1865 - Zeit des Terrors
die Landekapsel der PEGOOM wieder belagert ist, Perry?" hörte ich Bulls Stimme im Helmempfänger.
Er atmete schwer, ein Zeichen seiner unterdrückten Haßgefühle. Ich hatte ebenfalls wieder zu kämpfen.
Unter der Flamme waren wir tatsächlich viel sicherer gewesen - der Teufel mag wissen, warum.
In der Flamme hatte uns der induzierte Zwang, uns selbst oder einander zu töten, fast umgebracht. Und jetzt hier, über der Stadt Gaalo, war es unvergleichlich schlimmer als bei unseren Erkundungen, ehe wir HerzFÜNF erstürmten.
„Hörst du nicht, oder willst du nicht hören, Rhodan?" rief mein lästiger Begleiter.
Bull sollte lieber auf seine Beherrschung achten. Ich sagte es ihm.
„Wer ist hier unbeherrscht? Ich sagte dir schon einmal, ich bin nicht dein Affe! Ich will eine Antwort!"
Um meine Ruhe zu haben, wollte ich sie ihm geben, während wir über den Rand von Herz-FÜNF nach NordEINS flogen, wo die Kapsel nahe dem Bunker des Andro-Hüters geparkt war.
Dann erübrigte sie sich.
Die Kapsel lag nach wie vor unter ihrem Schutzschirm, und kein GaaloBewohner kümmerte sich um sie.
Die Zentrifaal, Kroogh, Mocksgerger und alle anderen hatten genug damit zu tun, sich gegenseitig an den Kragen zu gehen.
Es war viel schlimmer als vorher. Jetzt kämpften sie wirklich alle, jeder gegen jeden, und es gab auch keine Banden mehr.
Jeder war nur noch sich selbst der Nächste. Sogar aus den kleinen Kroogh waren absolute Einzelgänger geworden.
Die rosafarbenen Tellerroboter hielten sich völlig zurück, soweit ich das beurteilen konnte.
Wahrscheinlich hatten sie eingesehen, daß sie in diesem Chaos nichts ausrichten konnten. Es hätte ihrer fünffachen Zahl bedurft, um wenigstens die Toten zu bergen.
Ich spürte, wie die Aggression in mir wuchs und wuchs, und ich konnte nichts dagegen tun. Ich konnte sie nicht mehr auf einen gemeinsamen Feind projizieren, und Bull ging es genauso. Wir waren wieder an dem Punkt, wo jeder Angst davor haben mußte, den jeweils anderen im nächsten Moment anzugreifen und umzubringen.
Halt durch! appellierte ich an mich selbst. Nur noch bis zur Kapsel und dann nur raus aus diesem Sonnensystem!
Mit dem Betreten der Kapsel würde es nicht getan sein. Der Flug zur PEGOOM würde noch einmal zur Qual werden, eingeengt auf kleinstem Raum, schmorend im eigenen Zorn und dem wilden Haß auf den Nachbarn.
Und wenn die PEGOOM nicht mehr dort stand, wo wir sie verlassen hatten?
„Ich hasse dich!" krächzte Bulls Stimme aus meinem Helmempfänger. „Du bist an allem schuld! Du mußtest unbedingt auf die Brücke in die Unendlichkeit gehen! Ohne dich wäre ich heute sicher und hätte ein besseres Leben! Ich hätte immer noch ein Zuhause!"
Das waren bereits die Worte eines Irren. Ich hatte ihn nicht gezwungen, mit auf die Brücke zu gehen, damals auf Trokan.
Doch diese Überlegung konnte ich gar nicht mehr anstellen. Ich erwiderte etwas, an das ich mich heute nicht mehr erinnere. Ich weiß nur, daß ich seine Kampfansage annahm und ihm nicht gerade Schmeicheleien an den Kopf warf.
Und dabei nicht das Ziel aus den Augen verlieren! Die Landekapsel! Der Energieschirm! Nimm den Impulsgeber!
Wir hatten die Kapsel fast erreicht, als wir uns in aggressiven Wortgefechten aufzureiben begannen.
Wo war der Impulsgeber? Ich suchte fast eine furchtbar lange Minute lang, bis ich ihn in einer der vielen Taschen fand und auf den Schutzschirm richtete.
Bull beschimpfte mich dafür und warf mir vor, auf Galorn bleiben zu wollen, um ihn umzubringen. Und plötzlich, als der Schirm zusammenfiel und die Kapsel frei vor uns lag, packte er mich von hinten, riß mich an der Schulter herum und schmetterte mir eine Faust gegen die Brust.
*
Ich wehrte mich, es war reiner Instinkt. Wir hatten unsere Schutzschirme bisher nicht eingeschaltet, und auch jetzt dachten wir nicht, daran. Bislang war keine Notwendigkeit gegeben gewesen. Die Schirme schützten uns nicht vor der orangeroten Flamme aus dem Schacht, und Gaalo-Bewohner waren immer noch keine im Anmarsch.
Das heißt, jetzt sahen doch einige herüber und begannen heranzutrotten.
Ich verpaßte Bull einen Schlag gegen den Helm und stieß ihn dann schnell mit beiden Händen von mir fort, um Luft zu bekommen.
„Hörst du jetzt damit auf!" schrie ich ihn an. „Wir können weiterkämpfen, wenn wir in der PEGOOM sind und du dann noch Lust dazu hast aber nicht jetzt!"
Es fiel mir unsagbar schwer, dies zu sagen, denn ich war selbst so rasend, daß ich ihn am
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