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1915 - Herrin der Träume

Titel: 1915 - Herrin der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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murmelte der Mausbiber sarkastisch. „Alles liegt wieder einmal auf meinen Schultern!"
    Und es wurde Zeit, daß er etwas unternahm. Von innen heraus ließ sich das nicht feststellen, aber Gucky spürte sehr deutlich, daß in seinem Kopf und in seinem Gehirn nicht alles so funktionierte, wie er es gewohnt war. Seine Gedanken formten sich nur langsam. brauchten viel Zeit, um Gestalt und Kontur anzunehmen, und jede Entscheidung war sehr qualvoll und zeitraubend.
    Gucky war ganz allein. Keiner seiner drei Gefährten konnte ihm helfen. Vielleicht ...?
    Der Mausbiber dachte an die Orbitalstationen, die Curayo auf ihren Umlaufbahnen umkreisten, insgesamt einunddreißig. Vielleicht war die Reichweite der Träumerin noch nicht so groß, daß sie auch die Orbitalstationen unter ihre Kontrolle bringen konnte. Gucky war fest davon überzeugt, daß darin seine einzige Chance bestand.
    Er streckte seine telepathischen Fühler aus - und landete im Chaos.
    Fast alle Gedanken, die er wahrnehmen konnte, purzelten gewissermaßen durcheinander, überschlugen sich, widersprachen einander. Und die Träger dieser Gedanken schienen von diesem Durcheinander kaum etwas wahrzunehmen, als wären sie nicht bei Bewußtsein.
    Sie wirkten auf Gucky ähnlich wie Tiff oder Mike - oder auch er selbst. Die wenigen Gedanken, die er klar erfassen konnten, wirkten zeitlupenhaft träge und zäh, ohne daß die Personen etwas davon bemerkten. Das eigentliche Drama spielte sich im Hintergrund ihres Denkens ab, in jenen Bereichen, die einem Lebewesen einfach nicht zugänglich waren, jedenfalls nicht normalerweise.
    Es war von jeher sehr schwierig gewesen, den Menschen klarzumachen, daß es Teile ihrer Persönlichkeit gab, die zwar ein fachkundiger Außenstehender, nicht aber sie selbst erkennen konnte. „Unfug, ich bin doch nicht verrückt!" lautete meist die entrüstete Antwort, und es bedurfte stets einiger Überzeugungsarbeit, dieses Vorurteil behutsam aufzubrechen.
    Bei den zahlreichen Bewohnern der Orbitalstationen schien sich der bewußte Teil der Persönlichkeit auf einen Wert von höchstens fünf Prozent eingepegelt zu haben. Die anderen 95 Prozent waren zwar im höchsten Maße aktiv, aber dessen wurden sich die Shuuken, die Rawwen, die Aioia und all die anderen nicht bewußt.
    Wenn Gucky versuchte, mit diesen Persönlichkeitsanteilen Kontakt aufzunehmen, hatte er es mit einem unentwirrbaren Chaos zu tun. Schon normalerweise war es für ihn nicht einfach, neben den klar an der Oberfläche des Bewußtseins zutage tretenden Gedanken auch die unbewußten Regungen aufzufangen, die wirren Assoziationen, Erinnerungen, Phantasien, die auf eine ganz andere Art und Weise organisiert waren als das normale Bewußtsein. Die Bilder, Klänge, Gerüche und Gefühle im Hintergrund sprudelten so schnell und wirr durcheinander. daß es fast schon einem Wunder gleichkam, daß dieses chaotische Ganze am Ende einen völlig normal denken und empfindenden Menschen ergab.
    Bei den Puydor-Bewohnern, die unter den Einfluß der Träumerin geraten waren, war dieses Erfassen von Hintergrund-Informationen noch komplizierter. Unaufhörlich, so schien es, wurden Daten von irgendwoher abgerufen, in die Nähe der Oberfläche gesprudelt, durcheinandergewirbelt, umgruppiert, ergänzt, erweitert, abgeändert, wieder zurückgeschickt und nach kurzer Zeit erneut aufgerufen.
    Gucky gab es nach kurzer Zeit auf, weil ihm allein der Versuch Kopfschmerzen bereitete.
    Es war offenkundig - die Reichweite der Träumerin von Puydor war groß genug, bereits die Orbitalstationen zu erfassen, und ebenso offensichtlich war Jii'Nevever gerade dabei, die Besatzungen dieser Stationen auf ihre Seite zu bringen.
    Das Verfahren, das sie dabei anwandte, eben ihre Träume, unterschied sich von allen anderen Einflußmöglichkeiten, die Gucky bislang kennengelernt hatte. Es war nicht zu vergleichen mit einer hypnotischen Beeinflussung, bei der neue Informationen und Ansichten gewissermaßen in das Gehirn des Opfers eingemeißelt wurden, ohne Rücksicht auf Störungen und Schäden.
    Es ließ sich ebensowenig vergleichen mit der Arbeit eines Suggestors, wie Kitai Ishibashi einer gewesen war. Ishibashis Wirken hatte Gucky problemlos erkennen und im Zweifelsfall - sofern er das Ziel war - abblocken können. Zudem hatten diese Suggestionen neben ihren Vorteilen auch entscheidende Nachteile.
    Die Suggestion funktionierte nicht gewaltsam, sie war sanft und behutsam und gerade deswegen so wirkungsvoll. Das Ich sperrte

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