1923 - Friedensmission
mit seiner Chefin Gia de Moleon und dem Stadtteil Alashan verschwunden. Die Möglichkeit, Spionage zu betreiben, war mehr als eingeschränkt, und der LFT-Kommissar hatte keine andere Wahl, als auf eine persona non grata zurückzugreifen - nicht erwünscht auf beiden Seiten, wohlgemerkt.
Atlan hatte mit seiner IPRASA eine ausgezeichnete Untergrundorganisation zur Verfügung; zudem konnte niemand besser als er über die arkonidischen Verhältnisse Bescheid wissen. Der Arkonide hielt sich auf Terra allerdings stets nur inoffiziell auf und verhielt sich so unauffällig wie möglich, um die Stimmungsmache gegen ihn nicht noch mehr anzuheizen.
„Ich komme gerade von der RICO, aber leider nicht mit Neuigkeiten", meldete der unsterbliche Arkonide. Ohne weitere Umstände ließ er sich in einen Sessel vor dem Arbeitstisch fallen und musterte Cistolo Khan aus aufmerksamen rötlichen Augen. „Wie kommt ihr mit euren Gesprächen voran?"
„Langsam", antwortete der LFT-Kommissar ausweichend. „Die Delegierten werden natürlich auch von den öffentlichen Diskussionen beeinflußt."
„Das kann ich mir denken", behauptete Atlan.
„Trotzdem bist du gerade im richtigen Moment hereingeschneit", schwenkte der LFT-Kommissar von dem unangenehmen Thema ab.
Er berichtete, was er soeben über die Solmothen erfahren hatte. Gemeinsam schauten sie sich einen Teil der Daten an, die von der Meeresbiologin per Hyperfunk übersandt worden waren. Die Wassertänze wirkten faszinierend, doch die Erklärungen der Biologin machten klar, wie gefährlich sie zugleich für die .Solmothen waren.
Nachdem die Aufzeichnungen beendet waren, preßte Atlan die Fingerspitzen aneinander.
„Dieses Unterfangen hat etwas Rührendes wie seinerzeit Don Quijotes Kampf gegen die Windmühlen", kommentierte er kritisch.
„Naiv ist es in der Tat. Ich habe darüber nachgedacht, ob ich ihnen nicht einen Begleitschutz geben sollte."
„Das ist meiner Ansicht nach nicht notwendig. Niemand nimmt die Solmothen richtig ernst. Ich bin sicher, daß alle Angehörigen der LFT und des Forums Raglund sowie anderer Völker sie freundlich empfangen und anhören werden. Ihnen wird bestimmt kein Leid geschehen. Dafür sind sie viel zu kostbar und auch gleichzeitig zu beliebt."
„Makaber, aber wahr. Nachdem die Profitjäger endlich begriffen haben, daß nur ein lebender Solmothe Perlamarin erzeugen kann, ist jedes Handelsunternehmen ängstlich darauf bedacht, daß dem kleinen Wasservolk nichts geschieht." Cistolo Khan seufzte. „Dennoch verstehe ich nicht, weshalb sie dieses Unternehmen gestartet haben."
„Ich schon", behauptete Atlan trocken.
„Atlan, sie nehmen doch kaum am galaktischen Geschehen teil!"
„Das bedeutet nicht, daß sie sich nicht umfassend informieren. Anscheinend sind sie von den guten Absichten meines Volkes überzeugt."
Der LFT-Kommissar lehnte sich zurück. Per Tastendruck beauftragte er einen Servo, Getränke zu reichen.
„Und du?" fragte er und schaute den Arkoniden direkt an.
*
Atlan zögerte nicht mit der Antwort. „Ich glaube ebenfalls daran", sagte er prompt.
Cistolo Khan hob seine dichten Augenbrauen. „Gerade du? Das überrascht mich am meisten. Du bist doch Staatsfeind Nummer eins bei deinem Volk."
Der Unsterbliche deutete ein Lächeln an. „Eben das möchte ich ändern", drückte er mild aus.
„Woher sollte diese plötzliche Wandlung aber kommen, Atlan?" hielt Khan ihm vor. „In den letzten Jahrzehnten haben sich die Arkoniden als äußerst patriotisch gezeigt, sie wollten ihr Volk wieder zur alten Größe führen. Aus dem Grund haben sie dich verdammt, weil du bei deiner kosmopolitischen Haltung geblieben bist."
„Ich glaube nicht, daß es eine plötzliche Wandlung ist", widersprach Atlan. „An der Grundeinstellung der Arkoniden hat sich sicherlich nichts geändert. Aber sie sind nicht dumm. Sie wissen, daß mit einem galaxisweiten Krieg nichts zu gewinnen ist. Der heutige technische Standard, der allgemein bei den Völkern des Galaktikums vorherrscht, bringt ihnen keine Vorteile. Sie würden sich in einer endlosen Materialschlacht aufreiben, zermürben und letztendlich unterliegen. Eventuelle Bündnispartner würden später sicherlich abspringen, um ihre eigene Machtstellung auszubauen. Anstatt Macht zu erhalten, würde Arkon allmählich ausbluten."
„Also versuchen sie es auf diplomatischem Wege. Ist es das, worauf du hinauswillst?"
„Warum nicht? Ich finde nichts Verwerfliches an dem Wunsch meines Volkes,
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