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1894 - Das vergessene Volk

Titel: 1894 - Das vergessene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Jagd. Er tötet nicht, weil es ihm Spaß macht, sondern weil er muß."
    „Aber er ist unser Feind."
    „Unser einziger wirklicher Feind. Wir können uns gegen ihn wehren."
    (Ich muß schon wieder eine Pause machen. Mein Kopf tut weh und mein Handgelenk ebenfalls. Es wird immer schwerer, aber ich darf nicht einfach aufhören. Ich muß weitermachen, solange ich noch kann ...) .
     
    *
     
    Der Vorfall mit dem Shh’taterone hat alle sehr schockiert. Nun kommt zu der täglichen Sorge um geeignete Nahrung auch noch die Angst vor einem erneuten Überfall hinzu.
    Auch die anderen Räuber, allen voran der Marmellore, verlieren allmählich ihre Scheu. Ist es unsere beginnende Veränderung? Unsere Schwäche? Wahrscheinlich. Wir werden immer undisziplinierter, immer verwirrter.
    Diese Zeilen hier schreibe ich nun zum vierten Mal, und zwar von den anderen drei ausgerissenen Blättern, vernünftig zusammen, um sie in eine verständliche Form zu bringen.
    Ich habe mich dabei ertappt, daß ich vergaß, meine Tür zu verriegeln.
    Nicht mehr lange, dann wird der Shh’taterone wiederkommen. Ich weiß, daß er irgendwo da draußen auf der Lauer liegt und nur darauf wartet, wie wir immer verzweifelter werden. Wir haben uns schon so an sein tief rollendes Klagen gewöhnt, daß wir es kaum mehr bemerken.
    Doch seine Zeit wird kommen. Zum ersten Mal in seinem Leben wird er sich dann richtig satt fressen.
    Dann wird er sich einen Sumpf suchen, um seinen Laich abzulegen. Zum ersten Mal wird er Kinder haben, noch hungriger, noch gefräßiger, noch gefährlicher als er.
    (Woher weiß ich das eigentlich alles? Ich glaube, aus früheren Erzählungen. Irgendwo muß das Buch herumliegen, in dem das geschrieben steht. Wir Vorsteher sind schon lange zu handschriftlichen Aufzeichnungen gezwungen ...) Vielleicht werden die letzten von uns den Nachkommen des Shh’taterone zum Opfer fallen. Wer weiß?
    Ich weiß jedenfalls nicht mehr weiter. Inzwischen machen sich auch bei mir zusehends Nasenschmerzen bemerkbar, und ich verlasse kaum mehr die Hütte.
    Ich wollte Prurro zu mir nehmen, doch ich bezweifle, daß wir gemeinsam gegen den Shh’taterone bestehen könnten. Und ich bezweifle auch, daß sie häufiger daran denken würde, die Tür zu verriegeln, als ich.
    Sie wollte nicht zu mir. „Ich muß allein sein", hat sie gesagt.
    Sie leidet so sehr, meine arme Kleine. Ihren Verfall mitzuerleben schmerzt mich am meisten. Wenn ich nur ihre Schmerzen auf mich nehmen könnte! Ich bin alt, was würde das schon machen. Sie ist doch die Zukunft, denn daran muß ich glauben. Ich will nicht über den endgültigen Untergang meines Volkes nachdenken, das ist zu schrecklich. Das haben wir nicht verdient. Welchen Sinn hätten wir dann gehabt?
    (Was habe ich da getan? Hier sind einige unleserliche Seiten. Erneut muß ich mich selbst um Verzeihung bitten, ich kann es nicht mehr rekonstruieren.) Heute geht es mir etwas besser, und ich bin hinausgegangen. Ich kann nicht einfach herumsitzen und auf das Ende warten. Ich bin der Reihe nach zu den anderen gegangen und habe sie um eine Versammlung gebeten.
    Wir müssen noch einmal über die Archive sprechen.
    Sie sind alle gekommen. Dicht gedrängt sitzen wir im Rund, damit jeder die relative Wärme des anderen spüren kann. Keine unserer Hütten ist groß genug, um uns alle aufzunehmen, denn bisher war so etwas noch nie notwendig gewesen.( „Ihr seid alle da, also habt ihr noch nicht aufgegeben", begann ich zu sprechen. „Das dürft ihr auch nicht."
    „Aber was können wir denn noch tun?" rief Boon. „Sie haben uns vergessen."
    Den Satz wiederholten alle mehrmals wie in einem Singsang: Sie haben uns vergessen.
    „Das ist wahr", sagte ich. „Die Seelenhirten werden mit der Erhaltung des Friedens in ihrem großen Reich beschäftigt sein. Wir haben ihnen nie Anlaß zur Sorge gegeben, sondern stets unsere Aufgabe erfüllt.
    Deshalb werden wir nicht mehr unmittelbar in ihrer Erinnerung lebendig sein - doch sie müssen wissen, daß wir noch da sind. Es muß Berichte über uns geben, Aufzeichnungen, die jeder Seelenhirte am Ende seines Lebens dem künftigen übergibt. -Es gibt bestimmte Dinge, die nicht hier in den Tetragonalen bewahrt werden können, und wir, die Hüter, gehören dazu. Sonst würden wir uns selbst bewachen!"
    „Aber weshalb kommt dann keine Lieferung mehr?"
    „Das geschah, nachdem das Sternlicht erloschen ist", antwortete ich.
    „Ja, und es ist schrecklich genug, daß wir eine so dunkle Zeit

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