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1915 - Herrin der Träume

Titel: 1915 - Herrin der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und sträubte sich nicht, da die neuen Informationen als Eigengewächs betrachtet wurden. Für einen Telepathen wie Gucky waren die Spuren einer Suggestion allerdings unübersehbar, das Eigene und das Fremde im Denken des Opfers ließen sich ohne große Schwierigkeiten voneinander unterscheiden. Suggestionen hatten zudem den eigentümlichen Vor- wie Nachteil, daß sie sich nach nicht allzu langer Zeit von selbst auflösten und spurlos verschwanden. Eine andauernde, tiefgreifende Persönlichkeitsänderung war auf diesem Wege nicht zu erreichen.
    Gänzlich anders schien die Arbeitsweise der Träumerin von Puydor zu sein. In einem unerhört aufwendigen und komplexen Verfahren schien Jii'Nevever gewissermaßen die gesamte Erinnerung des Opfers auszulesen, einschließlich all jener Erinnerungen, die dem Betreffenden selbst gar nicht mehr zugänglich waren, aber einen erheblichen Teil seiner Persönlichkeit ausmachten.
    Im zweiten Arbeitsgang wurden diese Erinnerungen und gesammelten Informationen, die zum Teil miteinander zu Geschichten verknüpft waren, durch neue Informationen ergänzt und erweitert. Das paßte zusammen: Zu den kuriosen Dingen des Gedächtnisses gehörte, daß darin eine beträchtliche Menge an Selbsttäuschungen. Lügen und verdrehten Tatbeständen als absolut korrekte Tatsachen enthalten war. Und zu den typischen Charaktereigenschaften eines normalen Terraners gehörte, sollten Jemals seine „Gedächtnistatsachen" und die objektive Realität in Konkurrenz treten, daß er lieber einen schmeichelhaften Unfug als Wahrheit akzeptierte, als sich einer als peinlich empfundenen Realität zu stellen.
    Was Jii'Nevever mit ihren Opfern tat, war ein außerordentlich aufwendiger, überaus komplizierter Vorgang - jedenfalls nahm Gucky das in diesem Augenblick so wahr -. bei dem aus vorhandenen Erinnerungen des Opfers, aus seinen Sehnsüchten, unbewußten Trieben und vor allem aus den Absichten der Jii'Nevever gleichsam ein neues Gedächtnis erschaffen wurde, das alles enthielt, was dazu gebraucht wurde. Jii'Nevever ging gleichsam hin, schnappte sich den Lebensroman des Opfers - und schrieb ihn einfach nach eigenem Bedürfnis um, und das so gekonnt und perfekt, daß niemand, am wenigsten das Opfer selbst, jemals bemerken konnte, auf welch raffinierte Weise dort gefälscht worden war. wenn dieser neue Lebensroman erst einmal an die Stelle des alten getreten war.
    „Bei allen Sternengeistern!" murmelte der Mausbiber, ebenso beeindruckt wie bedrückt.
    Das Verfahren der Träumerin hatte gegenüber allen anderen Methoden zur Beeinflussung von Lebewesen einen schaudererregenden Vorteil - aus der Sicht von Jii'Nevever: Die Eingriffe, die sie vornahm, ließen sich weder nachweisen noch jemals korrigieren.
    Die Traumgeschichten, aus denen sie ihre Untertanen aufbaute, wirkten völlig echt; sie waren stimmig, paßten zur Persönlichkeit des Opfers, und da das Original für immer vernichtet und gelöscht war, ließ sich diese Manipulation auch nicht wieder rückgängig machen - nicht einmal von Jii'Nevever selbst. Sie hätte im Zweifelsfall lediglich eine neue Variante des alten Lebensromans verfassen können, aber das Original ließ sich niemals wieder rekonstruieren.
    Was die Träumerin von Puydor in die Psyche ihrer Opfer hineingepackt hatte, wurde von diesen als absolut echt und authentisch empfunden, nicht als Meinung, sondern als Tatsache. Die Opfer glaubten nicht an die Geschichten der Jii'Nevever, sie wußten sie.
    Noch war der Prozeß im Gang, Gucky konnte es deutlich spüren.
    Die Besatzungen der Orbitalstationen waren stark desorientiert, kein Wunder, arbeiteten ihre Gehirne doch zur Zeit, für sie kaum feststellbar, nur mit einem Bruchteil ihrer Kapazität. Gleichzeitig wirkten die Stationsbewohner hyperaktiv, unternahmen bizarre und unlogische Aktionen, die keinen Sinn ergaben.
    Gucky begann zu ahnen, daß die gegenwärtige Situation auch für Jii'Nevever ein Ausnahmezustand war. Wahrscheinlich hatte sie normalerweise entschieden mehr Zeit, ihre Opfer auf Linie zu bringen, geduldiger und feiner abgestimmt. Jetzt mußte dies alles, um die endgültige Kontrolle über Curayo zurückzuerlangen, im Schnelldurchgang passieren. Und da Jii'Nevever nicht genügend Zeit zur Verfügung hatte, konnte sie mit ihren Aktionen nicht so lange warten, bis ihre neuen Untergebenen schliefen und von der Prozedur nichts mitbekamen. Die Träumerin von Puydor mußte ihre Arbeit bei Tage erledigen, während ihre Opfer bei vollem

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