1864 - Vorabend der Apokalypse
hatte, das ganze Gebäude des Friedens von Thoregon - es kam ihr in diesem Augenblick vor wie ein Kartenhaus, das vom geringsten Luftzug zum Einsturz gebracht werden konnte.
2.
Perry Rhodan Bull meinte, es sei die Hölle. Er hatte unrecht, der Flug in der Kapsel war erst der Vorhof der Hölle gewesen, ein Fegefeuer.
Weit über eine Stunde hatten wir unter dem transparenten Rund der oberen Kugelhälfte gelegen und unter dem Einfluß der Aggressionsstrahlung geglaubt, zerplatzen zu müssen. Wir beide nebeneinander, jeder der Sklave seines privaten Alptraums, auf dem braunen, daunenartigen Belag flach auf dem Bauch ausgestreckt wie in einer Raumlinse.
Unser Universum war ganze fünfeinhalb Meter groß. Die Hülle der Landekapsel der PEGOOM schützte uns vor der Kälte und dem Vakuum des Weltalls, als wir ins Galornenstern-System eindrangen - aber nicht vor der von Galorn kommenden Strahlung.
Wenn ich das hier spreche, ist es vorbei, jedenfalls was mich betrifft. Falls Bully dies hier überlebt, dann haben wir es überstanden, aber nur um den Preis des schrecklichen Wissens um das, was nun auf Plantagoo zukommen wird, nein muß. Und um den Preis der Erlebnisse, die sich für immer in unser Gehirn eingebrannt haben.
Sie werden mich in meinen Träumen verfolgen und mich irgendwann schweißgebadet aufwachen lassen, falls ich lange genug lebe.
Im Augenblick würde ich darauf keine Wetten abschließen. Aber auch falls wir entkommen sollten ...
Ich könnte jetzt nicht reden, zu niemandem außer zu diesem Speichermedium. Es schnürt mir die Kehle zu. Ich finde die Worte nicht, um ...
Wir hatten versucht, auf HerzFÜNF zu landen, dem Kern der Stadt Gaalo. Szuker, der Andro-Hüter, hatte uns mit vielfach gestaffelten Defensivschirmen daran gehindert und damit fast umgebracht. Er hatte sie damit zu dem umfunktioniert, was die galornische Mentalität nicht zuließ und ihm niemals gestattet hätte: zu lupenreinen Offensivsystemen.
Eine Faust kann vor das Gesicht gehalten werden, um es gegen die Schläge des Gegners zu schützen.
Sie kann diesen Gegner aber auch erbarmungslos niederstrecken.
Die Landung auf der zentralen Plattform, auf der der orangerote Schein des Drachenschachts in hundertfacher Brechung durch die flirrenden Schirmfelder waberte, konnten wir uns also abschminken - und damit die Hoffnung, schnellstmöglich etwas über die verheerende Strahlung und ihre Quelle zu erfahren.
Was uns blieb, war der Versuch, von einer der vier unteren Plattformen aus nach Herz-FÜNF hinaufzugelangen oder auch von den Slumbewohnern die eine oder andere brauchbare Information zu erhalten.
Wir landeten auf der nördlichen Plattform, Nord-EINS. Dort erschienen uns die Chancen, hinauf nach Herz-FÜNF zu gelangen, noch am günstigsten. Denn der Weg durch die Luft war von Szuker versperrt, aber es gab seinen Bunker in der vierzig Meter hohen Mauer, durch den wir schon einmal zu ihm hinaufgelangt waren.
„Warte, Perry", sagte Bull, bevor wir ausstiegen.
Zu unserer Überraschung waren die Gassen um den kleinen Platz vor der Mauer herum leer. Nein, nicht wirklich.
Ich sah Leichen auf dem grauen Boden liegen, Dutzende. Und so, wie sie dalagen, war kaum einer von ihnen eines natürlichen Todes gestorben.
Wieso zeigte sich niemand von den Lebenden? Wir waren auf alles vorbereitet gewesen, nur, nicht auf diese Ruhe.
Sie konnten sich doch nicht bereits alle gegenseitig umgebracht haben!
„Was ist denn noch?"
Ich blickte Bull fragend an, ungeduldig, vielleicht provozierend. Es wurde immer schwerer für mich, die Gefühle unter Kontrolle zu halten, und es hatte während des Fluges nichts gegeben, woran wir uns hätten austoben können. Nur Bully und ich und die immer stärker werdende Lust, etwas zu zerschlagen, zu quälen, am Ende zu töten. Daran hatte auch unsere Mentalstabilisierung nicht viel ändern können.
Ich wollte nur hier heraus. Selbst die Erinnerung an unseren unerfreulichen ersten Aufenthalt hier konnte daran nichts ändern. Nur raus aus dieser Enge!
> Wir müssen uns beide beherrschen, Perry", sagte Bull ächzend.
Er schwitzte stark. Seine Lippe war zerbissen und blutete, und seine Miene verriet mir, welchen inneren Kampf er austrug.
„Noch können wir unsere Aggressionen gegen uns selbst lenken. Aber wenn es so schlimm wird, daß wir ..."
„... daß wir uns gegenseitig angreifen?" fragte ich und wußte genau, was er meinte.
„Wenn es soweit kommt", stieß er heiser hervor, „werden wir es den
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