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191 - Das Duell

191 - Das Duell

Titel: 191 - Das Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Schritte entfernt in der roten Felswand klaffte.
    Daagson musste sich nicht umdrehen, er wusste auch so, dass sie ihm folgten. Und wären sie lebensmüde genug gewesen, um an einen Kampf gegen mehr als zwanzig Krieger und an Flucht zu denken – er hätte es erfahren, noch bevor sie zu ihren Schwertern gegriffen hätten. Wie fast alle, die zu dieser Zeit in der Umgebung des Uluru lebten, konnte Daagson Gedanken erlauschen.
    Er konnte es sogar besser als alle anderen Telepathen, die sich hier versammelt hatten.
    Fetzen von Nebelschleiern schwebten über dösenden Mammutwaranen. Die Schafstitanen weideten im dürren hohen Gras und in halbtrockenen Sträuchern und sahen aus wie graue Felsrücken. Achtzig oder neunzig Telepathen hatten sich am Rande ihres Lagers versammelt und gafften. Zwischen ihren Hütten und Zelten stiegen hie und da dünne Rauchsäulen auf.
    Matt Drax hob den Blick. Hunderte von Metern über ihnen glühte der Kamm des Uluru im Licht der aufgehenden Sonne, und ein haarfeiner Streifen zwischen Morgenhimmel und Fels schien bereits zu brennen. Er musste an Aruula denken. Hatte man ihm nicht erzählt, sie sei vom anderen Ende der Welt hierher gewandert, weil die Vision eines brennenden Felsens sie antrieb?
    Matt sah zur Seite: Rulfans Miene war wie aus weißem Marmor gemeißelt. Der Mann aus der Vergangenheit glaubte dennoch zu wissen, an was er dachte: an Aruula.
    Das ganze Lager hatten sie nach ihr abgesucht, die gesamte Umgebung des Uluru, Rulfan sogar zweimal –Aruula hatten sie nicht gefunden. Wäre sie hier am roten Felsen angekommen, hätte irgendjemand sie gesehen, so viel war klar. Sorgen quälten Matthew: War ihr etwas zugestoßen auf dem langen Weg nach Zentralaustralien?
    Vorbei am widerwärtigen Daagson spähte er zur Felsspalte. Noch hundertfünfzig Schritte. Nein, der Mann aus der Vergangenheit dachte nicht an Flucht und Kampf; jetzt noch nicht. Er hätte auch nicht an Flucht und Kampf gedacht, wenn nur zwei oder drei schwarze Krieger sie bewachen und belauern würden. Zu brennend war die Sehnsucht nach Aruula, zu verlockend die Möglichkeit, im Inneren des Felsens, jenseits dieser Spalte, etwas über das Schicksal der geliebten Kriegerin zu erfahren.
    Matt war sich ziemlich sicher, dass Rulfan genauso dachte.
    Er kniff die Augen zusammen. Bewegte sich nicht etwas dort in der dunklen Felsspalte? Tatsächlich – drei kleine Gestalten lösten sich aus Ihr und traten ins Freie, zwei schwarze und eine hellhäutige. Sie kamen ihnen entgegen.
    »Cahai«, murmelte Rulfan. »Sie bringen ihn zurück.«
    Jetzt erkannte auch Matthew Drax den jungen, schnurrbärtigen Asiaten. Nun schoss ihm doch der Gedanke an Kampf durch den Kopf, und unwillkürlich fuhr seine Rechte an seine linke Hüfte, wo ein kurzes Schwert im Gürtel steckte. Im Handgemenge während Voglers und Clarices Fluchtversuch – er wusste immer noch nicht, ob er gescheitert oder vorerst gelungen war – hatte er es einem Anangu abgenommen und nicht wieder hergegeben. Führten sie Cahai zu seiner Hinrichtung?
    Matt Drax war entschlossen, dem jungen Burschen beizustehen, wenn es nötig war, genauso wie er dem Marsianerpaar geholfen hatte.
    Dass Rulfan allerdings ebenfalls für Cahai zur Waffe greifen würde, war zweifelhaft: Der schnurrbärtige Säbelmann hatte ihm vor Monaten übel mitgespielt.
    Daagson drehte sich um und sah ihn an. Der Erste Wächter des Uluru grinste böse. »Wenn wir ihn töten wollten, würden wir dich nicht um Erlaubnis fragen, Maddrax. Aber es gibt keinen Grund, ihn zu töten.«
    Auf halbem Weg zum Felstor begegneten sie Cahai und seinen Begleitern. Wie ein freier Mann ging er vor ihnen, sogar seinen Säbel hatten sie ihm gelassen. Seine Mundpartie war blau angelaufen und geschwollen, an seinen Lippen klebten Blutkrusten, und eine große Zahnlücke klaffte in seinem Oberkiefer. In schreiendem Kontrast dazu standen seine Gesichtszüge: Sie wirkten seltsam weich, fast kindlich. Das war nicht mehr der zornige, trotzige und zu jedem Widerstand entschlossene Kämpfer, den Matt kennen gelernt hatte.
    »Freut euch, Männer«, sagte Cahai im Vorübergehen.
    »Freut euch auf die Begegnung mit dem HERRN!« Er lächelte wie in Trance. »Vergesst auch diese Frau, diese Aruula! Überhaupt: Vergesst alle Weiber! Glaubt mir, es gibt nichts Schöneres als die Vereinigung mit IHM!« Und schon war er vorbei.
    Rulfan und Matt blickten einander an. Keiner von ihnen sagte ein Wort, doch jeder las in den Augen des anderen, was dieser

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