1955 - Kampf um Thagarum
eigenen Volkes waren sie so gut verloren. Der dritte, unverletzte Tazole stand an der Wand und schwieg trotzig, während Mhogena ihn befragte.
Die Wlatschiden nahmen ihnen die Kampfanzüge ab. Unter den Helmen kam eine metallene Haube zum Vorschein, die den Kopf mit Ausnahme der Gesichtspartie einhüllte. Sie bestand aus einem feinmaschigen Drahtgitter und einer flachen, kompliziert wirkenden Schaltplatte auf dem kahlen Schädel.
„Es sieht aus wie eine Fernsteuerung", mutmaßte Ganzetta. „Als würden diese Wesen von einer zentralen Stelle aus gelenkt. Vielleicht vom Nordpol oder einem Orbit aus."
Mhogena war ganz anderer Meinung.
„Nehmt ihnen die Gitter ab!" ordnete er an und zog sich in den Hintergrund des Raumes zurück.
Ganzetta spürte die Aufregung, die den Gharrer befiel. Er trat von einem Bein auf das andere, änderte mehrfach seinen Standort und stieß mehrere Seufzer aus.
„Es funktioniert", verkündete er nach einer Weile. „Erst wollte ich es gar nicht glauben. Es sind die Gitterhauben, die sie vor meiner Fähigkeit schützen. Aber damit ist es nun vorbei."
Ganzetta staunte, wie schnell die Methode der Psi-Reflexion funktionierte. Minuten nur dauerte es, bis die Tazolen von allein zu sprechen anfingen. Es bestätigte sich, daß sich ihr Anführer, der Scoctore Vil an Desch, zum Pilzdom am Nordpol abgesetzt hatte. Das Rätsel um das Geheimnis der tazolischen Immunität war somit gelöst. Sie trugen metallene Gitterhauben auf dem Kopf, Produkte einer aufwendigen Technik, die sie gegen die Einflüsse der PsiReflektoren abschirmte.
Mhogena faßte seine Gedanken in eine Feststellung, die bereits viel über die möglichen Hintergründe aussagte.
„Diese Hauben entstammen einer höheren Technik, als sie die Völker Algions entwickelt haben."
Eine Befragung der drei Überlebenden ergab keine Hinweise. Sie wußten nichts darüber.
„Kümmert euch um die Hauptschaltzentrale!" wies Mhogena die Gharrer und Maahks an. „Ganzetta, deine Kämpfer übernehmen die Suche nach Versprengten. Kein Tazole darf in der Nähe der Station bleiben."
„Das ist eine unserer leichtesten Übungen, Fünfter Bote."
Die Wlatschiden zogen unter Ganzettas Kommando ab.
*
Am Treffpunkt warteten die Kameraden bereits seit Stunden. Als Patrick Wynes endlich eintraf, machten sie ihm Vorwürfe.
„Ich habe dem Angehörigen eines anderen Volkes das Leben gerettet", entschuldigte er sich. „Falls das als Begründung nicht reicht ..."
Diese Begründung reichte natürlich.
Die Cameloter vergewisserten sich, daß alle Systeme ihrer SERUNS einwandfrei arbeiteten, dann flogen sie in einem weiten Bogen um das inzwischen verlassene Kampfgebiet herum und stiegen in die Atmosphäre auf. Wynes sendete den gerafften Impuls an die MUEHLENDYCK. Das Schiff löste sich nach kurzer Zeit von seiner Position im Orbit und stieß zu erneuten Messungen in die Atmosphäre Thagarums herab.
Die Freiwilligen und ihr Chef schleusten unbemerkt ein und kehrten eine halbe Stunde später in die MERLIN zurück.
„Ich hoffe, es war für jeden von euch ein unvergeßliches Erlebnis", verabschiedete Wynes die Männer und Frauen. „Ich danke euch im Namen der Schiffsführung, daß ihr euch für den Einsatz gemeldet habt."
Patrick Wynes ging in seine Kabine und ruhte erst einmal einige Augenblicke aus.
Nachdem er geduscht hatte, lehnte sich der Stellvertretende Feuerleitchef der MERLIN in seinem Sessel zurück und legte die Füße auf den Tisch. Der Rapport bei Korom Misur konnte warten.
„Leute, wißt ihr eigentlich, wie man sich als Geheimnisträger fühlt?" murmelte er im Selbstgespräch.
„Einerseits ganz toll, andererseits ziemlich bescheiden, weil man für den Rest der Zeit den Mund halten muß.
Und dabei wäre dieses Abenteuer wert, darüber zu reden. Nun gut, vielleicht schreibe ich es auf, wenn ich eines Tages meine Autobiographie verfasse. Servo!"
„Du möchtest bestimmt etwas essen, Patrick."
„Trinken, nur trinken. Einen gepflegten Rotwein." Er lächelte versonnen vor sich hin.
10.
Mhogena suchte sofort nach seiner Rückkehr in den Orbit die MERLIN auf. Dr. Julio Mangana, mit Tuyula Azyk im Schlepptau, holte ihn an de? Schleuse ab. Der Mediker brachte den Fünften Boten in die Medostation.
Vincent Garron lag auf dem Bett und rührte sich nicht.
„Wir halten ihn in leichtem Tiefschlaf, damit er die Schmerzen nicht so spürt", erläuterte der Arzt den Zustand seines Patienten. „Wenn du dich mit ihm befassen
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