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193 - Kurs in den Untergang

193 - Kurs in den Untergang

Titel: 193 - Kurs in den Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Bahn gerät.«
    Du bist auf der schiefen Bahn, Arschloch, dachte Zarah.
    Und: Einen Schritt weiter – und ich garantiere für nichts mehr.
    Der Lieutenant blieb stehen. »Du hast mich geschlagen. Mich!« Er berührte seine Nase und kicherte. »Respekt.« Im Licht des durch die Gitter scheinenden Mondes wirkten seine Augen eigenartig heiter. »Du hast Mut, du kleines Mistvieh. Du bist rotzfrech.« Er deutete auf die transparenten Fetzen, die sie kleideten oder nicht kleideten – je nach Standpunkt. Er befeuchtete seine Lippen. »Ich hab dich trotz der Tünche sofort erkannt. Deswegen weiß ich auch, warum du wütend auf mich bist.« Räuspern. »Ich werde dich auch erkennen, wenn du das Zeug abgewaschen hast.«
    Zarah lauschte. Ihr war unklar, was der Mann wollte.
    »Du hast Mut.«
    »Hast du schon mal gesagt.« Zarah erschrak beim Klang ihrer eigenen Stimme. Sie hatte nicht antworten wollen. Sie hatte dem Lieutenant zuhören und ihn einschätzen und durchschauen wollen. Jetzt kam sie sich wie eine Spielverderberin vor.
    »Du kannst also sprechen, hm?«
    »Klar.«
    »Wie heißt du?«
    »Und du?«
    Der Lieutenant wirkte schockiert. Es passierte wohl nicht oft, dass ihm jemand so rotzfrech kam. »Ich bin Lieutenant Swann.«
    Zarah nannte ihren Namen. Sie wusste, dass Swann am längeren Hebel saß. Mit genügend bösem Willen konnte er ihren Zusammenstoß vielleicht als Mordversuch hinstellen. Er hatte zwei – nein, mit dem Schnauzbart drei Zeugen. Er konnte ihr böse Sachen anhängen. Das Bordgericht würde sie verurteilen, und sie würde über die Planke gehen – zu den Shargatoren.
    Doch andererseits… Was wollte er dem Gericht erzählen, wenn er gefragt wurde, zu welchem Zweck er sich in dieser Nacht mit zwei Kollegen in einem Separee im Café Bordsteinschwalbe getroffen hatte? Und wie würde der Zeuge Quick die Frage beantworten, welcher Fall ihn – er hatte doch allem Anschein nach Dienst – mit heruntergelassenen Hosen ins gleiche Etablissement getrieben hatte?
    »Ich hoffe, du bist nicht nur mutig, sondern auch vernünftig«, sagte Swann. »Mit Mut allein kommt man nämlich nicht weit.«
    Es war besser, ihn kennen zu lernen, ihn auszuhorchen, um das, was er sagte, für sich und gegen ihn zu nutzen.
    Zarah wollte ihn reden lassen. Wenn sie nahe genug an ihm dran war, konnte sie ihm vielleicht in die Eier treten und die Fliege machen…
    Sie räusperte sich. »Kommt drauf an.«
    Erst als Sterne vor ihren Augen tanzten und sie spürte, dass ihr Hinterkopf gegen die Wand geknallt war, begriff sie, wie schnell und bösartig Swann sein konnte.
    Seine Rechte würgte ihren Hals. Er schleuderte ihren Kopf hin und her. »Was glaubst du, was wir hier machen, du kleines Mistvieh? Glaubst du, mir ist nach Spielen zumute, hm?«
    Krachen in ihren Gehörgängen. Wieder schlug ihr Kopf gegen die Wand, klatschte seine Linke auf ihre Wange. »Ich sag dir, auf was es ankommt! Auf mich! Du tust, was ich sage, du Missgeburt! Begreifst du das? Hast du mich verstanden? Antworte! Antworte, du…! ANTWORTE!«
    Zarah röchelte. »Ja-a-a…« Sie war wie betäubt – und schockiert wie noch nie. Sie hatte mit allem gerechnet. Nun kriegte sie alles – und war trotzdem nicht darauf vorbereitet.
    Swann ließ sie los. Zarahs Knie gaben nach. Sie sank auf den Boden, hockte vor ihm auf den Knien, was noch entwürdigender war.
    »Wie alt bist du?« Seine Stimme war ein Fauchen.
    »S-sechzehn…« Zarah hatte furchtbare Kopfschmerzen und mörderische Angst.
    »Schön.« Das Wort klang nicht erfreut. Swann wurde leiser.
    »Ich sag dir, welche Wahl du hast: Du verstummst und wirst auf der Stelle blind, oder du gehst schwimmen, sobald du wieder auf freiem Fuß bist.«
    »Komm ich denn auf freien Fuß?« Zarah war erstaunt.
    Swann nickte. »Leider. Weil du erst sechzehn bist.« Er knurrte. »Hätten wir dich geschnappt, wärst du längst bei den Shargatoren. Aber du bist Morellis Jungs in die Hände gelaufen. Das sind bürokratische Kommissköpfe – und stolz darauf, dass ihr Wachbuch immer stimmt.«
    Ich muss Morelli dankbar sein. »Ich wähle das Verstummen und Erblinden«, sagte Zarah, »obwohl ich gar nicht weiß, was ich für mich behalten soll.«
    Swann lachte. Er klang diesmal nicht unsympathisch. »Du lernst schnell.« Er griff in ihr Haar, spielte mit einer Strähne.
    »Aber wer sagt mir, dass ich dir glauben kann, hm?« Er trat ans Fenster, winkte ihr zu. »Komm her!«
    Zarah richtete sich langsam auf und schaute die Tür an.
    »Lass

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