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19 - Am Jenseits

19 - Am Jenseits

Titel: 19 - Am Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mitte vor sich. Diese finden einzeln statt, zwischen drei Beni Khalid und drei Haddedihn. Gewonnen hat der Stamm, auf dessen Seite die Mehrzahl der Sieger ist. Ihm gehört der Schatz der Glieder, welcher bis dahin in unserer Verwahrung bleibt. Die Besiegten haben den Brunnen sofort zu verlassen und also ihre Reise fortzusetzen. Als Zeit stellen wir euch die nächsten drei Stunden zur Verfügung; wenn sie vorüber sind, muß auch die Sache ausgetragen sein. Ist dir das recht?“
    „Ja; da setze ich aber voraus, daß ich jetzt freigelassen werde!“
    „Habe keine Sorge um deinen geliebten Körper! Wir können ihn nicht brauchen und geben ihn dir zurück. Doch mußt du vorher die zwischen euch und uns getroffene Vereinbarung auf dein Hamaïl (aus Mekka stammender und darum besonders heilig gehaltener Koran) beschwören.“
    „Ich bin bereit dazu!“
    „In diesem Schwur ist vor allen Dingen eingeschlossen, daß beide Parteien für den ganzen heutigen Tag auf Hintergedanken verzichten!“
    „Für später aber nicht?“ fragte der Scheik schnell.
    „Nein. Wir fürchten uns ja nicht.“
    „So bin ich auch hiermit einverstanden. Aber ich hoffe, daß dieser Kampf keine Spielerei sein, sondern um das Leben gehen soll!“
    „Natürlich! Macht nur ihr Ernst; dann ist es ja sehr gleichgültig, ob wir nur zu spielen brauchen oder nicht!“
    „Mit welchen Waffen soll er geführt werden?“
    Da antwortete mein kleiner, in solchen Dingen gradezu einziger Halef in unendlich gleichgültigem, nachsichtigem Tone:
    „Das ist uns einerlei, wirklich ganz und gar einerlei! Wir überlassen also diese Bestimmung euch. Suche die drei tüchtigsten Beni Khalid heraus, und jeder von ihnen mag diejenige Kampfesart bestimmen, in welcher er am geschicktesten ist. Wir sind es nicht gewöhnt, uns über solche Nebensachen die Köpfe zu zerbrechen!“
    „Stelle dich nicht so stolz und siegesgewiß! Der Schakal, welcher am ärgsten bellt, wird am ehesten von dem Geier zerrissen! Ich bin bereit, zu schwören!“
    Halef zeigte sich in seiner Noblesse sofort bereit, doch ergriff nun auch ich einmal das Wort, um in Hinsicht auf die Ehrlichkeit des Kampfes und unsere Sicherheit noch einige Bedingungen zu stellen, auf welche Tawil Ben Schahid einging, um seiner Fesseln so schnell wie möglich entledigt zu sein. Als dann alles so lückenlos verabredet worden war, daß für uns auch die geringste Überbevorteilung seitens der Beni Khalid ausgeschlossen erschien, banden wir ihn los. Halef setzte sich ihm gegenüber. Der Koran wurde zwischen sie gelegt, und dann schworen sie, die Hände darauf haltend, jeder für sich und die Seinen, die eingegangenen Bedingungen ehrlich und treu zu halten. Dann hing sich der Scheik sein Hamaïl wieder um den Hals und stand auf, um sich zu entfernen. Ehe er das aber tat, wendete er sich noch einmal nach uns um und sagte:
    „Ich habe noch nie mein Wort gebrochen und werde es auch heut halten; aber wehe euch, wenn ihr dem eurigen nicht treu bleibt! Ich werde schon in kurzer Zeit einen Boten senden, um euch mitteilen zu lassen, welche Waffen gewählt worden sind. Aber daß ihr es mit den drei Siegessichersten meiner Krieger zu tun haben werdet, das kann ich euch schon jetzt sagen. Ich gebe euch den Rat, immer schon jetzt drei Gruben zu machen, in die unsere Gegner zu liegen kommen, ohne eine Kijahma, eine Auferstehung von den Toten, zu erleben wie der Münedschi gestern!“
    Nun ging er und nahm den Boten seiner Leute mit.
    Es versteht sich ganz von selbst, daß sich aller Haddedihn eine sehr gespannte, erwartungsvolle Stimmung bemächtigt hatte. Ein Zweikampf auf Tod oder Leben, und zwar ein dreifacher, welch ein Ereignis für jeden Beduinen! Am wenigsten einverstanden mit dieser Wendung der Sache war der Perser, und das konnte man ihm auch gar nicht übelnehmen. Er hatte sich schon vollständig am Ziel befunden und sah sich nun gezwungen, die bereits erlangten Vorteile wieder aufzugeben und von dem Erfolge der Waffen abhängig zu machen. Ich nahm mich seiner Sorge möglichst an, und es gelang mir auch, ihn soweit zu beruhigen, daß er darauf verzichtete, gegen den Kampf um den Inhalt des Gebetsteppichs zu protestieren.

VIERTES KAPITEL
    El Aschdar
    Der für den Kampf bestimmte Platz war die weite, sandige Strecke, über welche wir gestern abend mit dem Münedschi von Ben Nur geführt worden waren. Wir gingen hinaus und zeichneten unsere Stellung und diejenige unserer Gegner mit Strichen in den feinkörnigen Boden; Halef

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