1903 - Bebenalarm
nichts erzählen?"
„Ich sehe keinen Grund dafür, Mondra. Aber wir sollten lieber zurückgehen, sie vermissen uns bestimmt."
Er zog seinen Arm zurück und stand auf. Mondra beseitigte rasch die letzten verräterischen Tränenspuren und rief dann energisch nach Norman. Der kleine Elefant war schlammverkrustet und sah aus, als müsse er eine Stunde lang gründlich gewaschen werden.
Als Bull sich umdrehte, hörte er in der Ferne ein tiefes Grollen. Für einen Moment hatte er den Eindruck, als ob der Boden leicht zitterte. Norman trompetete vor Schreck.
Mondra wurde blaß. „Beginnt so das Kesselbeben?"
„Das kann jede Menge Ursachen haben", sagte er leichthin. „Auf Terra würdest du dir gar keine Gedanken darüber machen."
„Aber Norman tut es", erwiderte sie. Mit beschleunigtem Schritt eilte sie zum Haus zurück.
*
Tebb Celestain war nur ein paar Minuten vor Reginald Bull eingetroffen und bat in großer Eile ihre Gäste zu sich. In dem provisorisch eingerichteten Wohnbereich fanden sich fast gleichzeitig auch die wichtigsten Mitglieder ihres Haushaltes ein.
„Es tut mir leid, daß alles so schnell gehen muß, aber die Dunkelheit ist nicht mehr fern", entschuldigte sich die Setchene zu Beginn und fuhr ohne weitere Überleitung fort: „Der Handelstisch ist heute nachmittag zusammengekommen. Wir haben unser gesamtes Notprogramm aufgestellt - und sofort in die Wege geleitet. Während ich mit euch spreche, wird unser Programm auf allen Kanälen im gesamten Quar-System gesendet. Es ist kein gutes Zeichen, daß wir nicht lange für die Planung brauchten, denn viel - können wir leider nicht tun."
„Das wissen wir alle, Tebb", sagte Barr. „Gibt es eine Neuigkeit über die GLIMMER?"
„Nein, und das könnte ein gutes Zeichen sein", antwortete Tebb. „Wir gehen weiterhin davon aus, daß die Anwesenheit der GLIMMER für uns Bebenhaft bedeutet, denn sonst hätte sich Eismer Störmengord längst in Sicherheit gebracht."
„Aber das kann er am letzten Tag noch tun", wandte Lurr ein.
„Nein, das nehme ich eben nicht an", widersprach Tebb. „Er will hier noch irgend etwas tun, wenn das Kesselbeben begonnen hat. Welchen Grund hätte seine Anwesenheit sonst?"
„Schön, nehmen wir also die Bebenhaft an", sprach Lokk dazwischen. „Können wir uns darauf einstellen?"
„Ja, Schwester. Unser Haus ist bereits entsprechend umgestaltet worden, und alle anderen Häuser sind ebenfalls dabei. Bei den Mietshäusern für die Alleinstehenden können wir nichts ändern, da es keine Prioritäten gibt. Wer oben wohnt und nicht in eine Notunterkunft zieht, hat eben Pech gehabt. Das Haus Celestain jedenfalls kann der Bebenhaft weitgehend getrost entgegensehen."
Tebb stellte sich aufrecht hin, damit sie besser gesehen und gehört werden konnte. Es war ihr wichtig, daß die anderen auch ihre Zuversicht mitbekamen.
Selbst für die Besucher aus der Milchstraße wurde deutlich, weshalb sie das Haus führte und so erfolgreich geworden war: Sie strahlte eine große Energie und Würde aus; auch ihre aufrechte Haltung, die Art, wie sie den Kopf bewegte und die Brustarme für Gesten einsetzte, trugen dazu bei. Man spürte deutlich, daß sie genau wußte, was sie wollte, und dabei weder Fürsorge noch Verantwortung außer acht ließ.
„Ihr wißt, daß ich euch trotz meiner vielen Schiffe nicht alle fliegen lassen kann", fuhr Tebb fort. „Wir haben einige Prioritäten gesetzt - wir haben sie setzen müssen. Doch die anderen, die bleiben müssen, können sich hier unten einigermaßen zurechtfinden.
Folgendes wird in den nächsten beiden Tagen geschehen: Alle technischen Anlagen werden der Reihe nach abgeschaltet, inklusive der Kraftwerke und der automatischen Fabriken. Nur so können wir verheerende Explosionen verhindern. Während einer Bebenhaft gibt es unserem Kenntnisstand nach ohnehin nur sehr geringe Möglichkeiten zur Stromerzeugung - wenn überhaupt. Alle Antigravlifte werden desaktiviert. Alle automatischen und nichtautomatischen Türen werden geöffnet und arretiert. Die Schächte für die Notunterkünfte werden bereits ausgebaut, wir können dazu das unterirdische Kanalsystem von Quarantimo nutzen. Sollten die Zugänge verschüttet werden, gibt es immer noch die Ausgänge in der Wüste."
„Was geschieht mit der Temperierung der Sandkuhlen?" warf eine besorgte Angestellte ein.
„Das schaffen wir mit den Solarzellen", antwortete Tebb. „Die Sonne wird uns hoffentlich genug Wärme und damit Energie liefern -
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