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1944 - Haß gegen Alashan

Titel: 1944 - Haß gegen Alashan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Sie fand es nur schade, daß ihre Familie es wohl niemals sehen würde.
    Unterwegs machte Tess noch ein paar Einkäufe, bevor sie nach Hause ging. Sie traf zwei Nachbarn, die sie ebenfalls zu einem Ausflug einluden, und - lehnte dankend ab. „Ich habe in ein paar Tagen eine Zwischenprüfung, ich muß wirklich lernen."
    Viele junge Leute trugen blaue Pullover, Westen oder Shirts mit dem TERRA - NATION ALASHAN-Logo. Tess trug nach wie vor am liebsten Weiß, Grau oder Schwarz, aber sie befestigte gern einen rechteckigen, blauen Anstecker mit dem Signet irgendwo an der Kleidung. Somit trugen sie alle ein Stück Heimat mit sich herum und fühlten sich nicht so fremd, wenn sie beispielsweise den Sternenhimmel über sich betrachteten.
    „Tess, mach doch mal eine Pause!" meinte einer der jungen Männer. „Du kannst doch nicht immer nur arbeiten."
    „Tu ich ja gar nicht. Ich will es nur nicht schleifen lassen, sonst habe ich hinterher die doppelte Arbeit."
    Im Prinzip hätte Tess es sich mit dieser Prüfung sehr einfach machen können, wenn sie nicht soviel Verantwortungsbewußtsein besessen hätte. Niemand hätte ihren kleinen Schwindel je bemerkt, und sie wäre sehr gut dagestanden.
    Niemand wußte von ihrem Geheimnis, nicht einmal ihre Eltern. Tess hatte es ihr junges Leben lang verstanden, Mißtrauen rechtzeitig zu erkennen und entsprechend zu handeln. Früher war es auch mehr eine Empathie gewesen. Doch seit Beginn der Pubertät hatte sich das auf einmal geändert, hatte es sich weiterentwickelt und war stärker geworden, und Tess hatte begriffen, daß sie eine Telepathin war.
    Allzu ausgeprägt war das Talent noch nicht. Das Konzentrieren auf andere Gedanken war äußerst schweißtreibend und verbrauchte eine Menge Energie.
    Tess spürte zwar, solange sie zurückdenken konnte, stets ein Summen in ihrem Kopf, ein Flüstern und Wispern, nicht stärker als das Rascheln von Blättern. Sie war daran gewöhnt, es quälte sie nicht. Im Gegenteil, sie hatte sogar meistens ihre mentalen Fühler ausgestreckt, ließ sie oberflächlich über die ganze Stadt schweifen und tastete nach diesem Summen, Flüstern und Wispern, ohne Einzelheiten herauszufiltern. Es war ein Teil ihres Lebens, gehörte dazu. Manchmal, wenn sie auf heftige Emotionen traf, zog sie sich erschrocken zurück.
    Doch einzelne Gedanken konnte Tess nur dann deutlich lesen, wenn sie sich gezielt und mit allen Kräften darauf konzentrierte - und auch nur für kurze Zeit.
    Tess wäre es niemals eingefallen, ihr Talent zu mißbrauchen. Sie wollte nicht wissen, was ein anderer über sie dachte, denn sie schätzte die Intimsphäre von Menschen sehr hoch ein. Trotzdem war es ihr bewußt, daß sie ihre Gabe nicht einfach leugnen konnte. So trainierte sie heimlich und behutsam, am liebsten auf irgendwelchen fröhlichen Veranstaltungen, Spiel- oder Rummelplätzen, bei denen die Menschen nur auf das Vergnügen konzentriert waren.
    In einem Moment wie gerade eben las sie natürlich keine Gedanken, da genügte schon die jugendliche Erfahrung.
    „Na schön, da kann man eben nichts machen", sagten die beiden Jünglinge achselzuckend und trollten sich.
    In sich hineinlächelnd, gab Tess den Öffnungskode an der Tür ein.
    Plötzlich zuckte sie zusammen, ihr Kopf fuhr ruckartig hoch. Mit geweiteten Augen blieb sie auf der Türschwelle stehen, starr und blind. Alle Sinne waren nach innen gerichtet, versuchten zu verstehen und zu ergründen, was ihre telepathische Gabe plötzlich aufgefangen hatte.
    Einen kurzen, heftigen Impuls, der so stark gewesen war, daß sie ihn mühelos hatte empfangen können, ohne sich bewußt darauf zu konzentrieren. Es hatte sie vollkommen überrascht -und ließ sie nicht mehr los.
    Es war nicht so sehr ein Gedanke, vielmehr ein Gefühl.
    Glühender Haß.
    Tess begann am ganzen Leib zu zittern. Sie versuchte, die Verbindung zu kappen, aber es gelang ihr nicht. Es war, als würde ihr Verstand in ein tiefes, schwarzes Loch gesaugt.
    „Nein!" flüsterte Tess. Sie ließ ihre Einkäufe fallen und griff sich an den Kopf. „Essoll aufhören", wimmerte sie. „Bitte, hör doch auf ..."
    In ihrem ganzen Leben hatte sie kein so entsetzliches Gefühl gehabt. Wie der Abgrund des dösen erschien es ihr. Es machte ihr angst, und sie begann zu schreien. Der Schmerz in ihrem Kopf wurde immer heftiger, je mehr sie sich dagegen wehrte. Ihr PSI reagierte unkontrolliert, plötzlich stürmten Gedankenfetzen Hunderter, vielleicht Tausender Menschen auf sie ein, ohne daß

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