1955 - Kampf um Thagarum
seine Achse. Das nächste, was Ganzetta hörte, war das Zischen eines Strahlschusses und dann ein Ächzen von den Lippen des Maahks, der direkt neben Ganzetta zusammensackte.
Ganzetta ließ den Körper, der ihm Deckung geboten hatte, fallen und nahm den Angreifer unter Feuer.
Es war ein altmodisch aussehender algiotischer Roboter, der nach zwei Treffern auseinanderbarst.
Ganzetta stieß eine wlatschidische Verwünschung aus, als er den Körper des Soldaten auf den Boden gleiten ließ. Der Maahk war tot. Gerade erst aus eigener Lebensgefahr gerettet hatte er sein Leben geopfert, um das von Ganzetta zu schützen.
Der Wlatschide blickte um sich.
Was er sah, war ein totales Chaos. Überall lagen Soldaten und Roboter in Deckung und beschossen sich mit ihren Waffen. Dabei waren die Roboter klar im Vorteil. Ihre künstlichen Gehirne waren weitaus schneller in der Lage, Freund von Feind zu unterscheiden und dementsprechend zu handeln.
Auf der anderen Seite war das Grundmuster algiotischer Roboter den Gharrern und Maahks bekannt.
Außer diesen gab es auf dem Schlachtfeld nur noch die terranischen Roboter, deren Äußeres so markant war, daß man sie problemlos identifizieren konnte.
Ganzetta konnte sehen, daß einige seiner Wlatschiden nur ein Stück von ihm entfernt gelandet waren.
Sofort machte er sich daran, seine Leute aufzusuchen und wieder zu sammeln. Für die Wlatschiden war ein Sonderauftrag vorgesehen, der aber erst in einem späteren Abschnitt dieses Kampfes zum Tragen kommen sollte. Bis zu diesem Zeitpunkt mußte Ganzetta seine Truppe beieinanderhalten.
„Wir sind auf Thagarum gelandet!" gab er per Funk an die Einsatzzentrale an Bord der DARTANA durch. „Ich gebe Befehl zum Sammeln!"
Aus dem Weltraum heraus, mit den Mitteln moderner Technik, war es gewiß ein leichtes, die Übersicht über die Geschehnisse am Boden zu gewinnen. Von unten sah das ganz anders aus.
Der Boden war zerklüftet, überall gab es Schründe, Klüfte und Einschnitte in den Fels, Höhlen und andere Verstecke, in denen ein Gegner nur schwer auszumachen war. Hinzu kam die Atmosphäre über dem Planeten, die eine Orientierung sehr erschwerte, vor allem, wenn man einen Raumanzug mit Helm trug: Der immer wieder stürmisch werdende Wind riß Schmutz vom Boden auf, schleuderte ihn durch Wasserstoff und Methan, sorgte so für eine häufig sehr düstere Kulisse.
Ganzetta kauerte sich hinter einen Felsen, in der rechten Hand hielt er seine Waffe. Dann sah er eine Gestalt in Raumanzug näher kommen, ein Wlatschide. Ganzetta winkte ihn zu sich heran.
„Wo sind die anderen?" wollte er wissen.
Hinter der Helmscheibe erkannte er das Gesicht von Orvetto, einem der Freiwilligen, die sich zu diesem Kommando gemeldet hatten. Orvetto wirkte verwirrt und sehr nervös.
„Sie sind überall über das Gelände verstreut", wußte Orvetto zu berichten; seine Stimme klang hektisch.
„Ich weiß nicht genau, wo sie alle stecken."
Ganzetta unterdrückte einen Fluch.
Das Unternehmen „Sturm auf Thagarum" begann ganz und gar nicht gut und ...
*
„Vince!" rief Tuyula Azyk laut und hämmerte mit den Fäusten gegen die Tür. „Warum machst du nicht auf, Vincent?"
Mal rief sie den Mutanten beim kompletten Namen, mal bei seiner terranischen Abkürzung, deren Sinn sie aber nicht einsehen wollte. Tuyula konnte sich selten entscheiden, welcher Name der bessere war. Meist wählte sie „Vince", wenn sie sich mit ihm enger verbunden fühlte. Auf dem langen Flug war das immer öfter der Fall gewesen.
Doch jetzt rührte sich nichts. Die junge Blue trat bis zur gegenüberliegenden Wand zurück und versuchte es noch einmal.
„Ich bin es, Tuyula. Laß mich doch ein!"
Wenigstens der Servo seiner Kabine hätte antworten müssen. Aber er tat es nicht.
Beunruhigt machte sich das Mädchen auf den Weg zur Medostation der MERLIN. Dort fand sie den Terraner Dr. Julio Mangana. Er war der Chefarzt des Zentralmoduls und kümmerte sich persönlich um den MonochromMutanten. Der stattliche, hochgewachsene Mediziner erinnerte sie stark an den plophosischen Starschauspieler Pierco Brosnell, von dem sie auf dem Saturnmond Mimas mehrere Trivid-Streifen gesehen hatte. Auch sein Gehabe war nicht unbedingt das eines Arztes.
„Hallo, Tuyula", rief er ihr entgegen, als stünde er auf einer Bühne und gäbe Autogramme. „Was führt dich zu mir?"
„Hast du Vincent gesehen, Julio?"
„Ist er nicht in seiner Kabine? Ich habe noch vor einer Viertelstunde mit ihm
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