1898 - Das Daschka
Ehrgeizlinge und waren entsprechend unbeliebt.
„Feuer wird eröffnet!"
Ondula Kirrell preßte die Lippen aufeinander und fuhr mit der Hand kurz nervös durch ihre Haare. Der Vorname Ondula bedeutete soviel wie „die Gewellte", aber sie trug ihre Haar sehr kurz geschnitten, und sie waren von einem dunklen kupfrigen Rot.
Die Spitze des Keils hatte die GOUSHARAN erreicht und nahm die kosmische Burg unter Feuer. Auf einigen der zahlreichen Tasterbildschirme verschwand die GOUSHARAN in ‘einem Feuerball, der sich um sie herum ausbreitete und alle anderen Werte überstrahlte. Aber dann ...
Ein Stöhnen ging durch die Zentrale der OMIKRON. In der Nähe des großen Feuerballs hatte sich ein zweiter, kleinerer gebildet, der sich rasch ausbreitete und dabei an Strahlkraft verlor.
Ondula Kirrell blickte hinüber zum Ortungsoffizier, dessen Lippen blutleer geworden waren.
„Volltreffer", sagte er rauh. „Totalverlust!"
Ondula Kirrell nickte. Ihre Gefühle waren ganz andere, aber sie maßte jetzt Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen. Kaum angekommen, hatte sie in ihrer Flotte den ersten Schweren Kreuzer verloren, zusammen mit der gesamten Besatzung. Nur ein paar Sekundenbruchteile haue es gedauert, wahrscheinlich war der Tod sehr schnell und schmerzlos gekommen, aber immerhin der Tod.
„Weiter angreifen!" ordnete Ondula Kirrell an. „Und seid auf der Hut, Leute, diese Dscherro darf man nicht unterschätzen!"
Hast du das getan? fragte sie sich. Dich über - ,sie unterschätzt?
Jene Kreuzer, die in Schußposition gegangen waren, hatten inzwischen das Feuer auf die GOUSHARAN eröffnet. Die Burg der Dscherro nahm Fahrt auf und wich aus, aber der Beschuß der LFT-Schiffe zeigte an ihr keinerlei erkennbare Wirkung. Die Schutzschirme hielten dem Feuer stand.
Nur ab und zu feuerte die GOUSHARAN zurück. Angesichts der Zahl und der Kaliber der Waffen an Bord der Burg war das Gegenfeuer erstaunlich schwach, aber das bedeutete nicht, daß es unwirksam gewesen wäre.
Wieder wurde einer von Ondula Kirrells Kreuzern vernichtet, zwei andere hatten mehr Glück und wurden nur angeschossen.
Ondula Kirrell hatte erlebt, was es hieß, bei einem Raumgefecht getroffen zu werden, nur getroffen, nicht mehr.
Es gab danach mechanische Verwundungen. Irgend etwas war detoniert oder zerfetzt worden, Metallstücke waren durch die Luft geschwirrt und hatten Fleisch und Knochen zerschlagen oder durchtrennt.
Blut war geflossen, hatte Boden und Wände, vor allem aber auch die Gesichter der Verletzten bedeckt. Im Trivid sah man dergleichen oft, aber in der Wirklichkeit war es etwas anderes, einen Menschen zu versorgen, der blutverschmiert war, dem Körperteile fehlten, der unablässig schrie oder wimmerte. Allein der Geruch frischen Blutes, das in Mengen vergossen worden war-Dinge wie dieses Erlebnis konnte man weder schildern noch darstellen.
Und dann die Hitze. Metall war getroffen und sogar verdampft worden. Tröpfchen und Tropfen, manche kleiner als Stecknadelköpfe, andere als handtellergroße Fladen aus weißglühendem Spezialstahl, sprühten durch die Räume und trafen auf Fleisch, in das sie sich hineinbrannten.
In den Heldensagen der Moderne passierten solche Szenen selbstverständlich nicht. Da trugen alle menschlichen Beteiligten SERUNS, die immer perfekt funktionierten, genau wie ihre Träger. Daß es Menschen gab, die grundsätzlich keine SERUNS trugen, weil sie in den Dingern klaustrophobische Anfälle bekamen; daß es vielleicht nicht für jeden an Bord einen SERUN gab; daß jemand vor Angst oder Aufregung einfach vergaß, seinen SERUN anzuziehen, oder einfach nicht die Zeit dazu hatte, in seinen SERUN zu schlüpfen - all das kam in diesen Tapferkeitsmärchen nicht vor. Aber Ondula Kirrell wußte es besser.
Ondula drängte die Erinnerungen beinahe gewaltsam zur Seite. Nicht die Vergangenheit, die Gegenwart bedurfte ihrer Konzentration und Wachsamkeit.
„Die GOUSHARAN weicht uns aus", konstatierte sie.
Steef Waller nickte. „Und für ihre Kapazität zeigt sie nur ein sehr schwaches Erwiderungsfeuer.
Offenbar sind die Dscherro zur Zeit nicht ganz bei der Sache."
Ein leises, bitteres Lachen ging durch die Zentrale der OMIKRON.
„Hoffen wir, daß es dabei bleibt", ließ sich die Kommandantin vernehmen. „Was machen die NOVA-Raumer? Greifen sie ein?"
„Sie hängen reglos im Orbit", berichtete Steef Waller. „Als ob sie keine Besatzungen hätten!"
„Oder als ob diese Besatzungen geduldig abwarten, bis sie in unserem
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