1869 - Gesang der Kleinen Mütter

Titel: 1869 - Gesang der Kleinen Mütter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt

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nannten. Ich weiß, daß es eine Menge Theorien über die Auswirkungen von Hyperstrahlung auf Lebewesen gibt, deshalb könnte meine Behauptung durchaus im Bereich des Möglichen liegen", bestätigte Atlan.
    „Ja, das könnte sein. Ich möchte aber vorsichtig damit umgehen, denn der Krieg dauerte so lange, daß es zu Beginn vielleicht tatsächlich einen Grund gegeben haben mag. Irgendwann geriet alles außer Kontrolle. Der Krieg wurde zum Zweck und Lebensinhalt, weil es nichts anderes mehr gab. Die Bewohner der Galaxis hatten alles andere außer diesem Krieg vergessen. Eine geistige Weiterentwicklung ist auf so einem Niveau nicht möglich, außer, es gibt einen immens krassen Einschnitt."
    „Und irgendwann, wenn nur noch Trümmer übrig sind und zwei letzte Überlebende, die Feinde sind, aber keine Waffen und keine Kraft mehr besitzen, um sich gegenseitig umzubringen, fragt einer den anderen: Warum habt ihr angefangen?, und der andere sagt: Wir?"
    Bré Tsinga hob die Schultern.
    „Immer wieder dasselbe Spiel, nicht wahr?" sagte sie traurig. „Immerhin, die Allianz der Garraner ließ es nicht soweit kommen."
    „Stimmt. Die wurden die Geister, die sie riefen, nicht mehr los."
    „Heute gefallen wir uns aber in Zitaten."
    „Wenn es paßt ..."

    *

    Die Stunden vergingen, während sie weiter über dem Protokoll brüteten.
    „Es ist doch immer dieselbe Geschichte", sagte Atlan schließlich. „An dieser Stelle haben wir schon dreimal abgebrochen."
    „Dann machen wir eben jetzt weiter", blieb Bré hartnäckig. „Auch wenn uns das alles bekannt sein mag, gibt es irgendwo einen Knackpunkt. Irgend etwas, das wir übersehen. Oder von der falschen Seite aus betrachten ..."
    Natürlich lief es immer wieder darauf hinaus, daß Goedda, die Große Mutter aller Krieger, durch den Einfluß der Kaskadierenden Feuer von Umam-Urra intelligent geworden war und sich gegen ihre Schöpfer gewandt hatte. Ein tödliches Schöpfungsprogrammwar abgelaufen. Und erst dem winzigen Einsatzkommando von Atlan war es zu verdanken gewesen, daß dieser mörderische Organismus zum ersten Mal besiegt und vernichtet worden war ...
    „Aber das ging daneben", fuhr der Arkonide fort, „weil wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wußten, daß die Philosophen Goeddas Fortbestand garantierten. Wie du gesagt hast: Im Brutkosmos geschah alles sozusagen gleichzeitig, wir konnten keine Zeit mehr verlieren. Und schließlich hatten wir auch gehofft, die Philosophen zusammen mit Goedda zu vernichten. Daß die in ihren Hyperraumblasen überlebensfähig blieben ... wer hätte schon damit gerechnet?"
    „Eine Aneinanderreihung unglücklicher Umstände. Wir haben einfach alles zu spät erfahren beziehungsweise in der falschen Reihenfolge", sagte Bré resigniert. „Sonst hätten wir uns auf die Philosophen konzentrieren können. Ohne sie hätte Goedda erst gar nicht überleben können."
    Die Gazkar, Alazar, Chaeroder und wie sie alle hießen waren nach einem Gen-Programm und dem Vorbild der Völker-Allianz der Garraner „hergestellt" worden. Die Philosophen aber waren Goeddas wahre Kinder, die sie aus eigener Kraft aus sich erschaffen hatte - bis zu 55 konnten es sein. 47 mußten es nach den Kenntnissen der Galaktiker mindestens sein, weil sonst die Erschaffung eines Brutkosmos für die Große Mutter nicht möglich war.
    Aus dem Zusammenschluß von 47 Kleinen Müttern war nämlich Goedda einst entstanden.
    Von da an hatte sie den Philosophen alle ihre Fähigkeiten vererbt und damit auch die Macht, zu Kleinen Müttern zu mutieren. Sie trugen die Persönlichkeiten der einstigen Kleinen Mütter und die der von Goedda neu erschaffenen in sich und waren somit, nach Aufhebung der „Zweiteilung", fähig zu überleben auch ohne die Große Mutter.
    „Die Abhängigkeitsverhältnisse waren also genau umgekehrt, wie wir sie uns - aufgrund vergangener Erfahrungen - gedacht haben. Ein Trugschluß, der uns möglicherweise auch später noch passiert wäre, weil es uns logisch vorgekommen wäre", versuchte Bré die Selbstvorwürfe abzumildern.
    „Möglich. Aber dennoch stimmt die Hypothese nicht ganz", wandte Atlan ein. „Wir wissen nicht genug über Goedda; vielleicht wäre es ihr auf irgendeine Weise möglich gewesen, erneut Philosophen aus der Vivoc hervorzubringen. Eventuell wäre sie in eine andere Galaxis teleportiert und hätte nochmals von vorne angefangen, bevor sie zugrunde gehen mußte."
    „Theorien gibt es immer."
    „Und das hilft uns jetzt nicht weiter."
    Bré