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1900 - Thoregon

Titel: 1900 - Thoregon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verstorbenen Hochtechniker."
    Autrach sagte: „Ich bin nicht sicher, ob ich dich richtig verstehe. Heißt das, du hast nicht nur mit Thundergorn den Körper geteilt, sondern mit allen anderen Hochtechnikern auch?"
    „So ist es. Thundergorn, Jhonis, Prattermand ... und all die anderen."
    „Bist du also unsterblich?"
    Das schien eine schwere Frage zu sein, denn Temperou gab nicht sofort Antwort. „Fakt ist jedenfalls, daß ich noch immer nicht gestorben bin."
    „Wie alt bist du?"
    „Ich lebe mittlerweile etwas mehr als achtzigtausend Jahre."
    „Eine halbe Ewigkeit!" staunte Autrach. „Ich beginne zu verstehen, was dich so wertvoll macht. Es sind die Erfahrungen, nicht wahr?"
    „Das und die Tatsache, daß meine Denkweise mich von einem normalen Baolin-Nda unterscheidet."
    „Inwiefern, Temperou?" wollte Autrach wissen. „Ich sehe zwar äußerlich so aus wie du, und mein Gewicht liegt bei einem halben Kilogramm. Dennoch gehöre ich zu einer früheren Entwicklungsstufe. Ich bin ein toter Ast der Evolution. Mein Körper wurde extrem langlebig - aber welchen Nutzen bringt es, wenn hilflose Kreaturen wie wir ewig leben?
    Wir sind nicht stark, und über unseren ästhetischen Wert kann man streiten."
    Autrach ließ seinen Blick über die versammelten Artgenossen wandern.
    Er machte sich klar, daß in jedem dieser Makrokörper nichts als ein Klumpen Gewebe steckte, der ohne Beatmung und künstliche Ernährung nur wenige Minuten lebensfähig war.
    Temperou fügte hinzu: „Die Baolin-Nda leben im Durchschnitt fünftausend Jahre. Das ist sehr viel, gemessen an anderen Lebensformen. Wir neigen dazu, unser Leben in vollständig sicheren Bahnen zu verbringen. Die Baolin-Nda können als Rasse jedoch nur überleben, wenn es ihnen gelingt, so rasch wie möglich in eine körperlose Zustandsform überzuwechseln."
    „Davon träumen wir doch alle", wandte Autrach ein. „Träumen reicht nicht aus", hörte er das Gewissen sagen. „Wir müssen handeln, auch wenn jeder Schritt uns tausend Jahre kostet. Meine Aufgabe als Gewissen besteht darin, dies dem Hochtechniker der Baolin-Nda vor Augen zu führen. Du, Autrach, sollst unser Volk in eine bestimmte Richtung lenken."
    „Was soll ich denn tun?"
    „Ich weiß es nicht."
    Autrach wurde plötzlich ärgerlich. „Wie kommst du dann auf die Idee, ich wüßte es?"
    „Du bist sehr viel intelligenter als ich, Autrach. Ich bin nur ein Relikt. Irgendwann in ferner Zukunft bin ich vielleicht der letzte Baolin-Nda mit einem Körper. Der letzte, der mit dieser würdelosen Form von Existenz bis in alle Ewigkeit leben muß ... Beobachte ein paar hundert Jahre. Und dann werde tätig. - Ich sorge nur dafür, daß du es niemals vergißt."
    Autrach stellte seine Augen unscharf. Vom Boden des Stadions krochen wieder Dampfschwaden nach oben. Statt weiter über die Reihen seiner Artgenossen zu blicken, starrte er auf die endlose Zahl der Regentropfen.
    Eine seltsamer Gedanke ließ ihn innehalten; wer garantierte eigentlich, daß Temperou die Wahrheit sprach?
     
    3.
     
    Terraner (2)
     
    Auf der untersten Entwicklungsstufe der Intelligenz plazieren wir gewöhnlich die Wesen, die zwar zu denken gelernt haben, die aber nicht über eine nennenswerte Zivilisation verfügen.
    Auf der nächsten Stufe steht das technisierte, zivilisierte Lebewesen. Die Historiker ordnen hier den Menschen bis zum auslaufenden 20. Jahrhundert ein, vor dem Aufbruch ins Weltall.
    Auf Stufe drei sehen wir das Intelligenzwesen, das den Kosmos entdeckt und erforscht.
    Auf dieser Stufe plazieren wir den Menschen, der das Solare Imperium errichtete und bis Andromeda und M87 vorstieß.
    Die vierte Stufe bilden Völker, die im Kosmos agieren und Kontakte zu höheren Entitäten unterhalten. Dazu gehören die zeitgenössischen Menschen.
    Stufe fünf ist den Superintelligenzen vorbehalten; vergeistigten Existenzen von einer Überlegenheit, wie sie ein Terraner nur schwer erfassen kann. Wir wissen jedoch, daß die Superintelligenzen große Teile des Universums unter sich aufgeteilt haben, in sogenannte Mächtigkeitsballungen.
    Die Menschen gehören zur Mächtigkeitsballung der Superintelligenz ES.
    (Aus: Hoschpians unautorisierte
    Chronik des 13. Jahrhunderts NGZ;
    Kapitel 1.1.1. Einleitung)
     
     
    Das spannendste Rätsel des Solsystems erhob sich inmitten der Stadt Moond. Es lag im Zentrum eines weiten Platzes, der mit gelben Ziegeln gepflastert war.
    In dieser Stadt lebten keine Menschen. Menschen kamen nur als Beobachter hierher,

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