Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
191 - Das Duell

191 - Das Duell

Titel: 191 - Das Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
der Lendenschurz, die blaue Hautbemalung – das war sie doch, oder? Das war doch Aruula? Oder?!
    Er ging zu dem reglosen Körper – und stutzte. Warum lag der Körper auf Bauch und Gesicht? Hatte er Aruula nicht auf den Rücken gedreht? Er grübelte so lange, bis er sich nicht mehr sicher war.
    Vor ihr ging er in die Hocke. Er streckte die Hand aus und stutzte: Blut! Jetzt erst sah er, dass seine Hände voller Blut waren. Aruulas Blut! Bitte nicht Aruulas Blut…
    Matt versuchte das Blut an seinem Hosenbein abzuwischen, doch das ging nicht, es war schon verkrustet. Er fasste die Schulter der Toten und drehte ihren Körper um. Ihr Kopf fiel zur Seite. Ein fahles, zerknautschtes, vertrocknetes Gesicht mit Schlitzaugen, blutleeren Lippen und spitzen Reißzähnen im Oberkiefer stierte ihn an…
    ***
    Es war keine Fackel, was da von weitem in der Dunkelheit geleuchtet hatte, sondern der Widerschein eines Feuers. Keines großen Feuers – Rulfan fand lediglich ein paar glühende Holzscheite, und nur an einer Stelle züngelten noch Flammen aus der Glut. Die Feuerstelle lag im Durchgang zu einem kleinen Raum.
    Vom Gang aus betrachtete Rulfan den Lichtschein an den Wänden des Raums. Doppelstockbetten standen darin. Decken und Bettzeug lagen am Boden. Moos bedeckte den feuchten Stoff. Oder war es Schimmelpilz?
    Schwer zu sagen. An manchen Stellen war das Bettzeug zusammengefault und weiter nichts als schwarze Klumpen.
    Etwas hielt Rulfan davon ab, über die Feuerstelle hinweg zu schreiten und den Raum genauer zu untersuchen. Nur ein Gefühl, eine Intuition, keine nüchterne Überlegung. Vielleicht die Menschen, die hier einst lebten; sie schienen noch gegenwärtig zu sein.
    Er kniete vor dem Feuer. War der, der ihn angriffen hatte, von diesem Feuer aufgestanden und zu ihm geschlichen? Gut möglich. Irgendjemand musste es ja angezündet haben.
    Rulfans Nackenhaar richtete sich auf. Gab es hier noch mehr heimtückische Angreifer? Er spähte hinter sich ins Dunkle und lauschte. Nichts zu sehen, nichts zu hören.
    Er spähte nach links und nach rechts. Nichts.
    Er beugte sich tiefer in den Raum jenseits der Feuerstelle. Sein Blick fiel auf ein Glas und einen Stock: eine tragbare Öllampe. Er hob das Glas vom Docht, nahm einen der halbverbrannten Zweige aus der Glut und entzündete den Öldocht. Licht! Endlich Licht!
    Rulfan fasste den Stock und hob die Öllampe hoch.
    Noch ein letzter Blick auf die alten Schlafstätten und das verrottete Bettzeug. Ein trauriges Arrangement, nach Tod und Untergang sah das aus. Er wandte sich ab. Die Lichtquelle vor sich her tragend, ging er den Weg zurück, den er gekommen war. Er wollte seinen besiegten Gegner sehen. Noch wusste er nicht mit letzter Sicherheit, ob er gegen einen Menschen oder gegen ein Tier gekämpft hatte.
    Als er in die Höhle hineinleuchtete, in der er aufgewacht war, sah er, dass der Raum mehr als nur eine einfache Höhle war. Er hatte eine Kuppeldecke mit gut erhaltener Täfelung aus Leichtmetall oder Kunststoff – genau konnte er das vom Boden aus nicht beurteilen – und war auch sonst symmetrischer und glattwandiger, als Höhlen es gemeinhin zu sein pflegten. Menschen hatten diesen Raum vor langer Zeit aus dem Fels gefräst.
    Rulfan entdeckte Wandnischen, als er auf den Toten zuging. Rohre verliefen in etwa drei Metern Höhe quer durch den Kuppelraum. Und da waren Umrisse von Dingen, die ihn an umgestürzte Bänke und Wannen erinnerten. Ein ehemaliger Waschraum?
    Er kümmerte sich nicht wirklich darum, registrierte es nur flüchtig. Seine Aufmerksamkeit galt dem Toten in der Mitte des Raums.
    Rulfan näherte sich ihm vorsichtig. Er hob die Öllampe. Ihr Schein vergrößerte sich, das Licht fiel auf den allgegenwärtigen Staub und auf Spinnennetze. Bei jedem Schritt, den Rulfan tat, huschten große Insekten über den Boden und verschwanden unter umgestürzten Körben oder in Gerümpelhaufen. Es musste viele Jahre her sein, dass Menschen hier gelebt hatten, viele Jahrzehnte; oder gar Jahrhunderte?
    Rulfan schritt hinein zwischen die Spuren untergegangenen Menschenlebens. Der Lampenschein wanderte vor ihm her – und fiel auf anthrazitfarbenes Fell. Der Albino blieb stehen. Da lag sein Gegner. Eine Taratze! Er ging vor ihr in die Hocke, und der Lichtschein zog den gesamten Körper aus der Dunkelheit. Nein, doch keine Taratze. Der Tote hatte nicht den typischen nackten, fast anderthalb Meter langen Taratzenschwanz. Außerdem trug er Stiefel.
    Rulfan beugte sich über das

Weitere Kostenlose Bücher