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1936 - Im Para-Bunker

Titel: 1936 - Im Para-Bunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Toten, noch immer in ihre SERUNS gehüllt, die ihnen offenbar - warum eigentlich? - nichts genützt hatten.
    Die Helme waren geschlossen.
    Es war eine häßliche, widerwärtige Aufgabe.
    Natürlich starben jeden Tag auf der Erde und den anderen Welten der LFT Millionen von Menschen; bei einer Bevölkerung von einigen zehn Milliarden Menschen war das selbst bei einer Lebenserwartung von bis zu 200 Jahren ein völlig normaler Vorgang. Aber man starb in aller Regel an Altersschwäche, sehr selten an schweren Krankheiten und noch seltener an Unfällen oder durch Verbrechen. Bei Menschen von weniger als einhundert Jahren den Tod diagnostizieren und die Ursache klären zu müssen war in jedem Fall eine extrem unangenehme Angelegenheit.
    Ich starrte auf die Helmscheibe des SERUNS, den der erste Tote trug. Sehen konnte ich nichts, denn die Scheibe war von innen mit einer Masse überzogen, deren Herkunft ich mir nicht erklären konnte.
    Es gab für mich keine Alternative, keinen Ausweg - ich mußte den Helm öffnen, von außen.
    Als ich danach in das Innere des Helmes blickte, stieß ich einen unterdrückten Schrei des Entsetzens aus. Ich könnte nicht anders, ich mußte mich abwenden und heftig würgen.
    So etwas Gräßliches hatte ich noch niemals zuvor gesehen ... .
     
    3.
     
    Tahun, März 1273 NGZ Auch das Gesicht des Chefpathologen von Tahun wirkte käsig; ein Anflug von Ekel war darauf zu sehen.
    Tahun war früher das medizinischwissenschaftliche Zentrum der USO, der United Stars Organisation, unter dem Befehl von Lordadmiral Atlan gewesen, aber diese Zeiten waren seit langem vorbei - leider, wie viele meinten. Jetzt war Tahun eine jener auf Medizin spezialisierten Welten geworden, auf denen zahllose Wissenschafter, Ärzte und Techniker ihrer Arbeit nachgingen. Ähnliche Welten waren Aralon, die Heimat der Aras, die zwar längst nicht mehr als die Galaktischen Mediziner galten, aber immer noch einen hervorragenden Ruf auf ihrem Gebiet genossen, und Mimas, der Saturnmond.
    Nach einem ersten prüfenden Blick auf die beiden Leichen hatte ich den Kommandanten der LYRA-PSR-14 dringend gebeten, sie nach Tahun zu schaffen. Größenwahn war mir glücklicherweise ziemlich fremd, und ich hatte sofort begriffen, daß eine eingehende pathologische Untersuchung der Todesumstände dieser beiden Galaktiker meine Fähigkeiten und die Möglichkeiten der Medostation auf der LYRA-PSR-14 bei weitem überstieg.
    Der Kommandant hatte meinem Wunsch entsprochen, und jetzt war ich mit meiner makabren Begleitung auf Tahun.
    Vincent Garron ging es, wie ich wußte, inzwischen wieder recht gut abgesehen von einigen Kleinigkeiten.
    So hatte er sich beispielsweise dagegen gewehrt, seine Verbrennungen nachbehandeln zu lassen, um wirklich sämtliche Spuren dieser Verletzungen verschwinden zu lassen. Folglich würde er, bis er sich eines Besseren besann, mit allerdings kaum noch sichtbaren Verbrennungsnarben durchs Leben gehen müssen. Falls er sich es anders überlegte, ließ sich das allerdings innerhalb weniger Stunden beheben.
    Außerdem - eine ziemlich seltsame Nebenwirkung der Katastrophe - war Garrons Sehvermögen neuerdings eingeschränkt. Eine gründliche Untersuchung seiner Augen hatten seine Aussagen nicht bestätigen können sowohl der Sehnerv als auch Stäbchen und Zäpfchen im Auge waren völlig normal - ,aber er blieb hartnäckig bei der Behauptung, neuerdings nur noch in Schwarzweiß sehen zu können.
    „Sie sind regelrecht explodiert", sagte der Chefpathologe leise. „Beide Augäpfel sind explodiert. Die Masse an den Visierscheiben der SERUNS ist das, was von den Augen übriggeblieben ist."
    Das war das erste, was ich hatte sehen können und was mir einen Schock versetzt hatte.
    Die Augenhöhlen der beiden Unfallopfer waren leer gewesen, vollständig, ein Anblick, der auch hartgesottenen forensischen Medizinern auf den Magen schlagen konnte. Eine Erklärung gab es dafür nicht.
    Der Mann vor uns hatte Brandon Garfield geheißen, Astrophysiker, knapp über siebzig Jahre alt, in der Blüte seines Lebens. Er hinterließ zwei ehemalige und eine gegenwärtige Ehefrau sowie sechs Kinder aus diesen drei Eheverträgen. Keinem dieser Hinterbliebenen war der Anblick der Leiche zuzumuten.
    „Okay!" stieß der Chefpathologe hervor. „Entfernen wir den SERUN, damit wir die Leiche untersuchen können."
    Ich wandte mich ab, aber vor meinem geistigen Auge stand noch der Anblick von Brandon Garfields Kopf. Die Haut hatte seltsam fahl und leicht

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