1909 - Der Bebenforscher
Koordinaten standen ihm zur Verfügung.
Eismer hoffte jedoch, daß er sich auf eine noch unbekannte Weise bis an sein Ziel durchschlagen konnte.
Ein halber Tag verstrich ereignislos. Die Atemluft wurde knapp.
Eismer Störmengord öffnete zum ersten Mal, mit äußerster Vorsicht, die Außentür des Containers. Er gab sich Mühe, nicht das mindeste Geräusch zu verursachen. Aber alle Behutsamkeit nützte nichts: Als er nach draußen trat, blickte er direkt in die Optik eines Wachroboters. Damit hatte er nicht gerechnet. Durch den Laderaum gellte ein sirenenhaftes Alarmsignal
6.
Protokoll der Scherben (2)
„Ja, wir haben alle bei uns aufgenommen, die das Beben überlebt haben. Ich weiß, das ist ungewöhnlich, klar. Flüchtlinge müssen im Normalfall sterben.
Ob wir keine Angst vor den Heimatlosen hatten? Daß sie unsere Häuser stehlen oder uns neue Krankheiten bringen könnten? Wo man doch in DaGlausch so viele schaurige Geschichten hört?
Nun, ein bißchen furchtsam waren wir anfangs tatsächlich ... Aber weißt du, dieses Kesselbeben brach in unmittelbarer Nachbarschaft aus. Wir hatten zu den Goldnern immer ein gutes Verhältnis, und dann kamen sie eben und baten um Asyl.
Was hätten wir denn sagen sollen? Das Boot ist voll? Wir haben keinen Platz?
Nein, sie haben uns nichts angetan. Es waren ja nicht sehr viele, nicht einmal hunderttausend. Außerdem, am Ende kam alles völlig anders. Nicht die Goldner waren es, die uns neue Krankheiten brachten, sondern es war gerade umgekehrt.
Es gab kurz darauf diese Epidemie. Da sind sie dann alle gestorben. Gegen unsere Krankheiten besaßen sie keine Abwehrkräfte, und die Goldnerärzte waren wohl genauso krank wie alle anderen.
Jedenfalls, um diese netten Leute tut es mir leid. Wollen wir hoffen, daß es so schnell in dieser Gegend nicht wieder passiert.
Kesselbeben sind die Sternenpest. Ich meine, statistisch gesehen müßten wir doch sicher sein, oder etwa nicht?"
Polizist Partout, im System Bwertz, Katastrophenzeuge
7.
Sternpoeten
Am Ende konnte er froh sein, daß sie ihn nicht ohne Anzug aus den Luken warfen; denn auch das zog die Kapitänsfrau vom Volk der Comuren in Erwägung.
Comuren gehörten zu den humanoiden Lebensformen. Ptana, so wurde die Kapitänsfrau genannt, war nicht sehr viel größer als Eismer selbst, und es hatte fast den Anschein, als ließe sie ihn aus reiner Solidarität zwischen Zweibeinern am Leben.
Eismer Störmengord wurde in die Maschinenräume verbannt. Seine Aufgabe bestand darin, Dreck wegzuputzen und den Maschinisten zur Hand zu gehen, wo immer es nötig war.
Die COMURA XII war kein sauberes Schiff.
Es gab so viel zu tun, daß Eismer mit der Arbeit niemals nachkam und er selbst am Schluß eines harten Tages noch gerüffelt wurde.
Er konnte die Maschinisten nicht leiden. Sie widerten ihn an. Solange er jedoch seine Arbeit tat, brauchte er mit den Wesen nicht mehr als die notwendigsten Worte zu wechseln.
Permanent herrschte eine empfindlich niedrige Temperatur. Comuren stammten von einem Planeten mit kühler Witterung. Da er keine zusätzliche Kleidung bekommen konnte, trug er oft den Mantel seines Vaters. Eismer empfand den Zwang als schlimme Entehrung.
Seine Kabine war ein Witz. Er bewohnte einen Verschlag mit einer provisorischen Koje, in der er nur deshalb liegen konnte, weil er ein junger Goldner war.
Zu Anfang hieß es noch, man werde ihn nach ein paar Wochen Zwangsarbeit aus dem Schiff werfen.
Aber dann gewöhnten sich die Maschinisten an den fleißigen Helfer. Die Überwachungspositronik der COMURA XII ließ ihn nicht aus den Augen, so daß sein erster - und einziger - Fluchtversuch mit einer Tracht Prügel endete.
Er schaffte es nicht, mit den Passagieren Kontakt aufzunehmen. Passagiere und Mannschaft wurden strikt getrennt. Lediglich die Kapitänsfrau Ptana und ihre Offiziere kamen mit den zahlenden Gästen in Kontakt.
Irgendwann gab er es auf. Eismer arrangierte sich mit der Lage. Er gewann seiner Kerkerarbeit das Beste ab; immerhin war es nicht uninteressant, über das Zusammenspiel der Triebwerke und Reaktoren Bescheid zu wissen.
Nach einem Jahr, so schätzte er, wußte er mehr über Maschinen als die Comuren selbst.
Seine physikalischen Grundkenntnisse kamen ihm zugute.
Er begann sich wieder ernsthaft mit dem Gedanken an Flucht auseinanderzusetzen. Im Grunde mußte er nur genug über positronische Systeme erfahren, dann ...
Aber es kam nicht mehr dazu.
Eines Tages, sie
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