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1898 - Das Daschka

Titel: 1898 - Das Daschka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ächzend. „Was für ein Volk, diese Dscherro!"
    Endlich hatte er es begriffen, es hatte sehr, sehr lange gedauert. Wahrscheinlich lag es daran, daß die Siganesen praktisch seit dem Beginn ihrer Geschichte eine äußerst prüde Gesellschaftsordnung für angemessen erachtet hatten. Ein anständiger Siganese nach Ansicht vieler Siganesen eigentlich ein Pleonasmus, denn Siganese-Sein und Anständig-Sein waren nahezu deckungsgleich - log nicht, er prahlte nicht, er verspottete keine irgendwie gearteten Minderheiten, und selbstverständlich redete er niemals über solche Dinge, über die man selbstverständlich nicht redete, wenn man ein anständiger Siganese war.
    Domino Ross war für einen Siganesen relativ aufgeschlossen, nicht zuletzt deshalb, weil er selbst als Prahlhans und „unanständiger Siganese" galt. Das Treiben der Dscherro verunsicherte ihn trotzdem.
    Dennoch hatte der kulturelle Hintergrund dafür gesorgt, daß es so entsetzlich lange gedauert hatte, bis sich Domino Ross hatte vorstellen können, welchem besonderen Ziel das abenteuerliche Getümmel der Dscherro und Footen diente.
    Der gedankliche Knoten war erst geplatzt, als Domino Ross sich bewußt geworden war, daß er in keinem einzigen Fall während des Daschka jemals einen Footen gesehen hatte, der sich um einen einzelnen „Verwundeten"gekümmert hatte. Ausnahmslos hatte der Foote jeweils zwei Dscherro „behandelt".
    Nachdem der Galax erst einmal gefallen war, hatten sich die einzelnen Beobachtungen lückenlos zu einem Gesamtbild zusammengefügt.
    Das ominöse Daschka, jener rauschhafte Zustand, der das ganze Kollektiv der Dscherro an Bord der GOUSHARAN befallen hatte, dieses Daschka war nichts anderes als das Paarungsritual der Dscherro. Wie so vieles andere erledigten die Dscherro anscheinend auch ihre Fortpflanzung auf ihre eigene, unverwechselbare Art und Weise.
    Domino Ross war es schon aufgefallen: Die Dscherro, die ohnehin markante Geruchsmarken zu besitzen pflegten, hatten bei seinem An-Bord-Kommen ganz besonders intensiv gerochen, weitaus stärker als üblich.
    Und ganz extrem hatte das für den Taka, den aktuellen Herrscher der Dscherro, gegolten.
    Wahrscheinlich, so hatte sich Domino Ross die Beobachtungen zusammengereimt, war es der jeweilige Taka, der mit einem hormonell gesättigten Duftschub das Startzeichen für das Daschka gab. Seine hormonelle Ausdünstung bewirkte bei den anderen Dscherro in der Burg, daß ihre sexuelle Reifung beschleunigt in Gang gesetzt und auch abgeschlossen wurde.
    Jetzt erst, während des Daschka oder kurz davor, formten sich die Geschlechter der Dscherro heraus, wurden sie zu männlichen oder weiblichen Individuen - wobei der Unterschied darin bestand, daß die weiblichen Exemplare die biologischen Konsequenzen des Daschka auszutragen hatten. In ihrem Verhalten unterschieden sich beide Geschlechter in nichts.
    Äußeres Zeichen dafür, daß die Geschlechtsreife erlangt war, war anscheinend der Verlust des Stirnhornes, das bisher eines der Geschlechtsmerkmale eines Dscherro verborgen hatte eben jene rötlich schimmernde, geschwulstähnliche Wucherung am Kopf, die bei der Paarurrg von herausragender Wichtigkeit war. Auch zwischen den Beinen wiesen die Dscherro Geschlechtsorgane auf, doch diese waren eventuell eher zweitrangig. Domino Ross konnte es nicht beurteilen.
    Denn erst durch den Kontakt dieser Wülste am Kopf wurde der eigentliche Paarungsvorgang zum Ziel gebracht, der Befruchtung - und dazu waren, wie Domino Ross endlich begriffen hatte, die Footen unersetzlich notwendig. In der Erwartung des Daschka überzogen sich die Körper der Footen mit einer schleimigen Gallerte.
    In diesem Zustand stellten die Footen dann gleichsam einen biologischen Transportdienst zwischen den Stirnwülsten der Dscherro her, bei dem die eigentliche Befruchtung stattfand.
    Die Footen waren, so seltsam das auch klingen mochte, das dritte Geschlecht der Dscherro. Es gab männliche und weibliche Dscherro, und es gab die Footen.
    Jetzt verstand Ross das Dilemma, in das er Taka Fellokk gebracht hatte und warum Fellokk sich letzten Endes den Erpressungsversuchen der Siganesen gegenüber zu solchen Zugeständnissen bereit gewesen war.
    Taka Fellokk war bereit gewesen für das Daschka; alles in ihm, seine ganze Natur, hatte danach gedrängt, das Paarungsritual zu vollziehen. Aber das war unmöglich, wenn keine Footen zur Stelle waren. Ohne Footen keine Befruchtung’- und das hätte binnen einer Generation das Aussterben des

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