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1936 - Im Para-Bunker

Titel: 1936 - Im Para-Bunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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außen hinaus", belehrte er den Fragesteller. „Mikrowellen wirken hingegen gleichsam von innen, es sind keine Verbrennungen zu erkennen, aber die tödliche Wirkung ist die gleiche. Enthält ein Gegenstand viel Wasser, wie beispielsweise die Augäpfel oder ein rohes Ei, beginnt das Wasser im Inneren sehr bald zu kochen und entwickelt Dampf, der ein Ei oder einen Augapfel zerplatzen läßt. Und genau das ist höchstwahrscheinlich in diesem Fall passiert!"
    Es war eine Situation, die ich ganz bestimmt niemals, bis ans Ende meiner Tage nicht, vergessen werde, schrecklich und bizarr. Wir umstanden die Leiche eines Menschen und diskutierten, als handele es sich um eine komplizierte Denksportaufgabe, die diversen Möglichkeiten und Aspekte, als ginge uns diese Tragödie in Wirklichkeit gar nichts an.
    „Einspruch!" machte sich plötzlich eine junge Frau bemerkbar; die Farbe ihres Gesichtes zeigte an, daß auch sie unter einem Schock stand, aber ihre wache Aufmerksamkeit war wohl immer noch aktiv.
    „Bitte?"
    „Diese Männer hatten SERUNS an", sagte die Frau; ihre Stimme, zuerst merklich belegt, wurde mit jedem Wort deutlicher und kräftiger. „Wenn ein SERUN-Träger von Strahlung getroffen wird, gleichgültig welcher Art diese Strahlung ist, schaltet der Pikosyn automatisch und sofort die Schirmfelder ein, die auch für Mikrowellenstrahlung unpassierbar sind. Diese Männer können demnach gar nicht von Mikrowellen getroffen worden sein!"
    Ich sah viele gerunzelte Stirnen. Es paßte uns nicht in den Kram, aber die junge Frau hatte zweifelsfrei recht. Auf der einen Seite schien festzustehen, daß die Toten von den Mikrowellen buchstäblich gegart worden waren - auf der anderen Seite aber wurde das durch die SERUNS unmöglich gemacht.
    „Vielleicht wurden die SERUNS aus irgendeinem Grund vorher defekt oder unbrauchbar", vermutete jemand.
    Der Klang der Stimme machte schon deutlich, daß der Sprecher selbst nicht an diese These glaubte.
    Perfekt im Sinne einer wirklich einhundertprozentigen Zuverlässigkeit waren nicht einmal die SERUNS; kein Menschenwerk erreichte diesen Wert. Aber die Wahrscheinlichkeit, daß gleich drei SERUNS gleichzeitig defekt wurden, lag so nahe bei Null, daß sich eine weitschweifige Diskussion darüber erübrigte.
    Ich sah, wie sich der Chefpathologe an mich wandte.
    „Kollege", begann er höflich. „Du hast berichtet, daß es einen Überlebenden gegeben hat, einen gewissen Vincent Garron, nicht wahr? Und daß dieser Mann sich Verbrennungen zugezogen hat, richtige Verbrennungen?"
    Ich nickte.
    „Verbrennungen ersten, zweiten und dritten Grades", bestätigte ich sofort. „Ich habe sie selbst behandelt. Von einer starken Quelle von Mikrowellenstrahlung kann Garron nicht getroffen worden sein, sonst hätte er in jedem Fall, selbst einem leichteren, nachweisbare innere Verletzungen davontragen müssen."
    „Wie ist das möglich?" wollte der Chefpathologe wissen. „Die drei Männer waren doch zur gleichen Zeit am gleichen Ort, in der Zentrale einer Space-Jet. Und sie waren der gleichen Katastrophe ausgesetzt, einem überraschenden Ausbruch von Energie in der Nähe einer Nova, oder? Weiß übrigens jemand, ob dabei Mikrowellen freigesetzt werden können?"
    „Soweit ich informiert bin", antwortete ich schnell, „wird dabei Energie in jeder Form freigesetzt, und zwar in sehr großer Intensität, also auch Mikrowellen." .
    „Die Garron aber im Unterschied zu diesen beiden Männern nicht erreicht zu haben scheinen?"
    „Mikrowellen werden beispielsweise von Metall reflektiert", gab ich zu bedenken. „Deswegen darf man ja auch keine Metallgefäße in die Mikrowellenherde stellen, das würde das Gerät wegen der Reflexionen zerstören. Wenn du willst, werde ich mich sofort bei der LYRA-PSR-14 nach genaueren Umständen erkundigen. Vielleicht hat sich Garron ..."
    „Darf ich daran erinnern", sagte die Sprecherin von vorher, „daß die Hülle einer Space-Jet ebenfalls aus Metall besteht?"
    Wieder machte sich unbehagliches Schweigen breit. Das Rätsel wurde immer größer.
    „Ich werde nachfragen", sagte ich und war froh, aus dem Saal mit den Leichen entkommen zu können.
    Draußen lehnte ich mich zunächst einmal gegen eine Wand, holte langsam und tief Luft und versuchte, mein aufgebrachtes Nervensystem wieder in den Griff zu bekommen. Erst danach fühlte ich mich imstande, den nächsten Hyperkomanschluß aufzusuchen.
    „Wie bitte? Habe ich das richtig. gehört? Mikrowellenstrahlung?" fragte

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