1944 - Haß gegen Alashan
anderes. Frag doch mal die Mütter meiner Freundinnen! Die sind noch viel schlimmer dran als du!"
Das stimmte; Tess war weiterhin kerngesund und widerstandsfähig. Abgesehen von ein oder zwei Erkältungen hatte sie noch nie eine Krankheit gehabt, auch keinen Unfall, bei dem sie sich etwas hätte brechen können.
„Aber du hörst auch gar nicht mehr Musik wie früher, bist immer unterwegs ..."
„Ich könnte dauernd Bäume ausreißen! Es macht mir Spaß, Sport zu treiben! Und unterwegs in der Rohrbahn oder im Luftbus kann ich genug Musik hören. Warum machst du dir immer so viele Gedanken, Mama?"
„Ich weiß nicht. Vielleicht, weil du mein einziges Kind bist." Sandra strich der Tochter über die Haare.
„Für mich bist du etwas ganz Besonderes, deswegen maß ich mir Gedanken machen."
Das Gesicht des jungen Mädchens wandelte sich plötzlich, es wurde hart und abweisend. Fast schroff sagte es: „Das stimmt nicht. Ich bin überhaupt nichts Besonderes! Du redest dir das nur ein. Ich bin wie jeder andere, nicht mehr und nicht weniger!"
Dann lief das Mädchen davon.
3.
Alashan, 12. Juli 1290 NGZ
Sie haben immer noch nichts von mir bemerkt, nach all den Monaten nicht. Ich habe einen sicheren Weg gefunden, um nachts an Nahrungsmittel heranzukommen. Das Zeug ist ekelhaft, aber es erhält mich am Leben.
Obwohl es nichts gibt, für das es sich zu leben lohnt. Im Grunde habe ich nur noch ein einziges Ziel: Rache! Ich hasse sie alle, und ich werde sie vernichten.
Ich habe einen Weg gefunden, meinen Mikro-Hypersender mit den jämmerlichen Hilfsmitteln, die ich bei der Katastrophe retten konnte, zu verstärken. Seine Reichweite dürfte jetzt groß genug sein, daß ich einen Kontakt herstellen könntemit wem auch immer. Es ist mir völlig gleich, wer mir zu Hilfe kommt. Jeder kann mir nützlich sein in meinem Kampf.
Ich sende meinen Ruf, warte und beobachte von hier oben. Es fällt mir schwer, meine Waffen nicht zu benutzen und sie einzeln niederzustrecken, einen nach dem anderen. Das wäre natürlich töricht, doch ich male es mir gern in Gedanken aus. Das hilft mir über die Zeit des Wartens hinweg.
Heute nacht werde ich wieder hinausgehen. Ich maß meine Vorräte erneuern. Obwohl ich ohnehin kaum etwas zu mir nehme. Aber ich brauche meine Kräfte für meine Rache. ‘Das Warten fällt mir so schwer.
Wenn ich nur endlich Kontakt bekäme!
*
„Nun, inwieweit sind wir für den Krisenfall Robinson inzwischen gewappnet?" erkundigte sich Gia de Moleon, Chefin des Terranischen Liga-Dienstes, per Funk beim Cheftechniker Howard Kurtz.
Der Mann hatte das Pech gehabt, als erster den Ruf zu beantworten. Alle anderen hatten wohl schon geahnt, wer anrief, und sich erst recht in ihre Arbeit vertieft.
Aber Howard Kurtz geriet nicht in Panik. Ein Strahlen erhellte sein breites, freundliches Pfannkuchengesicht. „Möchtest du dich persönlich von unseren Fortschritten überzeugen?"
„Aber gern", antwortete Gia verdutzt. Die stets liebenswert erscheinende, mit über 130 Jahren bereits vorzeitig ergrauende, leicht gebeugte Dame, konnte sehr resolut werden, wenn sie nicht schnell genug ihren Willen bekam. Verhalten und Kleidung waren stets unauffällig, nach außen hin zeigte sie selten heftigere Gefühle. Aber ihr Tonfall konnte sehr ungemütlich werden, und das genügte in den meisten Fällen, um ihr Heer von Agenten auf Trab zu bringen.
Oder die Techniker. Gia hatte sich schon beinahe gewundert, daß ihr Anruf überhaupt so schnell beantwortet wurde. Meistens gab es Ausreden wie „ich konnte gerade nicht weg", „ich habe nichts mitbekommen, weil ich so beschäftigt war" und ähnliches. Das hatte sich vor allem in letzter Zeit gehäuft, als die Arbeit immer mehr und die Zeitvorgabe immer knapper wurde.
Howard Kurtz strahlte noch heller. „Du kannst gleich vorbeikommen, wenn du Zeit hast", fügte er auffordernd hinzu.
Die Marsgeborene deutete ein anerkennendes Nicken an. „Ich mache mich umgehend auf den Weg." .
Der Cheftechniker erwartete die TLD-Chefin in der Werft, wo die GOOD HOPE III derzeit nach ihrer schweren Havarie, die sie nach dem Rückflug von dem Korrago-Planeten Kre’pain erlitten hatte, instandgesetzt wurde. Der 120-Meter-Kugelraumer zeigte äußerlich kaum mehr Beschädigungen, nur hier und da maßte noch Hand angelegt werden, um die Wandung wiederherzustellen. Im Innern des Schiffes ging es zu wie in einem Bienenschwarm.
„Das Metagrav-Triebwerk wird keine Mucken mehr machen",
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