Julia Extra Band 0309
1. KAPITEL
Strahlende Lichter beleuchteten die Fresken an der hohen Decke des großen Ballsaals im Cavanaugh Hotel. Die Reichen und Schönen New Yorks hatten sich hier in erlesener Abendgarderobe zum Black & White-Ball versammelt, ebenso wie die illustre und geheimnisumwitterte Gastgeberin Contessa Lia Villani.
„Das wird nicht so einfach, wie du dir das vorstellst“, raunte Alexanders Freund ihm zu, als sie sich Seite an Seite unter die Gäste mischten. „Du weißt ja nicht, wie sie ist. Definitiv eine Schönheit. Und höchst kapriziös.“
„Ob nun schön und kapriziös, sie ist auch nur eine Frau“, erwiderte Alexander Navarre. Mit einem unterdrückten Gähnen fuhr er sich durch das pechschwarze Haar. Er war noch nicht über den Jetlag hinweg. „Sie wird mir geben, was ich will.“
Nachdenklich ließ er den Blick durch den vollen Saal wandern. Einst hatte sein Großvater versucht, ihn zu zwingen, in diesem goldenen Käfig zu leben. Noch immer konnte er nicht so recht fassen, dass er tatsächlich wieder in diese Stadt zurückgekehrt war. Die letzten fünfzehn Jahre hatte Alexander damit zugebracht, große Landentwicklungs- und Bauprojekte zu realisieren, in Übersee, aber hauptsächlich in Asien. Nie hätte er gedacht, dass er hierher zurückkommen würde.
Doch es war seit Generationen das größte Stück Land in Manhattan, das auf den Markt gekommen war. Die fünf Wolkenkratzer, die Alexander hier hatte errichten wollen, wären sein Nachlass für die Welt gewesen.
Deshalb war er ja auch so wütend gewesen, als er hörte, dass Conte Villani ihm das Grundstück vor der Nase weggeschnappt hatte. Aber der italienische Aristokrat war vor zwei Wochen verstorben, und so konnte Alexander sich also ganz auf die junge Witwe des Conte konzentrieren. Im Moment gab sie sich noch den Anschein, den letzten Wunsch ihres Mannes verwirklichen zu wollen und auf dem Grundstück einen großen Park anzulegen. Nun, die clevere Goldgräberin würde wohl sicher bald ihre Meinung ändern.
Sie würde sich Alexanders Wünschen fügen. So wie alle Frauen.
„Wahrscheinlich ist sie nicht einmal hier“, setzte Nathan erneut an. „Seit ihr Mann gestorben ist …“
„Natürlich ist sie hier“, widersprach Alexander überzeugt. „Sie wird doch nicht ihren eigenen Ball verpassen.“
Doch wenn er die Ehrfurcht hörte, mit der hier der Name der Contessa ausgesprochen wurde, fragte er sich zum ersten Mal, ob er heute Abend nicht vielleicht doch einer Herausforderung gegenüberstand. Ob er sich vielleicht tatsächlich würde anstrengen müssen, um sein Ziel zu erreichen.
Ein faszinierender Gedanke.
„Den Gerüchten zufolge“, flüsterte Nathan, als er Alexander durch die Menge folgte, „soll der alte Conte mit ihr zu viel Spaß im Bett gehabt haben. Sein Herz hat nicht mehr mitgemacht.“
Alexander schnaubte nur. „Der Mann war seit Monaten krank. Mein Herz hält das schon durch, keine Sorge.“
„Du hast sie noch nicht gesehen, du hast keine Ahnung.“ Nathan fuhr sich über die Stirn.
Nathan Carter und Alexander kannten sich seit Ewigkeiten. Nathan war der Vizepräsident der Navarre Ltd. für Nordamerika. Normalerweise blieb er immer kühl und souverän. So nervös hatte Alexander ihn noch nie gesehen.
„Sie veranstaltet diesen Ball, um Spenden für den Park aufzubringen. Wieso bist du so sicher, dass sie dir das Grundstück verkaufen wird?“
„Weil ich ihren Typ kenne. Sie hat ihren Körper an den Conte verkauft, oder nicht? Er hat vielleicht bei seinem Ableben ein wohltätiges Projekt als Wiedergutmachung für seine Jahre als skrupelloser Geschäftsmann im Sinn gehabt, aber jetzt, da er nicht mehr ist, wird sie es sich überlegen und lieber das Geld einstecken. Ich erkenne geldgierige Menschen, wenn ich sie sehe …“ Seine Stimme erstarb, als eine Frau auf den Absatz der breiten Treppe im Ballsaal trat. Unwillkürlich schnappte er leise nach Luft.
Schimmerndes schwarzes Haar fiel in weichen Locken auf helle bloße Schultern. Dunkelgrüne Augen, in der Farbe eines schattigen Waldes, wurden von langen dunklen Wimpern gerahmt. Das weiße Abendkleid, das sie trug, brachte ihre faszinierenden Kurven perfekt zur Geltung. Ihr Gesicht war das eines Engels, doch die Lippen waren blutrot und sinnlich wie die Sünde, geschaffen zum Küssen, lockten sie jeden Mann …
Alexander fühlte sich seltsam aufgewühlt. „Wer ist das?“
Nathan lächelte spöttisch. „Das, mein Freund, ist die lustige Witwe.“
„Die Witwe
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