Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1936 - Im Para-Bunker

Titel: 1936 - Im Para-Bunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
sagte sie dann zögerlich, „als wäre er irgendwie richtig wach, auf irgendeiner geistigen Ebene. Und auf dieser Ebene berührt er mich ..."
    „Berührt dich?"
    „Er stellt irgendeine Art von Beziehung zwischen uns her, zwischen ihm und mir, und das gefällt mir nicht so gut."
    „Tuyula", sagte der Ara sanft. „Dieser Mann ist praktisch gehirntot. Er denkt nicht mehr, das kannst du an den Instrumenten sehen."
    „Und wenn er sie beeinflußt?" fragte Tuyula Azyk besorgt. „Wenn er etwas daran macht, daß sie falsch anzeigen?"
    Dr. Arbezin stutzte für einen Augenblick, dann schüttelte er den Kopf.
    „Unsinn!" sagte er scharf und stand auf. „Machen wir für heute Schluß, Tuyula. Es ist besser so. Morgen machen wir dann weiter."
    „Und wie lange noch?"
    Dr. Arbezin war Wissenschaftler, und dem entsprach auch seine Antwort.
    „So lange, bis wir in der einen oder anderen Richtung ein brauchbares Ergebnis erzielt haben, Kind.
    Komm nun!"
    Ovelo Kerren stieß einen langen Seufzer aus. Er schaltete den Monitor aus, auf dem er Tuyula und den Ara beobachtet hatte.
    „Wieder nichts!" sagte er achselzuckend. „Wahrscheinlich wird das niemals etwas werden."
    „Man darf nicht die Geduld verlieren", bemerkte Lionella von Zar. „Irgendwann wird schon etwas passieren."
     
    10.
     
    TLD-Center, Luna, 14. Juni 1290 NGZ „Ich gebe dem Bluesmädchen noch zwei Wochen", sagte Noviel Residor gelassen. „Hat sie bis dahin kein befriedigendes Ergebnis erzielt, brechen wir das Experiment ab. Es schadet dem Mädchen nur."
    Bei einigen der Umstehenden hoben sich die Brauen. So zartfühlend und rücksichtsvoll hatte man den neuen TLDChef bisher nur selten erlebt.
    Noviel Residor war Terraner, geboten im Jahr 1239 Neuer Galaktischer Zeitrechnung in Terrania. Er war 189 Zentimeter groß, sehr schlank und wirkte, wenn er sich bewegte, stets ein bißchen ungelenk und schlaksig. Residor war kahlköpfig, dadurch wirkte sein Schädel noch kantiger als normal. Dunkelbraune Augen, eine gerade Nase, ein breiter Mund; dies in Verbindung mit einer sehr präzisen manche sagten: messerscharfen Stimme, die nur selten von sehr knappen Gesten begleitet wurde, ließ ihn als ein äußerst effektives Präzisionsinstrument erscheinen, genau der richtige Mann für diesen extrem schwierigen Job als TLD-Chef.
    Residor trug wie immer unauffällige, salopp wirkende Kleidung, ohne irgendwelche modischen Akzente. Er glaubte, dergleichen nicht nötig zu haben. Es entsprach seinem Charakter, auch von sich selbst kein Aufsehen zu machen. Seine Arbeit präzise zu erledigen, das war sein Ziel.
    Residor hatte Logistik studiert, die Wissenschaft vom Nachschub- und Versorgungswesen; richtig vorstellen konnte sich niemand, daß Residor sich jemals wirklich dafür interessiert haben. sollte. Er hatte das Studium auch mit zweiundzwanzig Jahren abgebrochen und war dann seiner Abenteuerlust gefolgt. Bewerbung beim Terranischen Liga-Dienst, Ausbildung zum Agenten und Einsatzführer; ein Top-Mann in jeder Beziehung. Seine ersten Einsätze hatte er mit 25 Jahren absolviert und sich dabei als Draufgänger mit sicherem Instinkt für kalkuliertes Risiko bewährt.
    Fünf Jahre später, mit dreißig, hatte er bei einem Einsatz einen schweren und folgenreichen Unfall mit beträchtlichen Verletzungen überstanden. Da er bereits vorher testamentarisch verfügt hatte, daß er im Falle des Falles keinerlei technische Implantate bekommen wollte, hatte man auf organische Implantate zurückgegriffen.
    Sein Gehirn war teilweise zerstört gewesen und mußte zelltechnisch rekonstruiert werden, ebenso die Schädeldecke. Persönlichkeit, Gedächtnis und Erinnerungen waren dabei nicht geschädigt worden - so genau wußte man das allerdings nicht - ,allerdings brachte die neue Schädeldecke keine Haare mehr hervor, was seine Kahlköpfigkeit erklärte, die inzwischen zu einer Art Markenzeichen geworden war.
    Neun Monate hatte Noviel Residor gebraucht, bis er wieder voll einsatzfähig gewesen war. Dann hatte er allerdings zu seiner eigenen Verwunderung festgestellt, daß der Unfall seinem Gehirn in einer Beziehung dennoch recht schwere Schäden zugefügt hatte: Nach seiner eigenen Auskunft war er nicht mehr imstande, Gefühle zu empfinden, genauer gesagt Gefühlsregungen, denn seine Sinneswahrnehmung funktionierte nach wie vor einwandfrei.
    Ob das stimmte - seine Mitarbeiter wußten es nicht. Immerhin hatten sie Gelegenheit festzustellen, daß Residor sich nicht mehr um Frauen bemühte,

Weitere Kostenlose Bücher