1959 - Im Hypertakt
benötigen auch 1230 Ortungsvorgänge pro Sekunde. Mit jedem Sprung legen wir eine riesige Entfernung zurück. Hypertakt-Ortung ist nur sinnvoll, wenn jeweils die aktuellsten Schnappschüsse verwendet werden können."
„Bei welchem Wert liegen wir der zeit?"Aagenfelt antwortete: „Bei etwas unter vierhundert."
„Warum so wenig?"
„Weil ich es noch nicht besser hingekriegt habe", versetzte Aagenfelt beleidigt. „Bei einer Ortung aus dem Hypertakt-Flug heraus dringt man ja nicht ganz in den Normalraum ein, sondern man bleibt kurz vorher hängen. Das bedeutet, man muss aus einem mathematisch nicht gültig definierten Zustand heraus eine hyperphysikalische Fernortung ausführen. Und zwar innerhalb einer extrem knapp bemessenen Zeit." Monkey schwieg eine Weile und starrte Aagenfelt unbeeindruckt an. „Du sprachst von einem zweiten Problem", erinnerte er den Physiker. „Ja. Das zweite Problem ist die SOL selbst. Das Schiff besitzt eine ziemlich extravagante Form. Stell dir einfach vor, dass die Hantel eine Art Schlagschatten wirft. Dieser Schatten beeinträchtigt die Ortungsergebnisse." Aagenfelt lachte. „Wir stehen uns, wenn man so will, buchstäblich selbst im Weg. Aber ich kriege das in den Griff."
„Auf welche Weise?"
„Ich werde zunächst ein Modell bauen. Dann mache ich mir Gedanken." Aagenfelt konnte sich nicht vorstellen, dass Monkey wirklich verstand, was er meinte. .Aber das störte ihn nicht. Mit Hilfe des Oxtorners fertigte er ein naturgetreues Modell der SOL an, im Maßstab eins zu 8000, was exakt einem Meter Länge entsprach.
Das Modell bestand aus gegossenem Plastik, von einer automatischen Werkbank in die von SENECA berechnete Form gebracht. Innen war das Modell hohl. Es wog nicht mehr als etwa fünf Kilogramm, und die größte Schwierigkeit bestand darin, die sperrige Hantelform durch die Türen in sein Labor zu bugsieren. Von da an thronte die SOL auf dem großen Labortisch. „Du glaubst nicht wirklich, dass du mit diesem Modell fünfdimensionale Berechnungen ausführen kannst", unterstellte Monkey ihm skeptisch. „Nein. Das Modell ist eine Gedankenkrücke. Eine Inspiration, wenn du so willst."
Aagenfelt dachte intensiv darüber nach, welche Einflüsse die Formgebung der SOL auf die Ergebnisse der Hypertakt-Ortung haben konnte. Der Blick nach draußen verlangte besondere Methoden. Er war auf dem besten Weg, diese Methoden zu entwerfen. Innerhalb weniger Tage gelang es ihm, die Zahl der Ortungen auf neunhundert pro Sekunde anzuheben. In dieser Zeit gingen die Reaktorblöcke 3 und 4 praktisch gleichzeitig ans Netz. Und wieder erreichte im täglichen Betrieb nichts davon das Triebwerk.
Die Reaktoren liefen permanent, allein um den Technikern die Fehleranalyse zu ermöglichen. Dass das Ergebnis immer noch gleich Null war, konnte Aagenfelt nicht verstehen. Die SOL bewegte sich in einem intergalaktischen Kriechtempo; viel zu langsam, um kosmische Aufgaben zu bewältigen.
Ein Schneller Kreuzer der LFT hätte dieselbe Entfernung in der halben Zeit zurückgelegt. Aagenfelt unternahm einen weiteren Probelauf. Vor den Augen des Terraners und des Oxtorners erschien ein Abbild der Sternenumgebung.
Diesmal war es ein sehr exakt wirkendes Bild. Es reichte noch immer nicht, um damit präzise zu manövrieren. Doch es lieferte eine ungefähre Vorstellung über die Sternformationen in Flugrichtung. „Wie weit sind wir eigentlich schon geflogen, Tautmo?" fragte Monkey. „Du meinst, seit dem Aufbruch von Alashan?"
„Ja."
„Das kann ich nicht sagen. Es ist zwar mittlerweile möglich, aus dem Hypertakt-Flug heraus Fernortungen anzustellen. Aber nicht über Galaxien hinweg. - Wahrscheinlich könnte dir SENECA die Antwort geben. Aus unserer Geschwindigkeit und der verstrichenen Zeit im Hypertakt-Modus müsste sich die ungefähre Position errechnen lassen."
Aagenfelt vergewisserte sich, dass die akustische Standleitung zu SENECA aktiviert war. Er wartete einen Moment lang ab, ob der Bordcomputer sich von allein meldete. Als das nicht geschah, erkundigte er sich in gehobenem Tonfall: „SENECA? Wie lautet die Antwort?" Die Biopositronik gab im selben Moment Antwort. „Mittlerweile hat die SOL neun Millionen Lichtjahre zurückgelegt", hörte Aagenfelt den Computer. „Gorhoon befindet sich noch vier Millionen Lichtjahre entfernt. Als Ankunftszeit ist nach wie vor der 28. Dezember terminiert."
Aagenfelt fühlte sich von Monkey ins Visier genommen. „Das ist nur noch ein Monat, Tautmo" ,sagte der
Weitere Kostenlose Bücher