1862 - Aufbruch der Herreach
Kettenreaktion weiterer Explosionen, Lichtblitzen, Funkenfontänen und Feuerbälle.
Das Nebelmeer brannte, das Bauwerk wurde in Millionen Teile zerschmettert, lehmartiger Brei spritzte aus aufgerissenen Röhren und Schläuchen.
Der Organismus darin wurde völlig zerfetzt; die davontreibenden Teilchen verglühten und verpufften in der infernalischen Hitze.
Caljono Yai machte sich auf die Gewalt eines mentalen Todesschreis gefaßt, aber es war so schnell gegangen,daß das Monstrum in der Traumblase nicht einmal mehr dazu Zeit gehabt hatte. Der Tod war so blitzartig über sie gekommen, daß sie ohne Wirkung ins Nichts verging.
Doch mit den Explosionen und deren verheerender Wirkung war es noch nicht zu Ende. Nicht nur das Bauwerk wurde völlig zerstört, auch der Boden, der rasch durch das verglühende Nebelmeer sichtbar wurde: Die gesamte Hülle der Traumblase brach auf und zerbarst.
Zurück blieben von der Hohlwelt im „Nebenan" nur noch Hunderte von Trümmern, die wie Inseln durch den Hyperraum trieben.
Und etwas Seltsames war dort zu sehen: Auf dem einen oder anderen dieser Brocken saßen jeweils einzeln seltsame Gestalten. So unglaublich es auch sein mochte, sie hatten dieses Inferno überlebt - nur um letztlich doch zum Tode verurteilt zu sein.
Diese Wesen hatten - wie Caljono Yai rein gefühlsmäßig annahm - die Größe von Herreach, mit grüner, matt glänzender, künstlich wirkender Haut. Der halslose Kopf war an der Seite und oben abgeflacht und besaß mehrere Funktionsleisten, bei denen vor allem das weiße Auge mit einem dicken Lid auffiel.
Caljono Yai konnte sie ganz deutlich, selbst auf diese Entfernung hinweg, sehen. Ihr mentaler Sehsinn war schärfer denn je ausgeprägt, unterstützt von allen Herreach, die dasselbe sahen wie sie. Sie hatte keine Möglichkeit, in Sekundenschnelle diese verlorenen, auf ihren Inselchen einsam dahintreibenden, auf immer voneinander getrennten Geschöpfe zu zählen, doch alle sahen gleich aus.
Bis auf einen ...
Die Mahnerin hatte keine Zeit, sich darüber zu wundern und das eine Wesen genauer anzusehen. Aber sie speicherte sein Bild tief in ihrem Bewußtsein.
Alle diese Vorgänge hatten sich in wenigen Sekunden ereignet und wurden von dem emotional unbeeinflußten Gehirn der Herreach aufgenommen und verarbeitet. Das Monstrum war mit seinem eigenen Kosmos vernichtet -worden, vor den Augen der erschrockenen Herreach, noch bevor sie reagieren konnten.
Nun schlug die Wucht der Explosion durch das Dimensionstor durch. Die Schrecksekunde der Herreach war ebenfalls vorüber. Instinktiv unterbrachen sie sofort die Trance, um das Tor umgehend zum Einsturz zu bringen.
Der Boden wurde verbrannt, ein glühender Feuerball durchschlug das Schutzfeld; seine Wirkung wurde jedoch glücklicherweise rasch vermindert. Fast alle Herreach rollten sich rechtzeitig in ihren schützenden Kutten zusammen.
Das Tor löste -sich in rasender Geschwindigkeit auf. Bald verpuffte die Explosionsgewalt, der Spalt schloß sich, und zurück blieben als Erinnerung nur einige verbrannte Stellen.
Und beinahe vierzig leblose Herreach am äußersten Rand des Feldes, die den Gewalten nicht mehr hatten entkommen können.
11.
Opfer Einige Minuten lähmenden Schweigens vergingen.
Die Herreach fanden langsam zu sich. Ihr Bewußtsein mußte das Geschaute erst verarbeiten und begreifen, um es in Worte fassen zu können. Viele hatten neben dem Schrecken angesengte Kutten und leichte Verletzungen davongetragen. Die Roboter schwärmten bereits in alle Richtungen aus, um die Herreach zu versorgen.
Auch die drei Unsterblichen schwiegen, ebenso die Funkverbindung zur GILGAMESCH.
Dann stieß Myles Kantor Atlan leicht in die Seite und deutete zum Berg.
Das Flimmerfeld war vollständig verschwunden, als hätte es nie existiert. Die Landschaft zeigte sich vollkommen unberührt, still und kalt erhob sich der Kilimandscharo über der Savanne. Er war und blieb der ewige Herrscher.
„Dann ist es also wahr ...", flüsterte Atlan. Sein Mund war trocken, die Stimme heiser.
„Was für einen Beweis brauchst du noch?" murmelte Kantor.
Der Beweis war erbracht: Der Philosoph existierte nicht mehr, war mit allen anderen vernichtet oder in den Hyperraum verweht worden.
Zusammen mit Caljono Yai landeten die drei Unsterblichen die Plattform. Die Herreach erhoben sich, ein wenig schwach und schwankend, und machten sich auf den Weg zum Lager. Die Getöteten wurden von den Robotern abtransportiert, die schwerer
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