie es wünschten. Doch sie hatten mit Hilfe hoch entwickelter Bionetik den Kreis des Lebens auf unbestimmte Zeit verlassen, um in der Stille unter dem Sternenlicht ihren eigenen Kreis zu formen: die Chronik von Gilam’esh’gad, das lebende Vermächtnis einer großartigen Kultur…
    »Wir kommen hier niemals raus, Vogler! Das ist gar nicht möglich!« Clarice sah sich gehetzt um. Sie und ihr Gefährte hatten sich mit dem bewusstlosen Quart’ol hinter eine Straßenecke gerettet – gerade noch rechtzeitig, um einem vorbei ziehenden Plesiosaurus Rex zu entkommen.
    Das Monster war auf der Jagd. Es glitt durch die Stadt, unbeweglich, den langen Hals vorgereckt, und prüfte die Witterung. Manchmal fuhr sein Kopf auf eines der Häuser los, krachte ohne Rücksicht gegen sich selbst durch die Wände.
    Wenn er wieder zurückkam, hing ein zappelndes Wesen an dem entsetzlichen, riesenhaften Raubtiergebiss. Ein Haps, dann war es verschwunden. Nur eine Blutfahne blieb zurück.
    Ab und an zuckten Blitze auf, irgendwo nördlich vom Stadtkern.
    »Das kommt aus dem Park«, sagte Vogler. »Ich vermute, dass die meisten Saurier noch dort sind. Die Hydriten werden versuchen, sie vor der Stadt abzufangen.«
    »Woher weißt du, dass es Hydriten sind, die da schießen?«, fragte Clarice.
    Vogler stutzte. Er dachte nach, drehte sich der Gefährtin zu und sagte: »Ich weiß es nicht, und es ist mir ehrlich gesagt auch vollkommen egal. Hauptsache, die Bestien werden aufgehalten.« Er zeigte nach oben. »Wir müssen da hinauf, Clarice! Die Rettungsboote sind unsere einzige Chance, aus der Stadt zu kommen.«
    »Vergiss es!« Clarice winkte energisch ab. »Es sind mehrere Kilometer bis zur Decke, und wir wären die ganze Zeit in freiem Wasser unterwegs, ohne jede Möglichkeit, uns zu verstecken. Wenn wir das versuchen, werden uns die Saurier wie Wasserflöhe wegschnappen.«
    »Soll ich dir sagen, was die Alternative ist? Hinlegen und sterben!«, knurrte Vogler ärgerlich. »Du brauchst mich nicht auf das Offensichtliche aufmerksam zu machen, ich weiß selber, wie gefährlich die Sache ist. Aber wir haben keine Wahl! Quart’ol kann sich nicht helfen in seinem Zustand, uns geht der Sauerstoff aus… worauf willst du warten? Auf ein Wunder?« Er atmete tief durch. »Hör zu. Du siehst doch den Turm da hinten, das große Ding, das die ganze Stadt überragt. Wir werden jetzt versuchen, uns bis dorthin durchzuschlagen. Dann steigen wir im Inneren auf, so weit es irgend geht, und tauchen erst von dort ins freie Wasser.« Vogler breitete seine Hände aus. »Das ist das Beste, was ich anbieten kann!«
    »Ich nehme es«, sagte Clarice trocken. »Aber das schwöre ich dir: Sollten wir hier je lebend rauskommen, ziehe ich um in die Wüste!«
    Vorsichtig, den immer noch bewusstlosen Quart’ol zwischen sich, schwammen die Marsianer los. Niemand war zu sehen in den Straßen, vor den Häusern, auf den Plätzen; es herrschte tiefe Stille in der Stadt, und doch merkten die Gefährten, dass sie nicht allein waren. Hier und da huschten Schatten davon, wirbelte eine schnelle Bewegung in den Eingängen das Bodenreich auf. Den Plesiosaurus konnten sie nirgends entdecken, was nicht gut war, und das Feuer der Blitzstäbe im Park schien näher zu kommen. Vogler und Clarice waren sich einig: Gilam’esh’gad war kein Ort, an den sie sich gerne erinnern würden!
    Als sie den Turm erreichten, hatte sich Quart’ol wenigstens so weit erholt, dass er nicht mehr wie ein totes Gewicht an ihren Armen hing, doch er agierte noch immer wie in Trance –Vogler schilderte ihm die Situation, und er nahm es hin wie einen Wetterbericht. Daran änderte sich auch nichts, als der Eingang plötzlich krachend

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