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1870 - Operation Wunderkerze

Titel: 1870 - Operation Wunderkerze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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seinem Partner. „Sie, Hymos, gab es damals zwar nicht, aber ich habe die alte Zeit erlebt und noch gut in Erinnerung."
    Calaber Hym, mit rund tausend Jahren ein relativ junger Haluter, wußte darauf nichts zu sagen; Schweigen war in diesem Fall besser als irgendwelche Höflichkeitsfloskeln. Es war natürlich unlogisch, daß mit der neuen Zeitrechnung vor 1289 Jahren auch der Verfall der guten Sitten eingesetzt haben sollte.
    Aber Calaber Hym wußte, wie Tamushos es meinte: Mit der neuen Zeitrechnung war die allgemeine vertrauliche Anrede einhergegangen.
    Die Galaktiker waren heutzutage selbst mit ihren Todfeinden „per du". Ein Haluter hätte sich dazu nie überwinden können. Calaber HM mißfiel das ebenfalls. Aber es stand seiner Jugend nicht zu, andere deswegen abzuurteilen.
    Rhon Tamush dagegen schon. Er genoß das Vorrecht des Alters, intolerant und eigensinnig zu sein. Er war bestimmt an die 4000 Jahre alt, so genau wußte Calaber Hym das nicht. Aber aus den Erlebnisberichten Rhons war zu schließen, daß er in etwa so alt sein konnte.
    Tamushos hatte sogar den ersten Kontakt mit dem Volk der Terraner miterlebt, das für ihn damals „amüsant" und von „unbändigem, loderndem Temperament" gewesen war; seiner Meinung nach nicht mit deren degenerierten Nachkommen zu vergleichen.
    „Die Terraner brauchten wieder einmal eine echte Prüfung, bei der sie ihren Geist aufblitzen lassen, ihren Einfallsreichtum und ihre Kampfkraft zeigen könnten", pflegte Rhon Tamush neuerdings zu sagen. „Nicht so eine kosmische Lawine, die mörderisch über sie hinwegrollt wie diese monströse Mutter der Krieger.
    Goedda war keine Prüfung, sondern eine Katastrophe. Und Katastrophen sind keine Prüfsteine für die Überlebensfähigkeit von Individuen. Warum, glauben Sie, werden wir zur Drangwäsche gezwungen, Hymos?
    Das hält uns jung, wie alt wir auch werden."
    „Ist es nicht ungerecht, die Drangwäsche mit dem Lebensrhythmus der Terraner zu vergleichen, Tamushos?" wagte Calaber Hym nun doch einen Widerspruch.
    „Mitnichten! Als ich die Terraner kennenlernte, befanden sie sich in permanenter. Drangwäsche!"
    Darauf gab es einfach keine Erwiderung.
    Calaber Hym verfolgte den Flug der Sonde, wie sie in die Akkretionsscheibe des Black Holes eintauchte, wie die Schutzschilde unter der Hitze von Tausenden von Grad aufglühten und die Gravitation von 10.000 Sonnen an ihr zu zerren begann. Aber die Sonde blieb unbeirrbar auf ihrem Kurs.
    Sie waren ein ungleiches Paar, Rhon Tamush und er, und das nicht nur des Altersunterschiedes wegen.
    Calaber Hym hatte sich bis zuletzt mit Technik beschäftigt, Rhon Tamush dagegen zeitlebens mit Hyperphysik.
    Erst als Calaber Hym vor fünfundzwanzig Jahren von seiner Drangwäsche zurückgekehrt war, da hatte ihn die Faszination ergriffen, die von den Geheimnissen des Universums ausging.
    Auch Rhon Tamush war vor kurzem, vor sechzig Jahren, um genau zu sein, von einer Drangwäsche zurückgekehrt, seiner letzten, wie er betonte, und hatte sich danach der Erforschung der ‘Schwarzen Löcher gewidmet. Genauer gesagt, der Nutzung von Schwarzen Löchern als Transportmedien, wie es einst die Archäonten mit ihren Schwarzen Sternenstraßen praktiziert hatten.
    Als Calaber Hym bei seiner Rückkehr nach Halut von dem „Einsiedler am Amagorta-Black Hole" hörte, da wollte er alles daransetzen, mit ihm zusammenzuarbeiten, sein Schüler und Lehrling zu werden. Aber es dauerte viele Jahre, bis Rhon Tamush dem „Jüngling" gegenüber so etwas wie Zutrauen zeigte und die Gnade erwies, ihn an seiner Arbeit teilhaben zu lassen.
    Inzwischen waren sie gleichberechtigte Partner, ja, mehr noch: seit zwei Jahren unzertrennliche Freunde. Das technische Genie und der weise Hyperphysiker ergänzten einander vortrefflich.
    Als Rhon Tamush noch allein arbeitete, hatte er von seinem Raumschiff aus operiert. Nachdem Calaber Hym zu ihm gestoßen war, baute dieser eine der zerstörten Wachstationen der Galaktiker zu einer mit allen Raffinessen versehenen Kontrollstation aus. Rhon Tamush hatte diese technische Meisterleistung nie mit einem Wort des Lobes gewürdigt, aber er ließ seinen Lehrling immer wieder merken, daß er sich in dieser. Umgebung überaus wohl fühlte.
     
    *
     
    Calaber Hym hatte Nummer 96 nach den genauen Anweisungen von Rhon Tamush gebaut und wußte, daß diese Sonde der ganze Stolz des Hyperphysikers war. Aber der alte Haluter schenkte dem Flug seiner Lieblingssonde keinerlei Beachtung.
    Calaber Hym

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