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19 - Am Jenseits

19 - Am Jenseits

Titel: 19 - Am Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bekommt drei Speere.“
    „Wenn nun aber diese sechs geworfen sind, ohne daß einer getroffen hat, was dann? Da wird wohl von neuem begonnen?“
    „O nein!“ lächelte der Bote.
    „Warum nicht?“
    „Weil es ganz unmöglich ist, daß keiner trifft.“
    „So! Ihr habt wohl auch einen sehr geschickten Speerwerfer unter euch?“
    „Er trifft stets!“ nickte der Gefragte.
    „Du machst mich ja ganz neugierig auf ihn! Ist das alles, was du mir zu sagen hast?“
    „Ich soll besonders betonen, daß keine Schonung stattfinden wird. Es soll auf den Tod gekämpft werden. Blut wenigstens muß fließen, sonst gilt der Gang nichts. Wer so verwundet ist, daß er sich nicht vom Boden erheben kann, der gilt als besiegt, und der Sieger hat das Recht, ihn vollends zu töten. Jetzt bin ich fertig!“
    „Ich aber nicht! Wann werdet ihr kommen?“
    „Eine halbe Stunde nach meiner Rückkehr.“
    „So schlagt den Weg westlich des Felsens ein! Wir bleiben hier auf dem Punkt, wo wir jetzt stehen. Welche Waffe hat euer Scheik gewählt?“
    „Welche – – –? Der Scheik – – –?“ fragte der Ben Khalid sehr erstaunt.
    „Ja, euer Scheik!“
    „Du denkst, der kämpft mit?“
    „Allerdings!“
    „O nein, das tut er nicht!“
    „Nicht? Warum?“
    „Schon der Gedanke, daß er sich mit beteilige, ist eine Beleidigung für ihn! Ein Scheik ist kein gewöhnlicher Krieger; er kämpft natürlich nur mit Scheiks.“
    „Wie natürlich wieder! Wenn wir nicht ausgemacht hätten, daß nicht beleidigend gesprochen werden darf, würde ich ihm jetzt den Vorwurf der Feigheit zurückgeben, den er uns gemacht hat. Ich bin auch Scheik; aber ich kämpfe auch mit jedem Krieger, welcher meiner Tapferkeit würdig ist. Ich werde mich auch nachher beteiligen, denn ich setze meine Ehre und meinen Stolz darauf, daß ich nicht aus der sicheren Ferne zusehe wenn meine Krieger für den Ruhm ihres Stammes ihr Blut vergießen und ihr Leben wagen. Ich weiß zwar noch nicht, ob ich die Flinte, den Dscherid oder den Ringkampf wählen werde, denn ich muß mir da erst die Gegner ansehen, aber wenn – – –“
    „Das darfst du gar nicht!“ fiel der Bote ein.
    „Was?“
    „Wählen!“
    „Wie? Ich darf nicht wählen?“
    „Nein.“
    „Wer will und kann mir das verbieten?“
    „Unser Scheik.“
    „Ah! Warum?“
    „Er hat die Waffen zu bestimmen und also auch die Bedingungen zu stellen.“
    „Von den Bedingungen ist keine Rede gewesen; aber sprich nur weiter! Ich werde ja hören, was du sagst.“
    „Unser Scheik verlangt, daß eure drei Krieger zu losen haben.“
    „Sie dürfen sich nicht selbst entscheiden?“
    „Nein. Jeder von ihnen hat an dem Kampf teilzunehmen, für den ihn das Los bestimmt.“
    „Ihr aber habt den besten Ringer gewählt?“
    „Natürlich!“
    „Den besten Speerwerfer?“
    „Natürlich!“
    „Und wahrscheinlich auch den besten Schützen?“
    „Natürlich!“
    „Höre, Mann, wenn ich dieses Wort ‚natürlich‘ nur noch einmal aus deinem Munde höre, so tue ich etwas, was dir zur Abwechslung einmal ganz unnatürlich vorkommt! Eure Pfiffigkeit wäre ja ganz lobenswert, wenn sie nicht ein so dummes Aussehen hätte. Ihr wählt für jede Waffe den besten Mann, und wir sollen uns von dem Zufall dahin werfen lassen, wohin es dem Lose beliebt! Das ist nicht etwa klug von euch, sondern etwas ganz anderes, was ich der Höflichkeit wegen nicht näher bezeichnen will!“
    Er machte eine Pause, während welcher er seine Augen von Kara auf Omar Ben Sadek und von diesem dann auf mich richtete. Ich wußte, was er dachte. Sein Sohn erriet es auch.
    „Vater, tue es!“ sagte er in bittendem Tone.
    „Was?“ fragte Halef lächelnd.
    „Wir fürchten uns doch nicht vor dem Los, und wenn du nicht darauf eingehst, so denken sie, es sei bei uns so wie bei ihnen!“
    „Wie denn, mein Sohn?“
    „Bei ihnen weiß man wahrscheinlich wohl mit der einen Waffe umzugehen, aber mit der andern nicht. Wir wollen ihnen aber zeigen, daß die Krieger der Haddedihn gelernt haben, in jedem Sattel fest zu sitzen!“
    Da ging der Ausdruck stolzer Vaterfreude über Halefs Gesicht. Er wendete sich wieder zu dem Boten und sagte:
    „Du hast die Worte Kara Ben Halefs, meines Sohnes, gehört und kennst also nun den Grund, der mich veranlaßt, auf das Verlangen deines Scheiks einzugehen. Er mag also ja nicht denken, daß er uns überlistet habe oder daß wir aus gewaltigem Respekt vor ihm das tun, was ihm seine Klugheit eingegeben hat! Die Ursache

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