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193 - Kurs in den Untergang

193 - Kurs in den Untergang

Titel: 193 - Kurs in den Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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nicht auf, Danny. Kämmt alles durch.«
    »Es ist dunkel da unten, Jack. Sehr dunkel.« Morelli machte nicht den Eindruck, als sähe er eine Chance, Hawkeye unter Deck zu finden. Wahrscheinlich sah er in der Suche nur Verschwendung ohnehin knapper Ressourcen.
    »Gib deinen Jungs Fackeln.«
    »Die Fackeln werden kapp.«
    »Ich weiß.« Ibrahim knirschte mit den Zähnen. »Ich weiß auch, wie beschissen unsere Lage ist.«
    Morelli nickte, tippte an seinen Helm und ging hinaus. Der Rudergänger und sein Stellvertreter nickten ihm zu.
    Ibrahim, hinter dem Kartentisch, stand auf und trat ans Fenster. Sein Blick wanderte über die stahlblaue See, dann über das allmählich an den Rand des alten Flugdecks wuchernde Dorf. Menschen, Menschen… wohin man schaute.
    Unter Deck sah es kaum anders aus.
    Viele Parteigänger McNamaras hatten abgemustert. Viele andere Menschen waren in Mittelamerika oder auf Südseeinseln von Bord gegangen, um zu siedeln.
    Ibrahim trauerte niemandem nach. Er hätte selbst gern abgemustert. Doch nach der Wende war seine Freundin schwer erkrankt. Natürlich hatte er sie nicht allein lassen können.
    Inzwischen war sie tot. Und nun war alles nicht mehr so einfach. Die HOPE war nicht nur die Heimat vieler Menschen, sie war in dieser neuen Welt auch eine Festung, die Schutz vor Gefahren bot: In den über fünfzig Jahren, seit die HOPE in dieser Ära unterwegs war, hatten ihre Forschungskommandos an Land unglaubliche Dinge gesehen und erlebt. Für eine homogene Gruppierung, die ihr Leben nach der Zentralen Dienstvorschrift der US Navy ausrichtete, waren die Feudalsysteme auf den Kontinenten Krebsgeschwüre, die man, wenn man zu seinen demokratischen Idealen stand, eigentlich bekämpfen musste.
    Wohin sie auch kamen, an welcher Küste die HOPE auch anlegte – entweder empfand man ihre Präsenz als bedrohlich, oder ihre stählerne Pracht erweckte das Begehren örtlicher Herrscher, die sich gut vorstellen konnten, ihr Imperium mit Unterstützung einer solchen schwimmenden Festung auszudehnen.
    Schon dies war ein Grund, den Flugzeugträger nicht einfach aufzugeben. Nein, wenn sie ihn aufgeben wollten, mussten sie ihn auch vernichten.
    Das friedlichen Menschen Abscheu einflößende Sinnen und Trachten imperialer Mächte übte auch an Bord auf gewisse Kreise einen Reiz aus: Einige Offiziere machten keinen Hehl daraus, dass ihnen die Vorstellung gefiel, vor einer klimatisch wie landschaftlich schönen Insel zu liegen und wie die alten Kolonialisten ein Königreich zu erobern. Zu Ibrahims Erstaunen waren auch Personen für diese Idee zu haben, die auf der Dienstgradleiter weniger hoch standen: Sie gingen wohl davon aus, dass sie, wenn die Offiziere sich zu Königen erhoben, in den Offiziersrang aufsteigen konnten.
    »Wann hört diese Scheiße endlich auf?«, hörte Ibrahim Wilkinson fragen.
    »Welche?«
    »Die verdammte Flaute! Wir kommen nicht von der Stelle. Glaubst du, wir werden Australien je zu sehen kriegen, Jack? Oder werden McNamaras Jünger uns vorher töten?«
    Sie stand plötzlich neben ihm und nahm seine Hand.
    Ibrahim schaute sie an und stellte mit Erschrecken fest, wie alt sie geworden war.
    ***
    September 2512
    Vor der untergehenden Sonne hatte der Katamaran schnittig und romantisch gewirkt. Als er von seinem Inselausflug zur HOPE zurückkam und längsseits ging, sah Zarah der Crew allerdings an, dass sie auch diesmal keine Quelle gefunden hatte.
    Dann war sie eingeschlafen. Als sie die Augen wieder aufschlug, war es Nacht. Sie war ganz oben auf dem Tower.
    Unter ihr machten sich irgendwelche Gestalten an einer quietschenden Gerätschaft zu schaffen. Eisenketten rasselten in die Tiefe. Zarah lugte über die Reling. Der Katamaran wurde zu Wasser gelassen und lief wieder aus. Sie schaute müde übers Wasser und sichtete eine andere Insel. Sie war größer, buckliger und bewaldeter als die letzte.
    Unter ihr wurde leise geredet.
    Krach. Hinter ihr flog eine Tür auf und schlug gegen die Wand des Deckhauses.
    Zarah fuhr herum. Der ins Freie tretende Mann war Captain Ibrahim. Er hatte keine Stiefel an; er ging auf Socken.
    Nachdem er die Schwelle überquert hatte, verharrte er und schaute sich stirnrunzelnd um.
    Zarah hatte das Gefühl, dass er nicht wusste, wo er war.
    Sein Blick wanderte über ihr Gesicht. »Ich glaube, wir hatten noch nicht das Vergnügen…«
    »Nee.« Zarah schüttelte den Kopf. Ihr war sehr komisch zumute: als stünde sie vor einem König.
    Die Gören hatten ihr allerhand über

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