1931 - TraumdÀmmerung
Erkennen. Alles wies darauf hin, daß der „Professor" einer Gehirnwäsche unterzogen worden war und seine Persönlichkeit verloren hatte.
Obwohl er seinen ehemaligen Mitarbeiter bedauerte, atmete Vago dennoch erleichtert auf. Er hoffte, daß er hier ein unbeschwertes Leben führen konnte.
Wenige Tage später, als er am Fuße eines Vulkans Lavagestein einsammelte, tauchten auf einmal vermummte Gestalten auf und betäubten ihn. Als er wieder zu sich kam, fand er sich in einem winzigen Raum ohne Fenster. Offenbar stand er unter ständiger Beobachtung, denn sogleich nach dem Erwachen kam einer der Vermummten zu ihm und unterzog ihn einer medizinischen Untersuchung.
„Ich nehme an, das ist das Ende meiner Flucht und ihr werdet mich Garmor Kasistan ausliefern", sagte er resignierend.
„Maul halten!"
Vago wußte nicht, wie lange er in diesem Gefängnis zubrachte. Aber irgendwann wurde er von den Vermummten abgeholt. Man fesselte ihn, stülpte ihm eine Kapuze mit Atemmaske über den Kopf und brachte ihn weg. Der Transport war eine qualvolle Prozedur, da Vago keine Ahnung hatte, was mit ihm passierte.
Am Ende raunte ihm eine verstellte Stimme zu: „Tod den Träumern von Puydor! Und sei froh, daß wir dem Professor zuvorgekommen sind. Er war ein Konditionierter."
Vago fand sich erneut auf einem Raumschiff und wurde wiederum mit einer neuen Identität auf eine andere Welt gebracht. Dieses Schicksal widerfuhr ihm noch einige Male - und in stets kürzer werdenden Intervallen. Daraus schloß er, daß ihm Garmor Kasistans Schergen immer dichter auf den Leib rückten. Und Vago mußte sich fragen, wie lange es noch dauerte, bis sie ihn schnappten und töteten.
Lohnte es sich denn überhaupt, vor den Schergen davonzulaufen?
Zuletzt landete er auf Gorzache. Das war zu dem Zeitpunkt, als Slirten Tuugara die Rebellen unter Garmors beiden Stiefbrüdern vernichtend schlug. Danach erfuhr er nichts mehr über die Geschehnisse in der Galaxis, denn nach Gorzache drangen keine Nachrichten.
Es war eine ungastliche Wüstenwelt, auf der man sich nur mit Sauerstoffmasken bewegen konnte, da die Atmosphäre von Krankheitserregern verseucht war. Einst hatte es sich um eine blühende Welt gehandelt, erfuhr Vago. Aber vor Jahrzehnten hatte hier ein Krieg zweier in Streit geratener Varmiren-Clans stättgefunden, bei dem auch bakteriologische Waffen eingesetzt worden waren.
Am besten verließ man die beengenden Sauerstoffkuppeln erst gar nicht, um ganz sicherzugehen, daß man sich kein Virus einhandelte. Es gab zwar eine Funkstation, doch besaß diese keinen Hypersender; Raumschiffe kamen alle heiligen Jahre mal vorbei. Die Fähre, die ihn abgesetzt hatte, war das einzige Raumfahrzeug nach vielen Monaten, das man auf Gorzache gesehen hatte. Die Ortungsgeräte reichten nicht weiter, als das Auge blicken konnte. Man lebte von verdorbenen Lebensmitteln aus Militärbeständen, die in unregelmäßigen Abständen auf dieser Welt abgeladen wurden.
Vago war natürlich eine willkommene Abwechslung. Man wollte alles mögliche über die Zustände in der Galaxis von ihm erfahren. Um seine Ruhe zu haben, täuschte diesmal er eine Amnesie vor.
Vago war am Ende angelangt. Und das meinte er voll und ganz. Nach jeder Flucht hatte sein Leben an Qualität verloren, und er hatte sich seines Friedens nur in immer kürzer werdenden Abständen erfreuen können.
Nun war er in der Hölle gelandet.
Konnte man denn noch tiefer ins Elend absteigen?
Vagos Quartier maß drei Schritt in jeder Richtung. Seine Schlafstätte diente ihm gleichzeitig als einzige Sitzgelegenheit, von Hygiene keine Spur. Er dachte immer öfter daran, mit diesem Leben Schluß zu machen.
Nach zehn Tagen Aufenthalt beherrschte diese Idee sein Denken.
Er war wie meist auf seiner Liege ausgestreckt und sinnierte über eine Methode, die es ihm ermöglichte, mit Anstand aus dem Leben zu scheiden. Aber es fiel ihm keine ein - nicht auf Gorzache.
Überall in der Kuppel entstanden auf einmal tumultartige Geräusche, wie sie nur durch ein überaus ungewöhnliches Ereignis ausgelöst werden konnten. Etwa die Landung eines Raumschiffes. Vago glaubte, etwas in der Art aus dem Stimmengewirr herauszuhören. Nach einiger Zeit erklangen Strahlenschüsse und Schmerzensschrei, und dann herrschte Stille.
Auf dem Gang ertönten Schritte von mehreren Personen. Sie klangen militärisch und kamen immer näher. Vago lächelte in Erwartung seines Endes.
Aber wenn er sich täuschte und es sich um Nento Kunars
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