1939 - Auf den Spuren eines Gottes
ausgeführt, wie er sie in Kooperation mit der Positronik ausgearbeitet und angeordnet hatte. Eine unbekannte Macht schien von außen einzugreifen, sie schien das Raumschiff hin und wieder auf einen anderen Kurs oder eine abweichende Sinkgeschwindigkeit zu bringen.
War es das seltsame, quallenförmige Wesen, das dem Raumer vorausflog?
Es war flach wie eine Meduse, schien - von oben gesehen - rund zu sein und hatte einen Durchmesser von etwa 50 Metern. Deutlich hob es sich von dem gelblichbraunen Gas der Atmosphäre ab. Es leuchtete in verschiedenen roten und grünen Farbtönen, wechselte die Farben jedoch einige Male und erschien dann gelb, blau oder in einem makellosen Weiß. Tentakelartige Genbilde ragten aus seinem vorderen Körperteil hervor.
Sie schwenkten hin und her, krümmten sich oder bildeten gemeinsam Zeichen, die für Icho Tolot nicht immer verständlich waren. Während er sie beobachtete, erfaßte er immerhin so viel, daß ihm das fremdartige Wesen damit signalisierte, welchen Kurs er fliegen sollte.
An seinem hinteren Ende befand sich ein Stachel, der etwa einen Meter lang und wie ein Angelhaken nach vorn gebogen war. An seinem spitzen Ende blitzte es hin und wieder schwäch auf, und der Haluter vermutete, daß es mit diesem antennenartigen Gebilde Energien in sich aufnahm, daß es möglicherweise aber auch in der Lage war, damit Energiestöße abzugeben.
Das merkwürdige Wesen blieb nicht allein.
Je tiefer die INTURA-TAR sank, desto mehr Wächter wurden es, bis sich schließlich neun dieser Wesen vor dem Raumer her bewegten. Je weiter das Raumschiff in die unteren Schichten der Gasmassen aber eindrangen, desto kleiner wurden die quallenartigen Wesen. Ihr Körper wurde unter dem immensen Druck offensichtlich zusammengepreßt.
Er war nicht bereit, sie heilige Wächter Yammamihus oder göttliche Wesen zu nennen, und entschied sich für den Namen Smyrnen.
Regen aus Ammoniak peitschte gegen die Schutzschirme der INTURA-TAR und es wurde so dunkel, daß die Positronik die Scheinwerfer einschaltete. Angesicht der Dichte der Atmosphäre war das nahezu sinnlos, da das Licht so gut wie nichts ausrichtete.
Allein - mit Hilfe der Ortungsgeräte war eine Orientierung möglich, doch auch sie war stark eingeschränkt. Fünfdimensionale Störfelder und in immer stärkerem Maße auftauchende feste Körper in dem für Sauerstoffatmer giftigen Gemisch der Atmosphäre erwiesen sich als gefährliche Irritationen sowohl für die Ortungsgeräte als auch für die Positronik und für den Haluter.
Icho Tolot hatte das Gefühl, niemals zuvor in seinem langen Leben so hart und angestrengt gearbeitet zu haben. Die Umweltbedingungen erforderten immer wieder blitzschnelle Reaktionen von ihm, da die Gewalt der Stürme ein geradezu unvorstellbares Ausmaß erreichte.
Ein Raumschiff wie die INTURA-TAR war eindeutig für Sternenflüge konstruiert, nicht aber für Tauchgänge in eine tobende und sich immer mehr verflüssigende Atmosphäre, in der es höheren Anforderungen gerecht werden mußte, als sie normalerweise an ein Tauchboot gestellt wurden.
Hatten die Stürme schon in den gasförmigen Bereichen der Atmosphäre mit ungeheurer Wucht getobt, so wurden sie nun zu Strömungen voller Wirbel, saugenden Strudeln und unberechenbaren Fließzonen. Kaum hatte Icho Tolot den Raumer einigermaßen stabilisiert, als er auch schon von schier unwiderstehlichen Kräften in die Höhe gerissen oder urplötzlich in die Tiefe geschleudert wurde. Dabei fielen die Mächte der Natur von Smyrno mit einer solchen Schnelligkeit über die INTURA-TAR her, daß kaum Zeit für Reaktionen blieb.
Als der Haluter schon glaubte, schwieriger könnten die Landemanöver nicht mehr werden, tauchten überraschend Eisbrocken von beträchtlichen Dimensionen vor dem Raumschiff auf. Es war zu spät für ihn, um noch ausweichen zu können. Mit einer Geschwindigkeit von mehreren hundert Stundenkilometern rasten die Eisblöcke heran und prallten gegen die Energieschirme, in denen sie sich augenblicklich auflösten.
Im Augenblick der Auflösung entwickelte sich eine beträchtliche Wärme, das Eis verwandelte sich in Gas. Gleichzeitig führte der immense Druck der planetaren Atmosphäre dazu, daß das Verdampfen rückgängig gemacht wurde; das erneut gefrierende Eis wurde wiederum gegen die Schutzschirme gedrückt und zum wiederholten Male verdampft.
Es entstand ein thermodynamisches Chaos, das nun dazu führte, daß eine riesige Blase aus Gas um die INTURATAR herum
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