1898 - Das Daschka
pellen - und zwar ohne ihm dabei einige Knochen zu brechen.
Danach ließen sich wenigstens die ersten wichtigen Parameter seines Zustandes ermitteln. Sein Herzschlag ging normal, seine Körpertemperatur lag ebenfalls im Normbereich. Der Blutdruck war geringfügig zu tief.
„Er ist verletzt worden!" fand Karemus heraus. „Ziemlich schwer, und das am Kopf!"
Er zeigte mir die Bilder, und ich wehrte ab.
„Das ist eine alte Verletzung, auf die Ross sehr stolz ist", klärte ich Karemus auf. „Ein Überbleibsel von einer Auseinandersetzung mit einer bösartigen Ratte vor etlichen Jahren. Die Narbe ist gewissermaßen zu seinem Markenzeichen geworden."
Während dieser Untersuchung hatten sich immer mehr Menschen gefunden, die sich für Domino Ross interessierten. Inzwischen wurden die Bilder aus dem Medocenter der RICO fast in das gesamte Kreuzergeschwader übertragen.
Ich nahm eine winzige Pipette zur Hand und sog damit prüfend die Luft über dem Körper des Siganesen ein. Von Alkohol spürte ich nichts, aber trotzdem war da irgend etwas.
Die nächste Probe wanderte in einen Analyseautomaten.
„Er hat Rauschgift genommen", stellte Velito Karemus entgeistert fest. „Und zwar, für seine Verhältnisse, eine ziemliche Menge."
„Was für ein Rauschgift?" wollte ich wissen. Keine Droge dieser Art hatte zur Ausrüstung gehört, die bei der Errichtung des Stützpunkts Kaktusblüte ausgegeben worden war. „Etwa ein Opiat?"
Karemus schüttelte den Kopf.
„Nein, ein Halluzinogen, ein ziemlich exotisches", wußte der Mediziner zu berichten. „Ich verstehe das nicht! Haben die Dscherro Rauschgifte benutzt?"
Ich deutete auf den schlafenden Domino Ross. Wenigstens wußten wir jetzt, daß er einigermaßen wohlauf war, jedenfalls nicht verletzt.
„Frag das diesen Schläfer!" sagte ich. „Ich habe mich in den letzten Stunden nicht in der GOUSHARAN aufgehalten, nur er war dort."
Glücklicherweise begann Domino Ross in diesen Minuten endlich aufzuwachen. Die Erleichterung darüber war allgemein.
Außer bei Ross selbst. Man brauchte allerdings sehr scharfe Augen, um das bei dem Elf-Zentimeter-Mann entdecken zu können. Er erwachte, erblickte uns - und wurde blaß und nervös.
„Hallo, Domino!" grüßte ich ihn. „Dein Funkspruch ist bei uns angekommen, und du hast recht behalten. Die Flucht der GOUSHARAN ist im letzten Augenblick vereitelt worden, vermutlich war das dein Werk!"
„Was ist passiert?" fragte Ross leise.
Der Siganese griff sich an den Kopf und betastete ihn wie einen fremden Gegenstand, der sehr zerbrechlich war.
„Du kannst dich nicht erinnern?" fragte ich.
„An nichts", antwortete Ross. „Ich weiß noch, daß ich an irgendwelchen technischen Geräten herumgebastelt habe, aber frag mich nicht, was ich da gemacht habe!"
„Was auch immer, es hat dazu geführt, daß die GOUSHARAN kurz vor dem Eintauchen in den Hyperraum explodiert ist. Gratuliere, das Problem mit den Dscherro ist dank deines Einsatzes gelöst."
Domino Ross nickte langsam, als komme ihm das erst zum Bewußtsein.
„Und du hast es lebend überstanden", fuhr ich fort. „Damit entfällt dann wohl die ehrenvolle Würdigung deines Opfertodes. Ganz ohne Ironie: Wir sind dir natürlich sehr dankbar, daß du so ein Risiko eingegangen bist. Und noch dankbarer dafür, daß du es am Ende doch noch geschafft hast. Ich nehme an, du willst dich jetzt erst einmal ausruhen und erholen."
„Es könnte nicht schaden", meinte Ross leise und massierte wieder seine Schläfen. „Mir brummt der Schädel."
„Dann ruh dich am besten aus", ordnete ich an. „Du hast es dir verdient."
Ich hörte, wie Domino Ross etwas murmelte, und sah, wie er dabei die Stirn furchte.
Das fotografische Gedächtnis und der Logiksektor halfen mir, das Murmeln zu verstehen.
„Daschka?" wiederholte ich. „Was bedeutet dieses Wort? Ist das ein Dscherro-Begriff?"
Ross machte fahrige Gesten.
„Ich weiß nicht", sagte er unruhig. „Ich kann mich nicht mehr erinnern. Zu viele Einzelheiten."
„In deinem Funkspruch hast du von einem Ritual gesprochen, mit dem sich die Dscherro offenbar stundenlang befaßt haben. Nennt sich dieses Ritual vielleicht Daschka?"
Ich machte mir Sorgen um Ross. Wahrscheinlich hatte ich viel zu früh damit begonnen, ihn nach Einzelheiten seines mutigen Vorstoßes zu befragen. Was er jetzt brauchte, waren Schonung und Rücksichtnahme.
„Weiß nicht", beantwortete er meine Frage mit sichtlichem Zögern.
Sein Magen schien unter der
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