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1870 - Operation Wunderkerze

Titel: 1870 - Operation Wunderkerze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dagegen war von diesem Ereignis völlig gefesselt. Er hörte den weisen Freund etwas sagen, aber er konnte die Worte nicht verstehen. Alle seine Sinne waren auf die Sonde konzentriert, die jetzt in schrägem Winkel dem Ereignishorizont des Amagorta-Black Holes zusteuerte. Alle Systeme waren noch intakt, die gelieferten Bilder einwandfrei, sah man von gravitationsbedingten Verzerrungen ab; doch die ließen sich ausfiltern.
    Die wertvolle Sonde tauchte in den Ereignishorizont ein. Die Bildübertragung brach ab - das war ein natürlicher Vorgang. Aber Sekunden später sollte die Sonde wieder auftauchen und Bilder von den Himmelskörpern liefern, die sich innerhalb von Amagorta befanden und auf denen einst die Archäonten gelebt und die sie selbst zerstört hatten.
    Den Trick, in einer tangentialen Bahn in ein Black Hole einzutauchen und durch dessen Kräfte wieder angestoßen zu werden, hatte Rhon Tamush der Natur abgeschaut. Er hatte beobachtet, wie Materie, die in einem bestimmten Winkel in den Ereignishorizont eintauchte, an anderer Stelle - und im selben Winkel - wieder auftauchte.
    Aber alle Versuche, dies gesteuert nachzuvollziehen, waren bisher an dieser oder jener Kleinigkeit gescheitert. Diesmal müßte - sollte - der Versuch gelingen. Alle Parameter waren rechnerisch richtig.
    Plötzlich eine Anomalie. Etwas, ein Strahlenschauer, der nicht von Amagorta stammte, erschütterte die empfindlichen Empfangsgeräte. Das Phänomen dauerte nur Bruchteile von Sekunden. Aber die Sonde tauchte danach nicht zum erwarteten Zeitpunkt aus dem Ereignishorizont auf. Sie würde nicht mehr zurückkommen, Calaber Hym war das klar.
    „Was haben Sie nur angerichtet, Calaber Hym!"rief Rhon Tamush mit scharfem Tadel aus, unwillkürlich in die distanzierte Anrede verfallend.
    „Ich habe damit nichts zu tun, Tamushos", rechtfertigte sich Calaber Hym verzweifelt. „Die Ursache ist eine Anomalie, die von einem unidenfizierten Fremdkörper stammt."
    „Faule Ausrede!" sagte Rhon Tamush mit der sturen Uneinsichtigkeit des Alters.
    Das wollte Calaber Hym nicht auf sich sitzen lassen. Er wußte ganz bestimmt, daß er sich keinen Fehler erlaubt hatte. Irgend etwas, ein hyperenergetisch stark strahlendes Element, hatte die Flugbahn der Sonde gekreuzt und sie aus dem vorgesehenen Kurs gerissen.
    Calaber Hym wollte nicht eher ruhen, bis er den Störfaktor gefunden hatte. Das Ding mußte sich zum Zeitpunkt, als die Sonde „abstürzte", ziemlich nahe dem Ereignishorizont befunden haben. Calaber Hym durchforschte das entsprechende Gebiet mittels der Fernortung Sektor um Sektor, entfernte sich dabei aber immer weiter vom Unfallort.
    Plötzlich hatte er Empfang. Nur viel näher, weiter vom Ereignishorizont entfernt und aus einer anderen Richtung. Es waren aber haargenau dieselben rhythmischen Impulse.
    Calaber Hym wollte seinen Freund darauf aufmerksam machen, aber da war die Störquelle auch schon wieder verschwunden. Calaber Hym machte sich erneut auf die Suche und stöberte die Störquelle wiederum auf. Noch ehe er sie genauer untersuchen konnte, war sie auch schon wieder entschwunden.
    Calaber Hym verbrachte Stunden um Stunden auf der Jagd nach dem Phänomen. Er erfaßte es über ein dutzendmal mit den Ortungsgeräten, aber immer wieder entwischte es ihm. Bis er bei einem Vergleich der bisherigen Ortungsergebnisse feststellte, daß das Ding einem bestimmten, immer wiederkehrenden Rhythmus in seiner Sprungweise gehorchte.
    Es war, als bewege es sich nach einer unhörbaren hyperfrequenten Melodie, als tanze es!
    Nachdem Calaber Hym dies erkannt Hatte, entkam ihm der Spuk nicht mehr. Als er das rhythmisch springende, tanzende Irrlicht diesmal mit seinen Beobachtungsgeräten einfing, ließ er es nicht mehr los. Stolz präsentierte er seinen „Fang" Rhon Tamush.
    Der greise Haluter stellte fest, daß es sich bei dem Irrlicht um eine Hyperraumblase handelte, die umgerechnet höchstens einen inneren Durchmesser von dreißig Metern haben konnte. Irgendwie war diese fünfdimensionale Blase fest im vierdimensionalen Kontinuum verankert -und dennoch mobil. Sie konnte im Normalraum der Gravitation von Amagorta trotzen und sich offenbar im Hyperraum dessen Kräfte nutzbar machen.
    Und doch war dieses Ding ein ewiger Gefangener des Amagorta-Black Holes. Das, was Calaber Hym als „Tanz" bezeichnete, war lediglich eine Wechselwirkung der verschiedenen Kraftfelder -die Hyperblase wurde für sie zum Spielball.
    „Ist Ihnen klar, was wir da entdeckt haben,

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